DGzRS: Seenotretter 2.150 Mal auf Nord- und Ostsee im Einsatz – Surfer als neues Gesicht

Bilanz der Retter

Jahreseinsatzbilanz 2018 der DGzRS: Rund 360 Menschen aus Seenot gerettet und Gefahr befreit. Surfprofi Bernd Flessner ist der neue „Bootschafter“

 Auf Nord- und Ostsee sind die Seenotretter im Jahr 2018 mehr als 2.150 Mal im Einsatz gewesen. Die Besatzungen der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) haben dabei rund 360 Menschen aus Seenot gerettet oder Gefahr befreit. Seit der Gründung vor 154 Jahren zählt die Statistik der Seenotretter rund 85.000 Gerettete. Die Modernisierung der Rettungsflotte schreitet voran. Unter anderem wird es nach 35 Jahren Pause wieder einen Seenotrettungskreuzer HAMBURG geben. Er ist für die Station Borkum vorgesehen.

DGzRS-“Bootschafter” Bernd Flessner © DGzRS

Neuer Seenotretter-„Bootschafter“ im Jahr 2019 ist der Surfprofi Bernd Flessner. Von 1992 bis 2011 war er 16 Mal Deutscher Meister im Windsurfen in der Gesamtwertung. In den einzelnen Disziplinen (Wave, Slalom, Kursrennen) erkämpfte er insgesamt 39 Deutsche-Meister-Titel.

Die Seenotretter und ihre Reviere an Nord- und Ostsee kennt der gebürtige Norderneyer seit Kinder- und Jugendtagen. „Schon als Junge habe ich für die DGzRS Spenden gesammelt und mit großen Augen gestaunt, wenn die Seenotrettungskreuzer vor dem Strand zeigten, was sie können“, erinnert sich Flessner. Zwei Mal war er selbst auf die Hilfe der Seenotretter angewiesen. „Es ist immer alles gut ausgegangen. Ich weiß, wie es ist, bei Sturm zu surfen. Aber mit einem Seenotrettungskreuzer bei jedem Wetter, bei Nacht oder im Nebel auszulaufen, um andere zu retten, ist eine ganz andere Nummer. Vor diesem freiwilligen Einsatz habe ich größten Respekt.“

DGzRS

DGzRS-“Bootschafter” Bernd Flessner präsentierte in Cuxhaven die Jahresbilanz und kam über See an Bord.
© DGzRS

Flessner ist bereits der 20. Prominente, der das von der DGzRS ins Leben gerufene „Bootschafter“-Ehrenamt der Seenotretter übernimmt. Die Reihe begann im Jahr 2000 mit Liedermacher Reinhard Mey.

Taufen und Indienststellungen

Durchschnittlich 30 Jahre sind die Rettungseinheiten der DGzRS im harten Einsatz auf Nord- und Ostsee. Rein rechnerisch ergibt sich daraus der Bedarf, jährlich durchschnittlich zwei neue in Dienst zu stellen. Vor mehr als 25 Jahren jedoch standen die Seenotretter vor einer historischen Aufgabe: Nach der Wiedervereinigung galt es, die veraltete Technik in Mecklenburg-Vorpommern schnell zu modernisieren. Dies gelang innerhalb von nur vier Jahren, nicht zuletzt dank großartiger Unterstützung der treuen Förderer der Seenotretter.

Zwischen 1990 und 1994 hat die DGzRS 24 Neubauten in Dienst gestellt. Spätestens Anfang des kommenden Jahrzehnts müssen sie ersetzt werden. „Zweckgebundene Erbschaften versetzen uns in die Lage, für einige dieser Boote schon jetzt moderne Nachfolger zu bauen. Viele werden die Namen ihrer Spender tragen“, erläutert DGzRS-Geschäftsführer Nicolaus Stadeler.

