Stephan Bodens Kolumne: Braucht man Papierseekarten an Bord?

Blättern statt swipen

Die Art, wie wir navigieren, hat sich in den vergangenen Jahren fast schon revolutionär geändert. Machen in Zeiten von zuverlässigen elektronischen Plottern und Apps Papierseekarten noch Sinn?

 

Papierseekarte an Bord
Braucht man noch Papier? Foto: Anja Boden

 

Seit diesem Jahr sind Papierseekarten in den USA Geschichte. Die Produktion wurde eingestellt und so können – wenn Präsident Trump das nicht auch noch auflöst – Navigationskarten nur noch als PDF von der NOAA (Nationale Behörde u.a. für Ozeanographie, Meteorologie, Klima und Umwelt, Satelliten, Forschung und Fischerei) heruntergeladen werden. Warum? Weil die elektronischen Seekarten das Papier nun endgültig abgelöst haben.

Bis das bei uns so kommt, wird es noch sicher eine Weile dauern, weil das schwere EU-Schiff sehr langsam fährt. Zwar hört man immer wieder mal, dass über die Einstellung der Papierseekarten nachgedacht wird, aber vom “nachdenken” bis zum Umsetzen vergehen meist viele Jahre.

Allerdings wird man in Zukunft auch weiterhin Print-on-demand-Karten kaufen können.

Wer braucht heute noch Papier?



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5 Antworten zu „Stephan Bodens Kolumne: Braucht man Papierseekarten an Bord?“

  1. Ulrich Jäger

    sagt:

    Vielleicht macht es einfach jeder so wie er will? Wer Abends mit der Trompete die Nationalhymne blasend seinen Adenauer einrollt, kann soviel auf seiner Seekarte rumradieren wie er will, ich benutze diese Dinger nicht. Zur Information, Wattensegler benutzen i. d. R weder 4x im Jahr korrigierte Seekarten, noch vertrauen sie auf Plotter. Wir nutzen Bojen, Priggen und Sonar. Einhand im Schärengarten bleibt mir auch nicht die Zeit wenn ich mit meinem Trimaran da durchballer um meinen Track auf der Karte einzuzeichnen. Wer aber das 150 mal von Kiel nach Marstal und zurück segelt sollte dringen die Karte an Bord haben, und sie stolz sich als echter Salzbuckel fühlend, mit bester Seemannschaft der Waschpo zeigen 😂

  2. hoffy

    sagt:

    Unabhängig von der Rechtslage finde ich Papierkarte auch immer noch sehr hilfreich für den Gesamt-Überblick beim Einsatz von stromsparenden kleinen Displays, 5-9 Zoll. Hilft wirklich extrem auch gegen Zoom“fehler“ in Vektordateien…die fehlende Anzeige von Untiefen weil zu weit rausgezoomt. Plotter oder grosses Handy werden meist nur in zwei bis vier Zoomstufen bewegt…das Papier bringt the big picture. Ringbindung finde ich heut auch praktischer als Plano. Bleistiftrouten mache ich fast keine mehr in die Karte, da nervt ja Ringbindung dann sehr schnell.

  3. seemannschaft

    sagt:

    papirkarten gehoeren auf jedes schiff ohne wenn und aber. ist einfach gute seemannschaft und brauch man nicht zu hinterfragen. man kann ja digital navigieren, aber es sollten auf jedenfall wenigstens ueberfahrtkarten als backup eingerollt mit folie an board sein. genauso wie ein kompass. warum? eigentlich nur wegen einem grund- technisches versagen. wenn der blitz einschlaegt oder was weiss ich murphy dann hilft das back up gps ja auch nichts mehr oder. ist zwar unwahrscheinlich aber was solls… so viel kosten die ja nun auch wieder nicht. kauft bei bellingham da gibts schwarz weiss mit grau nuancen up to date, die kosten deutlich weniger als farbe auf dickes papir.

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  4. horstj

    sagt:

    vlt. noch als sachliche Ergänzung (habe aber mit dem Thema seit Jahren nix mehr direkt zu tun – vielleicht kann da jemand anders noch aktualisieren:
    In der Berufsschiffahrt gibt es seit vielen Jahren kein Papierpflicht mehr. Wohl aber die Pflicht zu aktuellen amtlichen Karten. Zertifizierte ECDIS Systeme bilden diesen Anspruch ab.
    Parallel dazu wurden aber die STCW Codes für nautische Offiziere nicht geändert. D.h. der für die Navigation qualifizierte Offizier muss nicht nur die ECDIS Systeme prüfen und bedienen können, sondern auch noch alle klassischen Navigationsverfahren (Peilung, Koppeln, Strom/Tide, Astro usw.) beherrschen und anwenden können sowie nach „guter Seemannschaft navigieren“. D.h. man hat ihm nach wie vor die volle Verantwortung zugeschrieben.
    In der zitierten Schiffssicherheitsverordnung findet sich nach meiner Erinnerung auch kein Hinweis auf „Papier“. Die Differenz ist auch hier amtlich und aktuell. „aktuell“ ist immer gefordert, amtlich nur teilweise (je nach Zulassung und Schiffsgröße eben). Selbst bei den NFS heißt es schon lange „digital oder gedruckt“.

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  5. horstj

    sagt:

    eine (bessere) Recherche zu den rechtlichen Vorgaben in der Berufsschiffahrt (Stichworte beispielsweise ECDIS, Aufgaben der Offiziere), bei BG Schiffen, großen und kleinen Sportschiffen würde dem Anfang dieses „Kommentars“ hier gut tun.
    Persönliche Vorlieben kann man vielfach für sich begründen. Das hängt vom Schiff, vom Revier, von der eigenen Erfahrung in der Navigation, von Einsichten und Ansichten ab.
    Wer in Friesland binnen segelt – da gibt es nix besseres als die laminierte Übersichtskarte (die auch jeder Vercharterer mitgibt). Wer die Tidenreviere auf der Nordsee fährt sieht das natürlich anders und wird auch mit dem aktuellsten Plottersystem hadern (zu Recht – trotz gänzlich anderer Verkaufsdisplays auf der Boot 2025)

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