Bayesian-Untergang: Werft verklagt New York Times – Wirklich „strukturelle Schwächen im Design“?

Die Italian Sea Group (TISG) hat angekündigt, rechtliche Schritte gegen die New York Times  einzuleiten. Hintergrund ist ein Artikel, in dem die NYT den Untergang der TISG-Yacht Bayesian während eines Sturms im August untersucht hatte. Der britische Unternehmer Mike Lynch und sechs weitere Personen kamen bei dem Unglück ums Leben.

Der Artikel war das Ergebnis einer Recherche über den Untergang der Superyacht Bayesian, die im August während eines Sturms vor der Küste Siziliens auf dramatische Weise sank und weltweit Schlagzeilen machte. Die Yacht, die dem britischen Unternehmer Mike Lynch und seiner Familie gehörte, brachte bei dem Unglück Lynch und sechs weitere Personen ums Leben. Entwickelt wurde die Bayesian von Perini Navi, einer italienischen Marke, die TISG im Januar 2021 bei einer Insolvenzauktion übernommen hatte.

Das Unglück wurde rasch zu einem PR-Problem für TISG. Berichten zufolge entließ das Unternehmen sein Anwaltsteam, nachdem dieses nur einen Monat nach der Tragödie eine unbegründete Klage gegen Mike Lynchs Witwe, Angela Bacares, und die Besatzung der Yacht eingereicht hatte. Die Klage, die eine Entschädigung in Höhe von bis zu 222 Millionen Euro (186 Millionen Pfund) wegen Rufschädigung forderte, wurde von Tommaso Bertuccelli eingereicht, einem Anwalt, der mit TISG zusammenarbeitete, wie das italienische Medium La Nazione zuerst berichtete. TISG erklärte inzwischen, dass Bertuccelli die Klage ohne Wissen oder Zustimmung des Unternehmens eingereicht habe; die Klage wurde daraufhin zurückgezogen.

Direkt nach dem Unglück erhob der Präsident der Italian Sea Group, Giovanni Castino, schwere Vorwürfe gegen den Kapitän und die Crew der Luxusyacht, weil er öffentlich vermutete, dass Luken geöffnet waren und zum Unglück führten. Diese Vorwürfe jedoch wurden spätestens seit den ersten Tauchuntersuchungen im Wrack entkräftet. 

Am 31. Oktober veröffentlichte die New York Times eine umfassende Untersuchung zu den Ursachen des Untergangs und stellte unter anderem die These auf, dass die Yacht aufgrund ihres hohen Mastes ein erhöhtes Kenterungsrisiko habe.