Seenotretter befreien zwei Männer vor Norderney aus Lebensgefahr

Lebensbedrohliche Lage

Die Seenotretter der DGzRS-Station Norderney haben am Samstagabend zwei Segler aus einer lebensbedrohlichen Lage befreit. Ihr Boot war vor der Insel im Seegatt Schluchter auf Grund gelaufen und geriet in der Brandungszone auf Legerwall – eine Situation, aus der sie sich nicht aus eigener Kraft befreien konnten.

Mitten in der gefährlichen Brandungszone: Vor Norderney bringen die Seenotretter mit dem Seenotrettungsboot WOLTERA der DGzRS zwei Segler in letzter Minute in Sicherheit. © Die Seenotretter – DGzRS

Die Crew eines Segelbootes verdankt ihre Rettung aus einer lebensbedrohlichen Lage den Seenotrettern der Station Norderney. Unter schwierigen Bedingungen gelang es den Besatzungen des Seenotrettungsbootes WOLTERA und des Seenotrettungskreuzers EUGEN der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS), die beiden Männer am Samstagabend, 20. September 2025, aus Seenot zu befreien. Ihr Segelboot war vor der Nordseeinsel in eine von Seeleuten gefürchtete Situation geraten: Legerwall.

Gegen 18.30 Uhr alarmierten die Segler die von der DGzRS betriebene deutsche Rettungsleitstelle See, das Maritime Rescue Co-ordination Centre (MRCC) Bremen: Im Seegatt Schluchter waren sie etwa eine halbe Seemeile (rund ein Kilometer) westlich der Insel Norderney mit ihrem Segelboot kurz nach Niedrigwasser auf Grund gelaufen.

In der gefährlichen Brandungszone war der Havarist bei auflaufender Tide zum Spielball der See geworden. Immer wieder hoben die bis zu eineinhalb Meter hohen Wellen das etwa sieben Meter lange Boot an und setzten es auf den harten Sandboden auf. Es drohte auseinanderzubrechen. Die Segler an Bord mussten ständige heftige Grundstöße überstehen. Zudem drückten Wind und Seegang das kleine Boot an die Küste. Es befand sich auf Legerwall, also ohne Möglichkeit, sich aus eigener Kraft wieder aus der gefährlichen Lage zu befreien. Für die beiden Männer war die Situation lebensbedrohlich.

Sofort alarmierte die Rettungsleitstelle See der DGzRS die Seenotretter der Station Norderney. Diese nahmen wenig später mit dem Seenotrettungskreuzer EUGEN und dem Seenotrettungsboot WOLTERA Kurs auf den Havaristen. Vor Ort versuchten die freiwilligen und fest angestellten Seenotretter mit der besonders flachgehenden WOLTERA möglichst nahe an das Segelboot heranzukommen, um eine Leinenverbindung herzustellen. Dies war angesichts der widrigen Bedingungen eine große Herausforderung. Das Seenotrettungsboot selbst musste in der Brandung auf der Sandbank schwere Grundberührungen überstehen. Die äußerst seetüchtigen Rettungseinheiten der DGzRS sind für solche Situationen ausgelegt. Auch mussten die Seenotretter besonders umsichtig manövrieren, um nicht selbst festzukommen. Dennoch gelang es ihnen, dem Havaristen eine Schleppleine zu übergeben – die Verbindung war hergestellt.

Die WOLTERA schleppte das Segelboot in tieferes Wasser. Dort übernahm die EUGEN den Anhang und nahm ihn längsseits. Beiden Seglern waren die dramatischen Minuten deutlich anzumerken, einer von ihnen war zudem offenbar seekrank geworden. Außerdem bemerkten die Seenotretter, dass das Boot einen Wassereinbruch erlitten hatte – es drohte zu sinken. Sofort kamen die leistungsstarken Lenzpumpen des Seenotrettungskreuzers zum Einsatz. Mit ihnen gelang es den Seenotrettern, den Wassereinbruch unter Kontrolle zu bringen. Sie brachten das Segelboot sicher in den Hafen von Norderney. Dort übergaben sie den seekranken Segler zur weiteren Versorgung an den Rettungsdienst an Land. Aufgrund des starken Wassereinbruches setzten örtliche Firmen das Segelboot an Land.

