Seenotfall bei der MidsummerSail: Deutscher Einhandsegler vor Rügen mit Trimaran gekentert

Bei der MidsummerSail ist es am Sonntagabend den 22. Juni 2025 im deutsch-dänischen Grenzgebiet nordöstlich der Insel Rügen zur Rettung eines Trimaran-Seglers gekommen. Er hatte sich auf halbem Weg zwischen Rügen und Bornholm mit seinem Multihull überschlagen.

Solosegler Rüdiger Schwarz war am Samstag mit seinem Trimaran als einer der Favoriten beim Midsummerrace gestartet, das über 900 Seemeilen nonstop von Wismar, dem südlichsten Hafen der Ostsee, zum nördlichsten im schwedischen Töre führt. 86 Yachten waren in vier verschiedenen Startgruppen gestartet – so viele wie noch nie. 

Schwarz lag mit seiner 9,15 Meter langen SeaCart 30 bestens im Feld platziert, hatte die erste Nacht gut überstanden und schon 2024 als First Ship home auf der langen 238 Meilen Distanz beim Vegvisir Race Erfahrung gesammelt. Damals segelte er allerdings zu zweit, diesmal wollte er es alleine wissen – hat auch schon zum Silverrudder rund Fünen als Solosegler gemeldet.

Aber nun ist er zwischen Rügen und Bornholm bei etwa 20 Knoten Wind gekentert. Seine automatische Notfunkbake (Emergency Position-Indicating Radio Beacon, EPIRB) löste aus und sendete per Satellit einen Alarm an die Seenotrettung. Die von der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) betriebene deutsche Rettungsleitstelle See, das Maritime Rescue Co-ordination Centre (MRCC) Bremen, koordinierte die Such- und Rettungsmaßnahmen. Dabei stimmten sich die deutschen Seenotretter eng mit ihren dänischen und schwedischen Kollegen ab, die den automatischen Notruf ebenfalls empfangen hatten.

Das MRCC Bremen bat das in der Nähe des Unglücksortes fahrende deutsche Vermessungs-, Wracksuch- und Forschungsschiff „Deneb“ des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH), Kurs auf die Position zu nehmen, die die Notfunkbake gesendet hatte. Die „Deneb“ fand die gekenterte „Avanza“. Der Segler soll sich auf das durchgekenterte Boot gerettet haben. 

Mit einem Beiboot wurde der Schiffbrüchige aufgenommen. Er konnte selbst übersteigen. Anschließend wurde er von einem dänischen Such- und Rettungshubschrauber aufgewinscht und nach Roskilde in Dänemark geflogen, wo er medizinisch versorgt werden konnte. Die Seenotretter informierten die Verkehrszentrale über die Position des gekenterten Trimarans.

Bei der SeaCart 30 handelt es sich um eine der schnellsten Yachten im Starterfeld der MidsummerSail. Sie ist mit einem leichten Karbon-Rigg und großer Segelfläche ausgestattet, etwa 1000 Kilogramm schwer und erreicht bei idealen Bedingungen bis zu 25 Knoten Geschwindigkeit (Video). Im Einhandbetrieb ist sie allerdings von einem guten Autopiloten abhgängig. Was bei der Kenterung falsch lief, ist bisher nicht klar. Allerdings kommt es auch bei den Profis nicht selten zu Überschlägen, wenn sie einhand Trimarane mit Höchstgeschwindigkeit segeln. 

Die Agora direct MidsummerSail von Wismar bis in den hohen Norden Schwedens, feiert in diesem Jahr ihr 10-jähriges Jubiläum und bricht alle bisherigen Rekorde. Mit 86 gemeldeten Booten aus 5 Nationen ist die Ausgabe 2025 die größte Flotte in der Geschichte der Regatta. Was 2016 als mutiges Projekt begann, hat sich zu einer der größten seglerischen Herausforderungen in der Ostsee entwickelt. Sie ist länger und härter als jede andere Regatta zwischen Dänemark und Finnland.

Am 21. Juni 2025, dem Tag der Sommersonnenwende, fiel um 13:00 Uhr in der Wismarer Bucht der Startschuss auf der Hanse-Kogge Wissemara. Von Hightech-Rennyachten bis zu Familienbooten, allein oder mit voller Besatzung, das Teilnehmerfeld kann unterschiedlicher kaum sein. 

Robert Nowatzki, Gründer und Organisator der Veranstaltung sagt: „Die MidsummerSail ist vielleicht die größte Segelveranstaltung auf der Ostsee. Die Teilnehmer sind nicht auf Trophäen aus, sondern auf bleibende Erlebnisse. Hier gewinnt man nicht nur Preise, sondern Erinnerungen fürs Leben“. Das gilt nun ganz besonders für Rüdiger Schwarz.