Dänemarks Militär testet auf Ostsee unbemannte Segeldrohnen: Das Problem daran ist die KVR

Wenn der Ausguck fehlt

Seit kurzem testet das dänische Militär auf Nord- und Ostsee eine neue Generation unbemannter Segelboote (USV) vom Typ Saildrone, die künftig zur Überwachung maritimer Infrastrukturen in Nord- und Ostsee beitragen sollen. Seglern stellt sich die Frage: Kennen die Segeldrohnen die KVR?

Segeldrohne unter dänischer Flagge
Die 10 Meter lange und 6 Meter hohe Saildrone Voyager © Saildrone (nachbearbeitet)

Die Initiative ist eine Reaktion auf die zunehmenden sicherheitspolitischen Spannungen in der Region, ausgelöst durch die russische Invasion in der Ukraine. In den letzten Jahren kam es vermehrt zu Vorfällen mit beschädigten Unterseekabeln und mutmaßlichen Sabotageakten. Internationale Sicherheitsdienste sprechen zudem von einer wachsenden Zahl nicht identifizierter Schiffe – häufig als „Schattenflotte“ bezeichnet – die sich verdächtig nahe an kritischen Infrastrukturen aufhalten.

Die Gründe, Segeldrohnen einzusetzen, sind plausibel. Sicherheitsexperten wie Peter Viggo Jakobsen vom Royal Danish Defense College betonen die strategische Bedeutung: „Es ist weder wirtschaftlich noch logistisch möglich, jedes Schiff rund um die Uhr im Blick zu behalten. Diese neuen Systeme ermöglichen flächendeckende Überwachung ohne übermäßige Ressourcenbindung.“

Die USV stammen von der US-Firma „Saildrone“, deren Boote auch schon mal Bilder aus Hurrikans schicken. Im Einsatz sind derzeit die Modelle Voyager, 33 Fuß lang mit einer Verdrängung von 1,5 Tonnen. Die von einem Flügelrigg angetriebenen Roboter entsprechen also den Maßen einer kleinen Fahrtenyacht. Das Problem daran: trotz Sensorik wie Radar und Kameraerfassungen stehen die unbemannten Fahrzeuge im Gegensatz zur Regel 5 der Internationalen Kollisionsverhütungsregeln (KVR, „ColReg“ engl.), der sogenannten „Ausguckregel.

Bei bisherigen militärischen Zwischenfällen wurde sich genau auf den Verstoß gegen die ColRegs berufen. Im August 2022 hat ein iranisches Revolutionsgarden-Schiff (IRGC) im Roten Meer eine unbemannte US-Navy-Saildrone abgeschleppt (SR berichtete) Der Iran behauptete, die Drohne stelle eine Gefahr für die Schifffahrt dar. Nach Aufforderung und Konfrontation durch die US-Marine gaben die Iraner die Saildrone frei, jedoch fehlte laut US-Angaben empfindliche Kameraausrüstung. Der Vorfall unterstreicht die rechtlichen Grauzonen im Bezug auf die Sicherheitsregeln in der Seeschifffahrt. 



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