Zum Einsatzzeitpunkt herrschte im Seegebiet vor Norderney südwestlicher Wind der Stärke 4 bis 5 Beaufort (bis zu 38 km/h).

Die Seegatten zwischen den Ostfriesischen Inseln Juist und Norderney gelten auch unter erfahrenen Seglern als äußerst anspruchsvoll. Eine exakte Navigation ist erforderlich, da die Fahrwasser an gefährlichen Sandbänken vorbeiführen. Eine Strandung in diesem Bereich ist extrem gefährlich für Schiff und Besatzung. Durch natürliche dynamische Prozesse können sich die Fahrwasser ständig verlagern, weshalb vor dem Anlaufen der Seegatten unbedingt aktuelle Informationen zur Lage eingeholt werden sollten.

Text: Pressemitteilung der DGzRS

2 Antworten zu „Seenotretter befreien zwei Männer vor Norderney aus Lebensgefahr“

  1. KptAhab

    sagt:

    Ich lese solche Berichte immer mit großem Interesse, um zu verstehen, was dort evtl. falsch gelaufen ist und damit ich solche Sachen dann für mich selbst vermeiden kann.
    „Im Seegatt Schluchter waren sie etwa eine halbe Seemeile (rund ein Kilometer) westlich der Insel Norderney mit ihrem Segelboot kurz nach Niedrigwasser auf Grund gelaufen.“
    Kurz nach Niedrigwasser hat man dort m. E. auch nichts zu suchen. Da gibt es zwar keine Barre wie zwischen den anderen Inseln, dennoch halte ich den Zeitpunkt für schlecht gewählt.
    Was mir ebenfalls bei Berichten über Seenotfälle in diesem Bereich auffällt, ist, dass dort viele Segler ohne Segel-Unterstützung durchfahren. Auf etlichen Bildern, die auf der DGzRS veröffentlicht sind, sind die Segel schön unter eine Persenning aufgetucht.
    https://www.yacht.de/special/seenot/seenot-familie-vor-norderney-aus-lebensgefahr-befreit/
    https://www.boote-magazin.de/special/seenot/norderney-seenotretter-bewahrt-familie-vor-schiffbruch/
    Wenn es dann irgendwelche Probleme mit der Maschine gibt, ist man hoffnungslos verloren, wenn die Segel unter der Persenning aufgetucht sind. Wenn es irgend geht, habe ich in solchen Bereichen die Segel oben oder klar zum Setzen.
    Ahab

  2. LieberNicht

    sagt:

    Es ist jetzt schon etliche Jahre her, aber Grundlegend hat sich da nichts geändert:
    Das Sluchter Fahrwasser verläuft grob in W-E richtung und trifft irgendwann in das N-S verlaufende Fahrwasser der Hauptansteuerung Norderney.
    Das ist mE aus der Erinnerung sogar südlich des Seegats.
    Dieses Fahrwasser ist extrem variabel – bin das mehrere male gefahren.
    Das letzte mal bin ich in der Nacht auf das Hauptfahrwasser gestoßen und hatte alle Tonnen an der richtigen Seite,aktuelle KArten etc … dennoch kehrt gemacht, weil die Geräusche etc eher auf Brandungswellen hindeuteten als sonstwas und bei 50 cm unterm Kiel ist das nicht lustig.
    Alles gut gegangen .. ca 15 sm Umweg gefahren .. alles ok

    Ich denke, dass die Warnungen vor diesem Fahrwasser viel deutlicher sein müssten. Das ist nur was für Leute die mit den Gegebenheiten dort wirklich vertraut sind und je höher die Windgeschwindigkeit/Wellenhöhe um so gefährlicher wird dieses Fahrwasser.

    Im Grunde sollte das gar nicht mehr als betonntes Fahrwasser ausgewiesen werden oder nur mit einer entsprechenden Warnung

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