Kieler Woche: Große Medaillenausbeute für DSV-Segler

Schwarz-Rot-Gold dominiert

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Insgesamt 15 DSV-Teams auf dem Treppchen, in sieben olympischen Disziplinen gab es fünf deutsche Siege. Zudem wurden die beiden paralympischen Klassen von Schwarz-Rot-Gold dominiert.

49erFX: Champagner-Laune herrschte bei den Skiff-Damen Tina Lutz/Susann Beucke (Bergen/Strande). Nach der verlorenen Olympia-Kampagne trat das Duo vor Kiel auf, als hätte es nie eine Enttäuschung gegeben: Fröhlich, locker und erfolgreich segelten die beiden in der Strander Bucht, ließen nach großem Vorsprung vor dem Medal Race auch im finalen Rennen nichts anbrennen. Rang drei reichte, um die gesamte Konkurrenz in Schach zu halten und schließlich noch auf dem Wasser die Sektkorken knallen zu lassen. „Kieler Woche zu gewinnen, ist eins der geilsten Gefühle überhaupt“, jubelte Tina Lutz. Und Susann Beucke wusste gleich einen ganzen Fan-Club auf dem Schlauchboot hinter sich: „Ich habe das Glück, aus Strande zu kommen, und jetzt waren alle da: Mutti, Schwester, beste Freundin aus der Grundschule. Einfach toll. Sonst erlebt man so etwas ja nicht, dass jemand mit einem jubelt.“ Hinter Lutz/Beucke rundeten Victoria Jurczok/Anika Lorenz sowie die Zwillinge Jule und Lotta Görge (alle Kiel) auf den weiteren Podiumsplätzen das starke deutsche Ergebnis ab.

49er: Mit harten Bandagen wurde im entscheidenden Rennen der Skiff-Männer um die Medaillen gekämpft. Der Kieler-Woche-Sieg war zwar schon vorher an die Neuseeländer Peter Burling und Blair Tuke vergeben, doch dahinter entwickelte sich ein Duell auf des Messers Schneide zwischen den Titelverteidigern Justus Schmidt/Max Boehme (Kiel) und ihren Trainingspartnern und härtesten Konkurrenten um Silber, Jonas Warrer/Christian Peter Lübeck (Dänemark). Vom Start weg belauerten sich die beiden Teams, mit leichten Vorteilen für die Dänen. Während an der Spitze des Medal Races die Österreicher Benjamin Bildstein/David Hussl ihre Bahnen zogen, lag der Fokus auf den Crews direkt dahinter. Und auf dem letzten Gennaker-Kurs spitzte sich das deutsch-dänische Duell zu. Schmidt/Boehme setzten direkt nach der Luvtonne zum Überholen an, als Warrer/Lübeck bei der Halse patzten und wichtige Meter verloren. In jedem weiteren Manöver änderte sich das Bild, und kurz vor dem Ziel wollten sich Schmidt/Boehme endgültig vor den Olympiasieger von 2008 setzen. Doch der Däne hatte noch einen Joker im Ärmel, nahm den Gennaker weg und luvte sich an das deutsche Boot heran.

Er kam zwar nicht mehr vorbei, protestierte aber nach dem Zieldurchgang. Bange Minuten vergingen für Schmidt/Boehme. Doch dann wurde der Protest abgewiesen, und die Deutschen durften nach Gold im vergangenen Jahr nun Kieler-Woche-Silber feiern – vor Warrer/Lübeck. „Wir trainieren zwar zusammen, aber auf dem Wasser versteht er keinen Spaß. Er hat das wirklich ernst gemeint, und wir hatten ein paar Sekunden gebraucht, um zu kapieren, was er vorhat. Zum Glück konnten wir noch rechtzeitig wegdrehen“, berichtete Schmidt, und Vorschoter Boehme ergänzte: „Kurz nach dem Ziel waren wir schon etwas stinkig, aber jetzt nehmen wir das als gutes Learning.“

Kieler Woche, Finale
Paul Kohlhoff und Carolina Werner © segel-bilder

Nacra17: Keine Überraschung gab es zum Abschluss der Regatta in der Nacra17-Klasse. Die deutsche Mixed-Crew Paul Kohlhoff/Carolina Werner fuhr zum zwölften Sieg im 13. Rennen. „Ein kleines Bisschen ärgert mich der eine zweite Platz. Das hätte sonst richtig klasse in der Ergebnisliste ausgesehen“, so Paul Kohlhoff. Kohlhoff/Werner hatten damit auch die stärkste Siegesserie über alle Klassen während der Kieler Woche 2016 gefahren – das allerdings in einem überschaubaren Feld von sechs Teilnehmern. Nach großen Erfolgen auf internationaler Ebene im vergangenen Jahr (Junioren-Welt- und -Europameister) feiern sie nun ihren ersten Internationalen Deutschen Meistertitel in der jüngsten aller olympischen Disziplinen.

