Bei der Anhörung wegen sexuellen Fehlverhaltens hatte Kevin Escoffiers Anwältin noch von „Lügen“ gesprochen und die Unschuld des Skippers beteuert. Nun ist ein Urteil gefällt worden.
Lange Zeit sah es so aus, als würde der französische Star-Skipper Kevin Escoffier (43), der bei der Vendée Globe seine Yacht verloren hatte und nach dem folgenden großen Medieninteresse einen Sponsorenvertrag inklusive neuem Boot unterschreiben konnte, im #Meetoo-Fall ungeschoren davonkommen könnte. Die Mühlen der Justiz und Verbände mahlten so langsam, dass es so aussah, man wolle sich nicht mit der Angelegenheit befassen.
Die IMOCA-Klasse war in dieser Angelegenheit ebenso wenig zu hören wie sein Sponsor Holcim-PRB. Der vermied ein klares Statement zu seinem Arbeitnehmer, versuchte aber das Vendée-Globe-Projekt zu retten, indem er im letzten Moment dann doch Escoffier entließ und wie erwartet Nicolas Lunven den Skipper-Job übertrug. Er soll nun wie bei Malizia zusammen mit Rosalin Kuiper für ein wenig positives Image sorgen.
Im Umfeld der Klasse schien es ein ungeschriebenes Gesetz zu sein, dass man sexuelle Übergriffe, die Escoffier vorgeworfen werden, nicht anspricht. Schließlich sind Seehelden wie er nicht nur Segler, sondern Arbeitgeber. Die Teams um einen Vendée-Globe-Skipper wie Escoffier umfassen bis zu 50 Mitarbeiter. Da will man nicht als illoyale Petze gebrandmarkt werden. Es war eine Mauer des Schweigens aufgebaut worden.
Nach dem Vorfall zwischen Escoffier und einer Mitarbeiterin beim Ocean Race Etappenstopp in Newport mehrten sich aber die Stimmen, dass dies kein Einzelfall sei. Frauen richteten Whatsapp-Gruppen ein und kommunizierten über verschiedene wohl ähnlich gelagerte Fälle im Zusammenhang mit dem Skipper. Aber handfeste Zeugenaussagen blieben rar.
Erst als sich der französischen Segler-Verband FFVoile einschaltete und eine Untersuchung anstrengte, wurden die Vorwürfe konkreter. Drei weitere Betroffene äußerten sich etwa gegenüber der Zeitung Canard Enchaîné.
Nun hat die nationale Disziplinarkommission des FFV eine Entscheidung getroffen, die für den Mann aus Saint-Malo äußerst schwer wiegt. Le Parisien berichtet, dass er für eineinhalb Jahre von allen Regatta-Veranstaltungen ausgeschlossen wird, die unter dem Dach des Verbands stattfinden. Außerdem wird ihm fünf Jahre auf Bewährung die Lizenz entzogen. Gleich für zehn Jahre ist er nicht mehr für leitende Organe des FFVoile wählbar.
Diese Entscheidung kommt für Escoffier quasi einem Berufsverbot gleich. Allerdings ist noch nicht zweifelsfrei klar, ob es auch umgesetzt wird. Innerhalb von sieben Tagen kann er Berufung einlegen. Aber Escoffier droht auch eine gerichtliche Strafe, da die Pariser Staatsanwaltschaft im Sommer eine Voruntersuchung eingeleitet hatte, die noch nicht abgeschlossen ist.
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