Klassiker: „Johan Anker 434“ in Flensburg gewassert – 14 Zwölfer bei der EM

Vom „Meister der Linien“

Es ist ein ganz besonderer Moment in der Geschichte des Yachtsports, als am 16. Juni 2015, der erste hölzerne 12er, der seit mehr als 50 Jahren neu gebaut wurde, in das Wasser geht. Es ist der Entwurf Nr. 434 des berühmten norwegischen Yachtkonstrukteurs Johan Anker, entstanden im Jahr 1939 als seine letzte 12mR Yacht und sein vorletzten Entwurf überhaupt.

Zwölfer Johan Anker 434
Schlanke Linien beim neuen Zwölfer „Johan Anker 434“. © Lilli Berking

Der Krieg und sein krankheitsbedingter Tod im darauf folgenden Jahr verhinderten es, dass diese Yacht je gebaut wurde. Bis heute, denn „Robbe & Berking Classics“ hat alle Zeichnungen, die Anker für diesen letzten seiner großartigen 12mR Yachten angefertigt hatte gefunden und damit diese einzigartige Yacht für einen skandinavischen Kunden gebaut.

Es mag sich zwar einerseits um einen Neubau handeln, der an diesem Tag aus der Werfthalle in sein Element glitt, doch andererseits sieht diese Yacht eigentlich ganz genau so aus, wie sie bei einem Stapellauf im Jahre 1939 ausgesehen hätte. Der Mahagonirumpf glänzend lackiert, mit einem Teakdeck und hölzernen Mast, natürlich ohne Maschine und nur der rudimentärsten Inneneinrichtung: Eine reine Rennyacht aus den 1930er Jahren.

17 Tonnen Bleikiel

Die Spanten bestehen abwechselnd aus Edelstahl und aus Esche, der Bleikiel alleine wiegt 17 Tonnen. Johan Anker galt als „der Meister der Linien“, er war als Konstrukteur und auch selber als Regattasegler erfolgreich und seine Schiffe, besonders die Meter-Yachten, galten als sehr schnell. Der Entwurf Nummer 434 ist der letzte von insgesamt 20 12ern, die Anker im Laufe seines Lebens zeichnete – all seine Erfahrungen und all sein Wissen flossen in dieses Schiff hinein.

Getauft wird die stolze Yacht am 4. Juli im Rahmen der „Robbe & Berking 12 Metre Open European Championship“ , zu der sich mit 14 teilnehmenden Yachten eine der größten Flotten dieser großartigen 12er in der Geschichte der Klasse auf der Flensburger Förde versammeln wird.

Spezifikation „Johan Anker 434“

Länge über alles 21,65 m
Breite 3,60 m
Tiefgang 2,64 m
Segelfläche wie vermessen 174 qm

Die 12mR Yachten sind eine Konstruktionsklasse der „Meter-Yachten“ nach der International Rule. Berühmt wurden vor allem die 12er, weil in ihnen von 1958 bis 1987 die Rennen um den America’s Cup gesegelt wurden.

Die Werft Robbe & Berking Classics wurde im Sommer 2008 gegründet und entstand tatsächlich aus der Restaurierung der 12mR Yacht „Sphinx“. Seither werden auf der Werft klassische Yachten aus Holz gebaut, restauriert, repariert und gelagert – es werden aber auch Neubauten in Komposit angefertigt.

Der Konstrukteur Johan Anker

Johan Anker (1871 bis 1940) kam aus einer wohlhabenden Familie aus Halden, Südnorwegen. 1908 steuerte er den 8er Fram bei der Olympiade in England auf den vierten Platz. Sein größter olympischer Erfolg gelang ihm vier Jahre später, 1912 in Stockholm, wo er mit seinem 12er Magda IX die Goldmedaille für Norwegen ersegelte.

Zwölfer Johan Anker 434
Zuwachs für die Zwölfer Flotte in der Ostsee. © Lilli Berking

1911 segelte er seinen dritten eigenen 12er, Rollo, nach Cowes und dort die starke britische Konkurrenz und die Yachten von Fife und Kollegen in Grund und Boden. Der Präsident des Royal Yacht Squadron, ganz Sports- und Gentleman, sagte damals: »Das nenne ich Sport. Die haben ihr Boot selbst gebaut, es über die Nordsee hierher gesegelt, mit ihrer eigenen Mannschaft, und dann fast alle ersten Preise gewonnen!«

Anker galt zu recht als einer der besten Steuerleute seiner Zeit. Da er schon durch seine Familie und Herkunft in den entsprechenden Kreisen verkehrte, wurde er auch bald zum seglerischen Mentor des Kronprinzen Olav. Die beiden verband bald eine echte Freundschaft und diese enge Verbindung zur königlichen Familie bescherte ihm Ansehen und geschäftlichen Erfolg.

Und auch als Konstrukteur wurde er hoch geschätzt. Man nannte ihn den »Meister der Linien«, weil ihm die Ästhetik der Linien fast wichtiger war als die reine Geschwindigkeit der Yachten – undenkbar dass er, in einem anderen Zeitalter, beulige und kantige Formelschinder entworfen hätte, die zwar hässlich, aber auf der Regattabahn vielleicht erfolgreich wären. Ihm kam zugute, dass die Meter-Formel, die er so sehr liebte, zu seiner Zeit elegante Yachten hervorbrachte – ganz nach der alten Weisheit: »Was gut aussieht, segelt auch gut!«

Quelle: Robbe&Berking Classics

4 Antworten zu „Klassiker: „Johan Anker 434“ in Flensburg gewassert – 14 Zwölfer bei der EM“

  1. KaLeu

    sagt:

    habe die 12er auf der Förde gesehen – war schon beeindruckend ! ich selbst habe einen 150er seefahrtkreuzer von burmester/gruber in 1:20 frei nachgebaut – und segelt hervorragend.
    es juckt mich gewaltig, die 434 ebenfalls in 1:20 nachzubauen-natürlich auch in Mahagoni und hochglanzlackierung. leider ist es aber kaum möglich, an modellverwertbaren Daten und Zeichnungen zu kommen – da wird meistens „abgeschottet“ – aber wer weiß, vielleicht tut sich ja doch was….
    bleibe am Thema dran, beste grüße aus dem Rheinland, KaLeu

  2. Torsten

    sagt:

    Schon toll so ein 12er, und dann auch noch ein neuer!
    Das große Steuerrad und die dicken Winschen sehen mehr nach Stapellauf 2015 aus als nach 1939. Aber ins Jahr ´39 wünscht man sich nach dem Lauf der Geschichte ja auch nicht zurück.

  3. stefan

    sagt:

    Das mit dem „erste hölzerne 12er, der seit mehr als 50 Jahren neu gebaut wurde“ stimmt so allerdings nicht. US-22 Intrepid ist von 1967 und in Mahagoni geplankt auf Eiche gebaut.

    KA-3 Gretel II von 1970 war der letzte in Holz gebaute 12er.

  4. pl_sailaway

    sagt:

    Johan Anker hat den Drachen gezeichnet.

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