Benjamin Dutreux (31) ist mit seinem alten Nicht-Foiler eine erstaunliche Vendée Globe auf Platz neun geglückt (SR-Porträt). Nun komplettiert er das deutsche OTG-Team für The Ocean Race Europe als Navigator.
Aufgewachsen auf der Île d’Yeu im Atlantik vor der französischen Küste, Segler aus Leidenschaft und Werkstoff-Techniker in der Yachtbau-Industrie (CEO bei Eole Performance shipyard), engagierter Kämpfer für den Meeresschutz: Benjamin Dutreux ist das, was man einen maritimen Enthusiasten nennen dürfte. Mit dem Offshore Team Germany will er nun den nächsten Schritt in seiner Segelkarriere gehen. Er heuert in der Crew von Skipper Robert Stanjek an und komplettiert das Team für das The Ocean Race Europe.
Der 31-Jährige segelt, seitdem er elf Jahre alt ist, startete als 13-Jähriger auf seinen ersten Regatten. Zunächst standen die Multihulls im Mittelpunkt und die Teilnahme an Meisterschaften auf den 16er und 18er-Katamaranen. Zu Studienzeiten wechselte Benjamin Dutreux zu den J/80 und ins Fach der Match-Racer. 2015 machte er den nächsten Schritt, startete bei dem französischen Etappenrennen Solitaire du Figaro und wurde bester Rookie. 2018 segelte er schließlich sogar auf Platz fünf bei diesem Klassiker. Damit bekamen auch noch größere Ambitionen Nahrung.
Mit kleinem Budget und großem Engagement gelingt Benjamin Dutreux die Umsetzung des Traums von der Vendée Globe. 2019 kauft er in Japan die bereits 2007 als „Estrella Damm“ gebaute Bruce Farr Yacht, schafft es an die Startlinie und erstaunt die Fachwelt. Mit der vier Generationen alten Yacht, die so intensiv gesegelt wurde wie keine zweite Yacht im Feld der vergangenen Vendée Globe und nicht mit Foils ausgestattet ist, mischt er das Spitzenfeld mächtig auf.
Beständig segelt er in den Top-Ten, zwischenzeitlich bis auf Platz fünf. Erst den Atlantik hinauf, als die Foiler klar im Vorteil sind, muss er die absolute Spitze etwas ziehen lassen, passiert eineinhalb Tage nach dem Sieger das Ziel und wird groß gefeiert in seiner französischen Heimat. Als Klassenneuling mit altem Boot auf Platz neun zu segeln, lässt Benjamin Dutreux zum Shootingstar der Szene werden. „Dutreux war eine Offenbarung bei dieser Vendée Globe“, schreibt die Klassenvereinigung der Imoca auf ihrer Website.
Nur drei Monate nach dem Ende der Vendée Globe bleibt Benjamin Dutreux zwar der Klasse treu, wechselt aber vom Solo- zum Teamsegler. Das The Ocean Race Europe wird für ihn eine neue Erfahrung, und er geht sie als Navigator an Bord der „Einstein“ für das Offshore Team Germany an. „Ich freue mich darauf, in einem Team zu segeln. Ich bin nicht nur ein Solosegler. Was mich anzieht, ist das Offshore-Segeln und neue Herausforderungen zu meistern. Und das wird es gerade sprachlich sein. Denn es ist mein erstes Mal auf einem Boot, in der Sprache von Shakespeare zu reden“, sagt Dutreux.
Für OTG-Skipper Robert Stanjek ist die Verpflichtung von Benjamin Dutreux ein wichtiger Baustein für ein komplettes Team: „Unsere Philosphie war es, die gute Ausbildung in den olympischen Klassen von Phillip Kasüske und mir, sowie die Olympia- und Hochseeerfahrung von Annie Lush auf der Navigator-Position mit Imoca-spezifischem Wissen zu ergänzen. Ich bin sehr happy, dass wir Benjamin verpflichten konnten, bevor er von anderen Teams engagiert worden wäre.“
Der Aufstieg von Benjamin Dutreux zu einem neuen französischen Hochsee-Helden hat auch beim OTG Eindruck hinterlassen: „Er passt sehr gut in unser Gefüge: jung, gut ausgebildet, humorvoll. Er ist dabei, sich eine große Zukunft aufzubauen. Inzwischen telefonieren wir fast täglich miteinander. Ich bin gespannt, wie die ersten gemeinsamen Trainings laufen werden“, so Robert Stanjek.
Für das OTG ist der junge, unbekümmerte Franzose ein Glücksfall. Die Chemie hat gleich beim ersten Gespräch gestimmt. Er wird die Mannschaft mit Robert Stanjek, Phillip Kasüske und Annie Lush optimal ergänzen. Dutreux bringt neben dem deutschen Kernteam auch einen französischen Anteil in die Crew, was für das Projekt sicher viele Vorteile mit sich bringt, denn die Imoca-Klasse ist in Frankreich besonders stark vertreten. In seinem Heimatort Les Sables kann das OTG eine Basis zur weiteren Vorbereitung aufbauen. Davon erhofft sich das Team für The Ocean Race Europe mit dem Start in Lorient, und für die Zukunft ein großes Plus.
Benjamin Dutreux sagt: „Ich bin aufgeregt, in dem Team und mit diesen großartigen Seglern weiter zu wachsen. Die Team-Mitglieder sind unterschiedlich. Und ich denke, die Erfahrung mit diesen Unterschieden macht das Team stärker!“
Quelle: Offshore Team Germany
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