Seenotfälle in Süddeutschland: Drei fast gleichzeitige Rettungen nach Durchzug von Sturmtief

Komplizierte Bergung

Am Wochenende hat das Sturmtief Detlef über Süddeutschland für eine Reihe von Seenotfällen gesorgt. Auf dem Bodensee und dem Schluchsee wurden mehrere Segler vom Starkwind überrascht. Innerhalb weniger Stunden mussten Feuerwehren, DLRG und ein Rettungshubschrauber gleich mehrfach ausrücken.

Vom Bodensee-Ufer abgeborgen © Freiwillige Feuerwehr Langenargen

Am Bodensee ging bei der Feuerwehr Langenargen gegen Mittag der erste Notruf ein. Ein Segelboot war in Ufernähe auf Grund gelaufen, offenbar infolge des plötzlich einsetzenden Sturms. Sechs Personen befanden sich an Bord, konnten sich aber noch vor Eintreffen der Helfer selbst an Land retten. Während sich Feuerwehr und DLRG um die Yacht kümmerten, traf bereits der nächste Hilferuf ein: Nur einen Kilometer entfernt, vor Schloss Montfort, war ein weiteres Segelboot manövrierunfähig geworden, das bei dem harten Wetter Richtung Ufer trieb. 

Die Feuerwehr Langenargen schickte ihr Mehrzweckboot, unterstützt von Kollegen aus Friedrichshafen, Kressbronn und der DLRG. Gemeinsam gelang es ihnen, das havarierte Boot zu lokalisieren und sicher in den Hafen zu schleppen.

Komplizierte Bergung

Die Bergung der auf Grund gelaufenen Yacht gestaltete sich hingegen schwieriger. Es saß so fest, dass schließlich ein Bagger hinzugezogen werden musste, um es aus dem Flachwasser zu heben. Beide Einsätze liefen nahezu parallel, was die Koordination der Rettung erheblich erschwerte.

Svhwieriger Einsatz © Freiwillige Feuerwehr Langenargen

Per Helikopter von gekentertem Boot gerettet

Nur kurz später, rund 150 Kilometer südwestlich, kam es auch auf dem Schluchsee zu einem Zwischenfall. Dort war ein 63-jähriger Mann allein mit seinem Segelboot unterwegs, als eine starke Böe das Boot zum Kentern brachte. Die Jolle kenterte durch, Schwert und Ruder ragten aus dem Wasser. Der Mann konnte sich auf das umgedreht treibende Boot retten und sich dort festhalten, bis Hilfe eintraf.

Ein Rettungshubschrauber setzte eine Seilwinde ein, um den Segler aus seiner gefährlichen Lage zu bergen. Warum ein Helikopter zum Einsatz kam, ist nicht klar. Möglicherweise war kein Rettungsboot rechtzeitig verfügbar. Der 63-Jährige kam mit leichten Verletzungen davon, wurde aber vorsorglich ins Krankenhaus gebracht. Feuerwehr, Polizei, DLRG und Mitglieder des örtlichen Segelvereins waren ebenfalls im Einsatz. Das Boot konnte später geborgen werden.

 

Alle drei Einsätze stehen im Zusammenhang mit dem Sturmtief, das am Sonntag über Süddeutschland hinwegzog und besonders an den Alpen- und Voralpenseen für unruhige Verhältnisse sorgte. Laut Wetterdaten-Archiv wurden am Bodensee zeitweise bis 7 Beaufort (14 m/s lt. Daten) gemessen. Plötzliche Böen, wechselnde Windrichtungen und kurze, steile Wellen machen die Seen in Süddeutschland bei solchen Extremwetterlagen oft sehr schnell tückisch.

Deshalb sind an den größeren Seen im Süden, wie auch dem Bodensee Systeme mit blinkende Windwarnanlagen installiert. Starkwindwarnung: 40 Blitze pro Minute (Windböen oder anhaltender Wind von 6-7 Beaufort). Sturmwarnung: 90 Blitze pro Minute (Sturmböen von 8 und mehr Beaufort). Am Schluchsee gibt so etwas allerdings nicht.

Eine Antwort zu „Seenotfälle in Süddeutschland: Drei fast gleichzeitige Rettungen nach Durchzug von Sturmtief“

  1. Christian

    sagt:

    Am Schluchsee kam der Heli zum Einsatz, weil Feuerwehr und DLRG ihn in Zweifelsfällen immer rufen, um nichts zu riskieren. Bis Rettungsboote vor Ort sind, dauert es mindestes 30 Min., meistens länger. Zugleich sind die Temperaturen auf 930 Höhenmetern sehr niedrig, und Unterkühlung ist schnell lebensgefährlich.

    Mit viel Glück gab es keinen ernsthaften Schaden, weder an Mensch noch Material. Feuerwehr, DLRG und der Segelverein Schluchsee haben an einem Strang gezogen und Schlimmeres verhindert.

    Das gekenterte Boot ist übrigens ein 15er Jollenkreuzer – jene Bootsklasse also, in der Ende 2024 zwei Segler ums Leben kamen, als sie auf dem Weg zur Eisernen Regatta am Bodensee gekentert waren. Wer solche oder ähnliche Boote segelt: Bitte rüstet euch sicherheitstechnisch entsprechend aus.

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