Elena Brambilla- und Wojtek Czyz segeln mit Sailing4handicaps, um Menschen in armen, entlegenen Ländern mit Beinprothesen zu versorgen. In Marokko waren sie erstmals aktiv.
Sie kauften einen Katamaran, bauten ihn drei Jahre lang zur schwimmenden Werkstatt um und segelten los. SegelReporter interviewte den Initiator vor der Abfahrt in Neustadt/Holstein an der Ostsee.
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Nun haben die ex Profi-Hochspringerin und der mehrfache Paralympics-Sieger in Marokko den ersten Menschen geholfen. Der eingeflogenen Orthopädietechniker Christoph Ganter fertigte die Gipsabdrücke von den Beinstümpfen der Patienten und auf der „Imagine“ wurden die ersten Prothesen konstruiert.
Die Produktion dauerte sieben Tage. Der 19-jährige Mounir Batouch wurde zuerst versorgt. Vor zwei Jahren hatte er seinen Unterschenkel nach einer Krebs-Diagnose verloren. Mounir brach die Schule ab, nachdem er von seinen Mitschülern gehänselt worden war. Er blieb später nur noch zu Hause und wagte sich nicht mehr in die Öffentlichkeit. Eine Prothese kam für die Familie nicht in Frage. Sie war zu teuer. Nun machte Mounir die ersten Schritte im Beisein seiner Mutter, die vor Freude weinte.
„Was bedeutet das eigentlich, ein Bein in Marokko zu verlieren?“ fragt Wojtek Czyz. „Sie sind vom alltäglichen Leben ausgeschlossen, viele haben ihre Arbeit verloren und große Schwierigkeiten. Das fängt bei einem Kind an, das nicht mehr zu Schule geht,und hört bei einem Familienvater auf, der endlich einmal wieder gemeinsam mit seinen beiden kleinen Töchtern spielen würde. Ihr versteht bestimmt wie sehr uns das Lächeln dieser Menschen glücklich macht.“
Nach zwölf Tagen haben fünf Patienten ihre Beinprothesen bekommen. Ein Höhepunkt war Imad, sieben Jahre alt und seit seinem dritten Lebensjahr amputiert. Er sprang von der Bank, begann sofort hin- und herzulaufen und schaffte es auf Anhieb, alleine eine Treppe hinunter zu steigen.
Im Dezember 2015 ist die erste große Atlantik-Überquerung in Richtung Karibik geplant. Sailing4handicaps will dann im Anschluss vor allem auf Kuba und Haiti helfen.
High-Tech an Bord
Auf dem Schiff soll ein 3D-Drucker zum Einsatz kommen, der an der SRH-Hochschule Heidelberg entwickelt worden ist. Er scannt die Beinstümpfe der Betroffenen, und danach werden die Daten mit einer speziellen Software überarbeitet, um notwendige Änderungen vorzunehmen. Anschließend wird die positive Form gedruckt und die Herstellung der Beinschafte kann beginnen. Somit wird die gewöhnliche Arbeitsphase, den negativen und positiven Stumpf mit Gips zu modellieren, übersprungen. Um den Beinschaft zu bauen, muss zuerst eine exakte Kopie der Form des Stumpfes abgenommen werden, die spezifisch für jede Person ist. Das kann per Gipsabdruck und mit dem Drucker erfolgen.
Wer sich für das Projekt Sailing4handicaps begeistert, kann hier spenden. Kontakt auch auf der Website des Projekts oder über die Facebookseite. Eine neue Beinprothese kostet 200 Euro.
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