Route du Rhum: Boris Herrmann erster Deutscher solo auf IMOCA Open 60 über den Atlantik

„Kein Grund, nervös zu werden“

Hochseesegler Boris Herrmann nimmt als erster Deutscher auf einer 18 Meter langen Open-60-Yacht der IMOCA-Klasse an einer Solo-Transatlantikregatta teil. Am 4. November erfolgt der Start in St. Malo.

Boris Herrmann, Malizia
Malizia hebt ab. © Jean-Marie Liot/Team Malizia

Hermman startet mit seiner „Malizia Yacht Club de Monaco“  erstmals bei der legendären Route du Rhum. Das international hoch angesehene Segelrennen führt von Saint-Malo in der Bretagne nach Guadeloupe in der Karibik. Für die 3.542 Seemeilen werden etwa zwölf Tage benötigt. Für Herrmann, der bereits dreimal die Welt umsegelt hat, ist es ein Meilenstein auf dem Weg zur Vendée Globe 2020/21, der härtesten Einhand-Regatta nonstop rund um den Globus.

„Spannung und Vorfreude steigen Tag für Tag, obwohl es keinen Grund gibt, nervös zu werden“, sagt Boris Herrmann vor seinem nächsten großen Abenteuer. „Natürlich möchte ich vorne mitsegeln, auch wenn die Top-Favoriten andere sind“, so der Skipper, „ich fühle mich sehr gut vorbereitet und schätze das Potential des Boots hoch ein.“ In den vergangenen Wochen hat der norddeutsche Vollprofi von Port-La-Forêt in der Südbretagne aus mit den besten Kontrahenten trainiert und musste den direkten Vergleich nicht scheuen.

Boris Herrmann, Malizia
Feuchtes Vergnügen auf dem 60 Fußer. © Jean-Marie Liot/Team Malizia

Die „Malizia“ ist mit modernen Tragflächen ausgerüstet, auf denen sie bei frischem Wind schräg von hinten halb aus dem Wasser gehoben wird und „im Flug“ Höchstgeschwindigkeiten von gut 25 Knoten erreicht. „Bei idealen Bedingungen habe ich die Grenzen des Foilens getestet und mein Vertrauen in die Rennyacht gestärkt“, berichtet der geborene Oldenburger. Aber Ziel Nummer eins bleibe zunächst, heil in Pointe-à-Pitre anzukommen. Er sei ein eher konservativer Segler, der hohe Risiken auf dem Wasser vermeide. Herrmann: „Ich taste mich vorsichtig an die Limits heran.“

In der IMOCA-Klasse gehen die 20 besten Open-60-Segler der Welt aus sechs Nationen an den Start. Hoch gehandelt werden die Lokalmatadoren Jérémie Beyou (42) mit der brandneuen „Charal“, die auf ihren Foils sogar vollständig abheben kann, und Yann Elies (44) auf der „UCAR-StMichel“, aber auch Paul Meilhat (36) auf der älteren „SMA“ ohne Tragflächen sowie der „ewige Zweite“ Alex Thomsen aus Großbritannien mit der „Hugo Boss“. Mit dessen Landsmännin Sam Davies (44/“Initiatives-Coeur“), Alexia Barrier aus Frankreich (38/“4myplanet“) und der Deutsch-Französin Isabelle Joschke (41/“Monin“) sind drei Frauen dabei.

Boris Herrmann, Malizia
Und Tschüss. Am 4. geht die Jagd über den teich los. © Jean-Marie Liot/Team Malizia

Die alle vier Jahre stattfindende Route du Rhum ist eines der größten Sportereignisse Frankreichs. Es zieht über zwei Wochen weit mehr als zwei Millionen Besucher nach Saint-Malo. Der Start am Sonntag um 14 Uhr wird live im französischen Fernsehen übertragen. Mehrere hunderttausend Zuschauer verfolgen ihn vor Ort entlang an der bretonischen Küste, wo die Regattaleitung einen Kurs zunächst dicht unter Land ausgelegt hat, der für spektakuläre Bilder sorgen dürfte. Aufgrund der aktuellen Tide werden die Teilnehmer bereits mitten in der Nacht vor dem Start aus dem Hafen auslaufen müssen.

„Das gibt eine unvergleichliche, hochmotivierende Atmosphäre“, ist sich Boris Herrmann sicher. Er konzentriere sich in den letzten Tagen vor dem Start nur auf das Wesentliche und vermeide die typische Hektik vor solchen Rennen. Der persönliche Energiehaushalt mit cleverem Schlafmanagement und Aufbereitung der gefriergetrockneten Mahlzeiten entscheidet unterwegs genauso mit über den Ausgang wie die Navigation auf Basis ständiger Beobachtung der Wetterentwicklungen.