470er: Auch im 470er war das Feld nur klein. Ein Grund waren die parallel laufenden Junioren-Meisterschaften auf der Kieler Förde, die ein Gros der Konkurrenten abzogen. So war der Sieg der deutschen Olympia-Starter Ferdinand Gerz/Oliver Szymanski (München/Berlin) vor den russischen und ukrainischen Olympia-Teams ungefährdet.

Laser Radial: Das Medal Race der Laser-Frauen zeigte zwar noch mal ganz andere Ergebnisse als während der zehn Rennen zuvor. Doch an den Platzierungen unter den ersten Drei änderte das nichts mehr. Trotz eines neunten Ranges im finalen Rennen durfte die Norwegerin Tiril Hartvedt Bue über Gold jubeln. Svenja Weger (Kiel) kam hinter der Finnin Monika Mikkola auf Rang drei.

Kieler Woche
Philipp Buhl zeigt sich in Höchstform für Olympia © segel bilder

 

Laser Standard: Ein solides Rennen zum Abschluss reichte Philipp Buhl (Kiel), um sich den vierten Titel bei der Kieler Woche zu sichern. Der letzte verbliebene Konkurrent – zumindest theoretisch – war schon an der ersten Bahnmarke ausgeschaltet. Während Buhl sich in der Mitte des Feldes hielt, rundete der Ungar Jonatan Vadnai als Letzter. Und der Deutsche arbeitete sich noch nach vorn, ging auf Platz zwei durch das Ziel. Nur verhalten jubelte der Sportsoldat über den Gesamterfolg: „Das liegt auch daran, dass die Konkurrenz in diesem Jahr hier nicht so hoch war. Aber ich bin zufrieden. Momentan bin ich auf dem absoluten Leistungshoch, auch wenn das Medal Race nicht optimal verlief. Die Kieler Woche war ein guter Test für Rio.“

Finn: Nach drei sehr guten Tagen zur Kieler Woche war der Erfolgsfaden für Max Kohlhoff gerissen. Am vorletzten Tag musste er die Führung abgeben, am letzten rutschte der Kieler noch auf Rang drei ab. Phillip Kasüske (Berlin) zeigte sich dagegen souverän. Sein zweiter Platz im Medal Race reichte, um sich gegen den Kroaten Ivan Gaspic zu behaupten. „Gaspic hat noch versucht, ein Match Race gegen mich zu segeln. Das ist ihm aber nicht gelungen. Ich hatte einen guten Start und war dann links auf der richtigen Seite“, analysierte Kasüske das Rennen. „Ich freue mich, dass ich hier gewinnen konnte – auch gegen zwei Jungs aus der Weltspitze. Das zeigt, dass der zehnte Platz bei der WM keine Eintagsfliege war.“ Dass er mit dem Kieler Erfolg auch noch 3000 Euro Preisgeld gewonnen hatte, überraschte den jungen Kieler-Woche-Sieger: „Soviel! Super, da kann ich gleich ein paar Schulden für das Boot abbezahlen.“ Gemeinsam mit Max Kohlhoff blickt Phillip Kasüske nun nach Aarhus, wo beide bei der Junioren-WM auf einen deutschen Doppelsieg im Juli hoffen.

Sonar: Mit einem Sieg im ersten Rennen des Tages stellten Lasse Klötzing/Jens Kroker/Siegmund Mainka (Berlin) den Kieler-Woche-Sieg im Sonar schon sicher. Doch die Crew legte noch einmal nach und gewann auch die letzte Wettfahrt. Damit sicherte sich das Trio auch den Titel bei der Internationalen Deutschen Meisterschaft und brachte sich nach der Umformierung der Mannschaft im April in Form für die Paralympischen Spiele in Rio. Auf den weiteren Plätzen folgten die Mannschaften Jürgen Brietzke/Reinhard Bauer/Clemens Kraus (Gottesgabe) und Michael Kern/Ulf Hollenbach/Jörg Meierdiercks (Metzingen).

Kieler Woche, Finale
Heiko Kröger © segel-bilder

2.4mR: Heiko Kröger bleibt eine feste Medaillenbank für die Deutschen. Auch wenn der Paralympics-Sieger von 2000 inzwischen nicht mehr in Kiel lebt, ruft er auf seinem ehemaligen Heimrevier doch beständig Top-Leistungen ab. Bereits zum neunten Mal gewann der 50-Jährige die Kieler Woche und kann damit optimistisch in die Paralympics von Rio gehen – die vorerst letzten, denn Segeln wurde für 2020 aus dem paralympischen Programm gewählt. In der vor Kiel offen ausgesegelten Klasse gewann Kröger auch den Titel des Internationalen Deutschen Meisters vor dem Schweden Hans Asklund und dem zweimaligen Olympia-Medaillen-Gewinner Ulli Libor (Frei-Laubersheim).

