Traumyacht: Neunte J-Class „Svea“ wird fertig gestellt – ein Meter länger als deutsche „Topaz“

Die schönste Schwedin

J-Class, Svea, Neubau
Die „Svea“, ein Riss aus dem Jahr 1937 © vitters

Und da waren’s sogar Neun: Die 43,6 Meter lange „Svea J-S1“ will als (bisher) längste der J-Class-Flotte die mit Spannung erwartete Jahrhundert-Regatta anlässlich des America’s Cup vor den Bermudas aufmischen.

Als der Niederländer John Lammerts van Bueren 1999 in schwedischen Werft-Archiven nach Rissen und Konstruktionszeichnungen für 8m-Rule-Yachten suchte, entdeckte er so ganz nebenbei Pläne für eine Schwedische J-Class-Yacht, die längst in Vergessenheit geraten war. Ihre Dimensionen waren schlicht sensationell – ihre Formen ließen auf den buchstäblichen ersten Blick Höchstleistungen auf dem Wasser vermuten.

Der Riss stammte aus dem Jahr 1937 und war von keinem Geringeren als dem damaligen Superstar der skandinavischen Segelszene gezeichnet: Tore Holm.

Der höchst talentierte Segler (zwei Goldmedaillen, zwei Bronzemedaillen auf 40 qm, 6 –und 8 m-Rule-Yachten), begnadete Bootsbauer und Yacht-Designer (hier eine Liste seiner wichtigsten Konstruktionen), wollte sich mit der 43,60 Meter langen schwedischen J-Class offenbar schon als 41-jähriger ein Denkmal setzen. Was jedoch in den unsicheren Kriegszeiten auch in einem neutralen Land am Geldmangel potentieller Eigner scheiterte.

J-Class, Svea, Neubau
Schon im rohen Alu-Kleid ein Gedicht: Der Rumpf der Svea © vitters

Zum darnieder knien

77 Jahre später legten schließlich Claasen Shipyards und Hoek Design (beide Niederlande) eine J-Class auf Kiel, die exakt nach den Holm’schen Plänen, jedoch mit modernen Werkstoffen und Materialien gebaut werden sollte.

Der Rumpf wurde Anfang 2014 bei Bloemsma Aluminiumbouw hergestellt und ist schon im absoluten Rohzustand ein Augenschmaus: Die eleganten, und dabei richtig schnell wirkenden Formen im silbrig glänzenden Aluminium verursachten bei jedem Yacht-Liebhaber weiche Knie – doch potentielle Eigner ließen vorerst noch auf sich warten.

Jetzt kündigte die niederländische Werft „Vitters Shipyard“ an, dass ein Käufer für „Svea-J-S1“, gefunden wurde. Die bis dato längste Rumpf einer J-Class-Yacht soll bei Vitters aus- und aufgebaut werden.

Der neue Eigner vertraut somit die Fertigstellung der neunten J-Class in der aktuellen Flotte einer Werft an, die bereits reichlich Erfahrung mit großen Yachten hat; nur wenigen kompetenten Schiffsbauern wird zugetraut, ein derart anspruchsvolles Projekt in kürzester Zeit zu realisieren.

Großes Potential am Wind

Denn die Zeit drängt tatsächlich: offenbar will der neue Eigner seine „Svea“ bei der jetzt schon mit Spannung erwarteten J-Class-Regatta anlässlich des nächsten America’s Cups 2017 vor den Bermudas segeln. Dort könnten somit erstmals in der modernen J-Class-Geschichte mindestens sechs der spektakulären Renner gegeneinander regattieren.

Und nach Berechnungen des Hoek-Design-Teams hat der Tore-Holm_Riss „Svea“ gute Chancen, als die schnellste aller J-Class-Yachten in die Geschichte einzugehen. Vor allem am Wind könne sie zu Höchstform auflaufen, behauptet man bei Hoek.

Der Ausbau des 43,60 Meter langen „Svea“-Rumpfes beginnt somit kurz nach dem Stapellauf des J-Class-Neubaus „Topaz“. Die von einem deutschen Eigner gesegelte Yacht (ein Frank Paine-Design) kann sich somit nur über einen kurzen Zeitraum rühmen, die längste J-Class Yacht zu sein. Ihr Länge über alles beträgt „nur“ 42,62 Meter, sie ist also ein Meter kürzer als „Svea“.

J-Class Topaz
Die J-Class „Topaz“ ist für einen deutschen Eigner in Holland fertiggestellt worden. © Holland Jachtbouw

Segeln „in style“

Doch was bedeutet schon schiere Größe angesichts solcher Schönheiten? Der Eigner will jedenfalls schnell bei Regatten und „in style“ auf längeren Törns segeln, wie „Vitters Shipyard“ verlauten ließ. Entsprechend müssen die Original-Pläne für das Deck-Arrangement überdacht werden, damit sie den aktuellen J-Class-Klassenregeln entsprechen und modernes Equipment wie Winschen etc. zum Einsatz kommen kann.
Für den Innenausbau soll der Designer Pieter Beeldsnijder verantwortlich zeichnen, der „Svea“ auf Wunsch des Eigners ein eher traditionell anmutendes Interieur verpassen will.

In diesen Tagen wird bei „Vitters“ mit dem Ausbau des Rumpfes begonnen. Ein Realisierungs-Zeitplan soll in Kürze veröffentlicht werden.

Jetzt fehlt eigentlich nur noch „Yankee“, das US-Schiff, das 1930 die Verteidiger Finals verloren hat aber deutlich unter Wert gesegelt haben soll. 2011 hieß es, dass ein holländisches Konsortium den Frank Paine Riss bauen will, das hat aber offenbar nicht funktioniert. Nun verkündete Dykstra Naval Architects und Holland Jachtbouw (HJB), dass sie ein Design für das Schiff fertig gestellt haben. Sie hoffen ebenfalls im Hinblick auf 2017 einen Eigner zu finden, der das Programm umsetzt.

J Class
Für den 84 Fußer „Yankee“ gibt es schon ein Design aber noch keine Umsetzungspläne. © J Class

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