Boris Herrmann, Malizia
Die Foils heben „Malizia“ nicht über jede Welle. © Jean-Marie Liot/Team Malizia

Auf dem ersten Teil der Strecke ist durchaus mit westlichen Herbststürmen zu rechnen, während danach die beste Strategie links oder rechts um den Kern des Azoren-Hochdruckgebiets herum gefragt sein wird. Auch die Ansteuerung von Guadeloupe von Osten noch einmal oben um den Archipel herum bis zur Ziellinie gilt als taktisch anspruchsvoll. 

Kurzfristigen Erfolgsdruck spüre er, Herrmann, wenig. Schließlich sei die Kampagne vom Yacht Club de Monaco (YCM) bis zur Vendée Globe als Fokus gesichert. Der YCM mit Vizepräsident Pierre Casiraghi aus dem Fürstenhaus, ältester Sohn von Prinzessin Caroline von Monaco, unterstützt den Deutschen maßgeblich. Die Segelfreunde bestreiten auch gemeinsame Rennen und wollen nächstes Jahr zu zweit an der Transat Jacques Vabre teilnehmen. 

Boris Herrmann, Malizia
Posing af dem Großbaum. Der Autopilot funktioniert. © Jean-Marie Liot/Team Malizia

Ende Juli war Pierre Casiraghi in Hamburg zu Gast, nachdem Boris Herrmann mit einer fünfköpfigen Crew vom Norddeutschen Regatta Verein (NRV) die Atlantic Anniversary Regatta zum 125. NRV-Jubiläum von Bermuda in die Hansestadt als schnellstes Schiff gewonnen hatte. Dort wurde auch das Projekt Malizia Ocean Challenge vorgestellt, mit dem sich das Team im Meeresschutz engagiert. An Bord werden vor allem auch im Wettkampf wertvolle Daten für den Klimaschutz gesammelt, die einem weltweiten Netzwerk an Wissenschaftlern zur Verfügung stehen. Dazu wurde in Kiel ein Messsystem installiert, das unter anderem den Kohlendioxidgehalt des Meerwassers misst.

Parallel zum wissenschaftlichen Teil gibt es einen pädagogischen, in dem Schülerinnen und Schüler für Themen wie Klimawandel und Schutz der Ozeane sensibilisiert werden. Unter Federführung der Hamburger Lehrerin Birte Lorenzen haben bereits Kinder in Deutschland, Frankreich, Monaco und Bermuda teilgenommen. „Als Hochseeregattaprofi will ich mehr tun, als einfach nur so schnell wie möglich von A nach B zu segeln“, begründet Boris Herrmann sein Engagement für die Malizia Ocean Challenge.

Weitere Informationen:

borisherrmannracing.com

facebook.com/borisherrmannracing

twitter.com/borisherrmann

routedurhum.com

Quelle: Andreas Kling

3 Antworten zu „Route du Rhum: Boris Herrmann erster Deutscher solo auf IMOCA Open 60 über den Atlantik“

  1. breizh

    sagt:

    Euch ist aber schon aufgefallen, dass morgen die Route du Rhum startet und diese Boris Herrmann Pressemitteilung ist der einzige Vorbericht auf SR! Das ist aber Eurer bisherigen Qualität ziemlich unwürdig. Ist MiKu krank oder wieso ist er nicht vor Ort? Wäre vielleicht auch was für den Bundesligasegler Carsten etwas gewesen, um einmal zu sehen, wie groß dieses Segelevent ist.
    Aufwachen da kommen morgen zum Start mehr Zuschauer als zu allen Segel Bundesligaevents bisher zusammen. Einmal von den begeisterten Besuchern in den letzten Tagen noch abgesehen.
    Sehr traurig, wenn das alles ist, was SR hier zu bieten hat.

  2. Tom

    sagt:

    Mit Alex Thomson habt ihr es irgendwie… manchmal heißt er Thompson mal Thomsen usw:D ansonsten aber wieder ein super Artikel!

    1. breizh

      sagt:

      Super Artikel? Das ist eine einfache Pressemitteilung (detailliert ja) und nicht mehr. Das kann doch nicht der Anspruch von SR sein bei dem Top Event in diesem Jahr nur Pressemitteilungen zu kopieren. Wo ist die super gute vor Ortberichterstattung, die es hier bisher gab. Selbst die Yacht ist in St. Malo. Aber wahrscheinlich schreiben die SR Reporter gerade an brandheißen Artikeln. Ich hoffe, da kommt in den nächsten Tagen noch was.

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