Rück- und Ausblick: DSV-Team nimmt Olympia-Verschiebung positiv

Hoffnungsvoller Blick Richtung Tokio

Pause im Regatta-Circuit gleich Urlaub auf den Kanaren oder in Portugal? Mitnichten! Die deutschen Spitzensegler mit olympischen Ambitionen haben die vergangenen Wochen zwar im Süden Europas bzw. auf dem atlantischen Archipel verbracht, aber von Entspannung kann kaum die Rede sein. Denn die Olympischen Spiele von Tokio stehen am Horizont, und mangels Wettkampfvergleichen ist das Training in internationalen Gruppen umso wichtiger, um auf dem höchsten Leistungsniveau zu bleiben.

Das herausragende Ereignis in 2020: Philipp Buhl jubelt als erster Deutcher überhaupt über WM-Gold, ist damit ein heißer Anwärter auf eine Olympia-Medaille. © Jon West

Die Ergebnisse in 2020 machen dem DSV zwar Mut, dass es bei den Spielen in Japan besser laufen könnte als vor Athen, Qingdao, Weymouth und Rio, doch das Corona-Vakuum, in dem sich alle Nationen in den vergangenen Monaten bewegt haben, sorgt auch für eine große Unsicherheit ob der aktuellen Leistung. Dennoch ist DSV-Sportdirektorin Nadine Stegenwalner mit Blick auf die vergangene Saison zufrieden und hoffnungsfroh für das kommende Jahr.

DSV-Sportdirektorin Nadine Stegenwalner freute ich über Top-Resultate „ihrer“ Athleten bei Welt- und Europameisterschaften sowie einer stark besetzten Kieler Woche. Foto: segel-bilder.de

„Mit den Weltmeisterschaften im vergangenen Frühjahr waren wir sehr zufrieden. Der Laser-WM-Titel für Philipp Buhl, die Bronze-Medaille von Erik Heil und Thomas Plößel sowie die guten Ergebnisse der 49erFX-Frauen und im Nacra haben uns gezeigt, dass wir auf einem guten Weg in Richtung Tokio waren“, sagt die Sportdirektorin. Der Lockdown schien das German Sailing Team kaum bremsen zu können. „Wir haben das Beste aus der Situation gemacht. Der Standort in Kiel war im März nur zwei Wochen geschlossen. Danach konnten wir mit Unterstützung der Stadt Kiel – wenn auch mit Einschränkungen – wieder ins Training einsteigen.“ Und das Training schien sich auszuzahlen. Denn sowohl zur stark besetzten Kieler Woche im September als auch bei den Europameisterschaften im Oktober gab es weitere Topergebnisse – mit den EM-Titelgewinnen für Tina Lutz/Susann Beucke (49erFX) und Tim Fischer/Fabian Graf (49er).

Die Nummer „1“ in Europa 2020: Tina Lutz/Susann Beucke. Foto: Tobias Stoerkle

Und so stellt sich schon die Frage, wie Olympia bei diesem Leistungsstand gelaufen wäre. Doch auf „hätte, wäre, wenn…“ will sich Nadine Stegenwalner nicht einlassen: „Wir waren zuversichtlich für 2020, sind es aber ebenso für 2021. In einigen Bereichen haben wir sogar Zeit geschenkt bekommen und sehen uns durch die Verschiebung sogar gestärkt.“ So haben die Teams und Trainer die Zeit für Technik und Material nutzen können, und im Nacra sowie im 470er hat das zusätzliche Training weitere Sicherheit gebracht, die es nun umzusetzen gilt.

Deutschlands Hoffnung im Nacra 17: Paul Kohlhoff/Alica Stuhlemmer. © S. Klahn/kieler-woche.de

Gerade für die 470er steht im kommenden Jahr vor Olympia noch einiges auf dem Spiel. Die deutschen Männer hoffen auf das letzte europäische Nationenticket für Tokio, und sowohl bei Frauen als auch bei den Männern muss die interne Qualifikation noch gesegelt werden. Mit starken 470er-Teams würde der DSV-Kader insgesamt aussichtsreich zu den Olympischen Spielen fahren, wenn sie denn stattfinden. Denn mit Laser-Weltmeister Philipp Buhl, den 49er-WM-Dritten Heil/Plößel und den 49erFX-Europameisterinnen Tina Lutz/Susann Beucke stehen seit Jahren etablierte Weltklasse-Teams im Aufgebot. Laser-Seglerin Svenja Weger hat als EM-Achte im Herbst den Anschluss an die erweiterte Weltspitze hergestellt, und für die Kat-Spezialisten Paul Kohlhoff/Alica Stuhlemmer war nach eigenem Bekunden die Verschiebung der Spiele ein geschenktes Jahr, um mehr Konstanz in der absoluten Spitze zu entwickeln.

Svenja Weger hat sich als EM-Achte in die erweiterte Weltspitze vorgearbeitet. Foto: Thom Touw

In fünf der zehn Olympia-Disziplinen haben DSV-Teams die internationalen und nationalen Kriterien für Olympia erfüllt, bei den 470er-Frauen ist ein Start in Tokio sehr wahrscheinlich, und bei den 470er-Männern noch möglich. Ganz ausgeträumt ist 2021 auch noch nicht für Finn-Segler Max Kohlhoff. „Acht Disziplinen zu besetzen, wäre optimal. Im Finn ist das sicherlich sehr ambitioniert. Aber man soll ja niemals nie sagen“, so Stegenwalner, die im Rückblick auf ein kurioses Jahr 2020 mit der Arbeit gar nicht unglücklich klingt: „Das Team hinter den Kulissen in Kiel hat toll gewirbelt und vieles ermöglicht, was zwischenzeitlich in Frage gestellt war. Im Rahmen dieses besonderen Jahres hat es sogar Spaß gemacht.“

 

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