2018 sind folgende Rettungseinheiten getauft und in Dienst gestellt worden:

–          Seenotrettungsboot FRITZ THIEME/Station Wangerooge (10,1 Meter),

–          Seenotrettungsboot WOLFGANG WIESE/Station Timmendorf (10,1 Meter),

–          Seenotrettungsboot HELLMUT MANTHEY/Station Maasholm (8,9 Meter),

–          Seenotrettungsboot URSULA DETTMANN/Station Gelting (10,1 Meter),

–          Ausbildungs- und Trainingsboot MERVI/Ausbildungsstation Neustadt (10,1 Meter),

–          Seenotrettungskreuzer FRITZ KNACK/Station Olpenitz (20 Meter, gespr.: Knaack)

Für 2019 sind vier Taufen und Indienststellungen geplant. Die Stationen Schilksee, Wilhelmshaven und Horumersiel erhalten weitere 10,1-Meter-Seenotrettungsboote. Für die Station Breege ist das zweite Boot einer neuen 8,9-Meter-Klasse vorgesehen.

Das für Schilksee bestimmte Boot wird an einem besonderen Ort getauft: Es erhält seinen endgültigen Namen in wenigen Tagen zum Jubiläum der weltgrößten Wassersportausstellung „boot“ Düsseldorf am 19. Januar 2019, dem Eröffnungstag der 50. Auflage der Messe.

Neuer Seenotrettungskreuzer HAMBURG

Im Bau oder beauftragt sind zwei weitere 10,1-Meter-Seenotrettungsboote für die Stationen Puttgarden und Norddeich (Indienststellung 2020) sowie zwei 28-Meter-Seenotrettungskreuzer mit Tochterboot (2020/2021), von denen einer HAMBURG heißen wird. Er ist für die Station Borkum bestimmt. Damit würdigt die DGzRS die langjährige Verbundenheit der Hamburger mit den Seenotrettern. Rund 20.000 Hamburger unterstützen die DGzRS mit regelmäßigen Spenden, und knapp 900 Sammelschiffchen haben ihren „Liegeplatz“ in der Hansestadt an der Elbe.

„Wir starten eine Spendenaktion in Hamburg, für die wir uns möglichst breite Unterstützung der Bevölkerung wünschen“, begründet Kapt. Ralf Krogmann, Repräsentant der Seenotretter an der Elbe, die Ausnahme von der traditionellen DGzRS-Regel, den Namen nicht vor der Taufe zu verraten. Alle Einwohner, aber auch alle Freunde Hamburgs sind dazu aufgerufen, sich am „Spendemanöver: HAMBURG wird Seenotretter!“ zu beteiligen. Die Kiellegung ist für Ende März 2019 vorgesehen. Spenden für den Neubau sind bereits jetzt möglich, am einfachsten online (spenden.seenotretter.de) unter Angabe des Kennwortes HAMBURG.

Sicher auf See

Der beste Einsatz ist der, den die Seenotretter erst gar nicht zu fahren brauchen. Unter dem Präventionsmotto „Sicher auf See“ wendet sich die DGzRS verstärkt an Wassersportler – Segler, Motorbootfahrer, aber auch Trendsportler gleichermaßen. Die kostenlose Sicherheits-App „SafeTrx“ der Seenotretter wurde seit ihrer Einführung vor zwei Jahren insgesamt mehr als 17.000 Mal aus dem Apple AppStore und dem Google PlayStore heruntergeladen.

„SafeTrx“ zeichnet über das Mobiltelefon die Route des Wassersportlers auf und ermöglicht der SEENOTLEITUNG BREMEN der DGzRS im Notfall den direkten Zugriff auf den aktuellen Standort. Mit Hilfe der App konnten bereits aufwendige Rettungsaktionen vermieden werden.

Alle Präventionsinformationen haben die Seenotretter auf ihrer speziellen Internetseite www.sicher-auf-see.de zusammengestellt.