J/80: In den internationalen Kielbootklassen auf Bahn Foxtrott musste Martin Menzner (Stein) zwar am letzten Tag ein Rennen aufgeben, an seiner Überlegenheit änderte das aber nichts. In der letzten Wettfahrt war der Seriensieger wieder voll im Bilde und sammelte mit seiner Crew in seinem Wohnzimmer den neunten Gesamtsieg ein.

Melges24: Ebenfalls ohne Verschiebungen an der Spitze gingen die Wettfahrten in der Melges24 mit einem italienischen Doppelsieg zu Ende. Andrea Pozzi setzte sich gegen Andrea Racchelli und den Briten Miles Quinton durch. Auf Rang fünf kam mit Luis Tarabochia (Tutzing) die beste deutsche Mannschaft ein.

420er: Gleich zweimal auf das Treppchen kamen die deutschen 420er. Hinter dem US-Team Wiley Rogers/Parkin behaupteten sich die Duisburger Geschwister Jan und Lea Borbet auf Platz zwei. Die Brüder Philipp und Jonas Royla, die vor sechs Wochen vor Kiel den deutschen Meistertitel bei den 420ern eingefahren haben, knüpften an diese starke Leistung an und schoben sich am Abschlusstag noch auf Rang drei.

Ergebnisse aller Klassen

7 Antworten zu „Kieler Woche: Große Medaillenausbeute für DSV-Segler“

  1. Observer

    sagt:

    Finde ich nicht. Wer in einer olympischen Klasse auch auf internationalem Niveau zu den Top-Crews gehört, wie Kohlhoff/Werner oder auch Jurczok/Lorenz oder Heil Plößel, sollte siich auch Deutscher Meister nennen können, wenn er die Titelkämpfe gewinnt. Diese Boote sind so anspruchsvoll, dass es immer nur wenige geben wird, die dieses Boot beherrschen und den Aufwand betreiben, damit auch noch erfolgreich Regatten zu segeln. Regattasegeln ist ein Sport und die o.g. Crews sind sicher als Top-Sportler zu bewerten. Sie segeln auf einem so viel höheren Niveau als die allermeisten anderen Segler in Klassen, die einen deutschen Meister aussegeln, dass ihnen die Meisterschaft nicht verwehrt bleiben sollte.

    1. Fakt

      sagt:

      Und wenn nur 3 Boote am Start sind, kommt es zu dem Paradoxon, dass der Letzte Bronze gewinnt und auf dem Treppchen gefeiert wird.

      Die Konkurrenz war bei den Nacra 17 in Kiel übrigens so schwach, dass Kohlhoff / Werner vorzeitig als Sieger feststanden.

      Ich bleibe dabei, was uns in Kiel die Nacra17 zeigten, war keine Meisterschaft sondern einfach nur lächerlich !

      1. Jollenfutzi

        sagt:

        welche hochwertige nationale Klasse oder Dickschiff du denn wohl segelst ???

      2. Observer

        sagt:

        Ja klar, die Konkurrenz war nicht dolle. Aber das ist doch nicht der Fehler von Kohlhoff/Werner. Die sind national und international Spitze und sind zu Recht jetzt auch deutscher Meister.
        Vom zweiten und dritten redet ja auch niemand, aber es tut auch niemandem weh, wenn die nen Taler umgehängt bekommen. Wenn das Sportler sind, können sie das schon alle selbst richtig einordnen.
        Sportlich sind nach meiner Meinung die Leistungen der ANcra Top-Crews, wie auch der 49er/49er FX, die auch immer zu wenig waren für eine DM, höher einzuschätzen als (nahezu) alles was so im Conger, Varianta, Folkeboot oder mit ein paar ORC-Booten sich Meister oder Vizemeister… nennen darf.

  2. Fakt

    sagt:

    „….feiern sie nun ihren ersten Internationalen Deutschen Meistertitel in der jüngsten aller olympischen Disziplinen…..“

    IDM mit 6 Teilnehmern ? Seit wann gibt’s denn das ?

    1. Observer

      sagt:

      Seit 1. März 2014 gibt es für olympische und paralympische Disziplinen keine Mindstteilnehmerzahl für eine IDM, das ist Fakt (Meisterschaftsordnung 9.1)

      1. Fakt

        sagt:

        Danke für die Info !

        Es mag ja Fakt sein, schlüssig und wohlüberlegt ist es aber keineswegs, denn es kann ja nicht sein, dass an eine IDM geringere Anforderungen als an eine normale Ranglistenregatta gestellt werden.
        Bei sechs oder weniger Teilnehmern handelt es sich nicht um eine IDM sondern um eine Farce.

        Der DSV sollte also schnellstens nachbessern.

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