20 Jahre Tag der Seenotretter

Spendern, Freunden und allen Interessierten bieten die Seenotretter auch 2019 wieder die Gelegenheit, sich vor Ort ein Bild von der Einsatzbereitschaft der Besatzungen und der Leistungsfähigkeit der Rettungseinheiten zu machen.

Der von der DGzRS ins Leben gerufene Tag der Seenotretter findet in diesem Jahr am Sonntag, 28. Juli 2019, auf vielen Stationen an Nord- und Ostsee statt.

 

 

Anhang: Einsatzzahlen im Detail

Im Jahr 2018 haben die Besatzungen der 59 Seenotrettungskreuzer und -boote auf Nord- und Ostsee bei insgesamt 2.156 Einsätzen(2017: 2.056 Einsätze)

  • 38 (58) Menschen aus Seenot gerettet,
    318 (432) Menschen aus drohender Gefahr befreit,
    369 (467) Mal erkrankte oder verletzte Menschen von Seeschiffen, Inseln oder Halligen
    zum Festland transportiert,
    56 (60) Schiffe und Boote vor dem Totalverlust bewahrt,
    1.012 (890) Hilfeleistungen für Wasserfahrzeuge aller Art erbracht sowie
    613 (537) Einsatzanläufe und Sicherungsfahrten absolviert.

In vielen Fällen griffen die Seenotretter frühzeitig ein und begrenzten so Schäden bereits im Vorfeld. Zudem sind sie 2.741 Mal in ihren Revieren zwischen Borkum im Westen und Ueckermünde im Osten auf Kontrollfahrt gegangen.

Darüber hinaus war die SEENOTLEITUNG BREMEN (Maritime Rescue Co-ordination Centre, MRCC BREMEN) in 237 Seenotfällen international im Interesse der deutschen Schifffahrt unterstützend oder initiativ tätig.

Einschließlich aller Such- und Rettungsaktionen sowie Kontrollfahrten haben allein die 20 Seenotkreuzer (die 39 Seenotrettungsboote nicht mitgerechnet) im vergangenen Jahr 68.602 Seemeilen (ca. 127.051 Kilometer) auf Nord- und Ostsee zurückgelegt. Das entspricht mehr als drei Erdumrundungen.

Seit ihrer Gründung am 29. Mai 1865 hat die DGzRS bis Ende 2018 insgesamt 84.883 Menschen aus Seenot gerettet oder Gefahrensituationen auf See befreit. Das entspricht in etwa der gesamten Bevölkerung der Städte Gießen (Hessen), Villingen-Schwenningen (Baden-Württemberg), Lünen (Nordrhein-Westfalen) oder Flensburg (Schleswig-Holstein).

Die Einsatzzahlen verteilen sich auf die einzelnen Küsten wie folgt:


Niedersächsische Nordseeküste
Die Besatzungen der an der niedersächsischen Küste stationierten Seenotrettungskreuzer und -boote haben bei 629 (641) Einsätzen 7 (7) Menschen aus Seenot gerettet und 46 (77) weitere aus Gefahrensituationen befreit.

Schleswig-Holsteinische Nordseeküste
Die Stationen an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste registrierten 227 (241) Einsätze. Die dortigen Mannschaften retteten 9 (7) Menschen aus Seenot und befreiten weitere 9 (34) aus Gefahrensituationen.

Schleswig-Holsteinische Ostseeküste
An der Ostseeküste Schleswig-Holsteins waren die Seenotretter 749 (700) Mal im Einsatz. Sie retteten 18 (22) Menschen aus Seenot und befreiten weitere 123 (180) aus Gefahrensituationen.

Mecklenburg-Vorpommersche Ostseeküste
In Mecklenburg-Vorpommern waren die Seenotretter zu 551 (474) Einsatzfahrten unterwegs. Sie retteten 4 (22) Menschen aus Seenot und befreiten weitere 140 (141) aus Gefahrensituationen.

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