Stephan Bodens Kolumne: Nach tödlicher Kollision auf dem Bodensee. Es muss etwas geschehen.

Waffen brauchen Waffenscheine

Auf dem Bodensee ist eine Seglerin gestorben, weil ein Motorboot ihr Segelboot überfahren hat. Es war kein Sturm,, keine technische Panne – es waren vielleicht einfach zu viel PS, zu wenig Kontrolle, vermutlich wenig Ahnung und kein Ausguck. Die Wasserschutzpolizei ermittelt, wie sie das immer tut. Und wie immer wird am Ende stehen, dass es ein „tragischer Unfall“ war. Tragisch, aber auch vermeidbar. Was kann man tun?

Wenn die Mobos auf Kollisionskurs sind. © Stephan Boden

Der Fall auf dem Bodensee weckt Erinnerungen an frühere Unfälle. Auf dem Gardasee überfuhren zwei Männer mit Promille und Tempo ein kleines Boot, zwei junge Menschen starben. Vor Jahren in Pelzerhaken traf es einen Windsurfer, der keine Chance hatte, als ihn eine riesige Sunseeker-Motoryacht mit 38 Knoten überfuhr, er schwer verletzt wurde und nur mit erheblichen Einschränkungen weiterleben kann. Und zwischendurch gibt es ungezählte Beinahe-Kollisionen, die nie in die Öffentlichkeit gelangen, außer hier und dort mal in den sozialen Medien.

Wer regelmäßig segelt oder surft, kennt es: das Wummern im Rücken, wenn ein Motorboot zu nah vorbeirauscht, das kurze Zucken, ob der Fahrer einen überhaupt gesehen hat. Manchmal, so einen Eindruck hatte ich schon des öfteren, machen sich manche Mobo-Kapitäne einen Spaß draus, bei Flaute und Glattwasser das Segelboote dort drüben (also mich) mal ordentlich durchzuschütteln. Vor allem in meiner Zeit auf den Brandenburger Binnenrevieren kam das recht oft vor. Aber auch auf der Ostsee hatte ich das schon. Bloß nicht Abstand halten, sondern ungedrosselt so nah wie eben möglich vorbeiballern. Und dann sitzen sie da auf ihren Flybridges und starren einen an wie die Kachelöfen. Für solche Momente habe ich immer leicht vergammeltes Obst und Gemüse parat. Mit einer matschigen Tomate hab ich da schon einmal mit einem beherzten Wurf einen Salon verziert. Leider verhindern matschige Tomaten keine Unfälle.

Wie nah kann man kommen? © Stephan Boden
So nah! Drosseln? Ach was… © Stephan Boden

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14 Antworten zu „Stephan Bodens Kolumne: Nach tödlicher Kollision auf dem Bodensee. Es muss etwas geschehen.“

  1. tom logisch

    sagt:

    mal abgesehen davon, dass die KVR auf dem Bodensee gar nicht gilt (was hier aber nichts ändert), sollte man immer zuerst abwarten was die Unfallursache genau war. Klar sieht es leider relativ eindeutig aus und ist traurig genug, aber dann muss man zuerst alle Autos und Bikes über 65 PS abschaffen

  2. Holger

    sagt:

    Schlimmer Unfall. Auf dem See passiert sowas Gott sei Dank, sehr selten. Im Straßenverkehr ist es gefährlicher. Immer strenge Regeln oder Verbote zu vordern ist totaler Quatsch. Es gibt strenge Regeln und das bestraft nur die, die sich dran halten. Vielleicht hat sich der Fahrer auch daran gehalten und es war einfach ein tragisches Unglück.

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  3. Hans W.

    sagt:

    Die regeln sind alle vorhanden und klar. Da braucht es überhaupt keine neuen Regeln. Das Problem ist nur, dass sich keiner dran hält.

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    1. Vielleicht sind sie zu lasch. Siehe Gardasee, da wurde extrem nachgebessert.

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      1. C.H.

        sagt:

        Moin Stephan,
        Du schreibst unten, dass die WaschPo abends im Feierabend sei. Da kannst Du Regeln und Strafen haben, wie Du willst… Wenn bestehende Regeln konsequent durchgesetzt werden und es dann nicht der gewünschte Erfolg eintritt, kann man gern darüber nachdenken, ob Regeln oder Strafen angepasst werden müssen. Das reflexhafte Schreiben nach strengeren Regeln sollten wir der Politik überlassen, die diese Klaviatur perfekt beherrscht, um von den eigenen Versäumnissen bei der Durchsetzung bestehender Regelungen abzulenken. Du kannst das besser! 🙂

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        1. Moin C.H.

          Schau dir mal die Regeln auf dem Gardasee an. Dort wurden sowohl die Regeln als auch die Kontrollen verschärft. Beides zusammen scheint einigermaßen zu funktionieren.
          Vor allem sollten die Führerscheine überdacht werden. Ich halte es für fragwürdig, dass mit einem Führerschein, der für das Angelboot ausreichend ist, bei vorhandenem Budget ein 1450 PS Boot gefahren werden darf.

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      2. Hans W.

        sagt:

        Ich rate zu einen dringenden Blick in die KVR. Da ist tatsächlich alles geregelt. Zum Beispiel angemessene Geschwindigkeit. Zum Beispiel Ausguck halten. Dieses Thema hatten wir schon einmal vor vielen Jahren bei dem beschriebenen Pelzerhaken-Unfall. Da wollten alle Gutmenschen bessere Regeln, weil sie in die original geltenden Regeln anscheinend noch nie rein geguckt haben. Beide Unfälle wären nicht passiert, hätte man sich an KVR gehalten.

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        1. Die KVR spielen bei der Ausbildung fast keine Rolle. Dazu kommt: Ausschau halten, Geschwindigkeit anpassen und Rücksicht sollten eher dem gesunden Menschenverstand zugeordnet werden. Da fehlt es aber oft und daher muss meistens mit Gesetzen nachgearbeitet werden.

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          1. Hans W.

            sagt:

            Häää? Die KVR sind die Mutter aller Regeln. Lass uns uns nicht unter Wert verkaufen. Sie sind da, sie sind bekannt, sie gelten. Point final

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  4. Thomas Schmidt

    sagt:

    Es ist mir schleierhaft, warum man ohne Führerschein einen kleinen 15PS Flitzer fahren darf, der mit 15-20kn zur Waffe wird. Hier sollte umgedacht werden und über Geschwindigkeitsabhängige Führerscheine nachgedacht werden z.B. bis 6kn und über 6kn. Gleichzeitig ist natürlich eine schwere Yacht mit 6kn führerlos auch gefährlich. Vielleicht braucht man zusätzlich für Boote über 1000kg eine generelle Führerscheinpflicht? Es ist ja schon auch merkwürdig, wenn ich mir eine X99 kaufe und ohne Führerschein über die Ostsee fahren darf, ohne auch nur die leiseste Ahnung zu haben….

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  5. Rike

    sagt:

    Ich frage mich ob da keiner kontrolliert (also auf den Binnenrevieren, ich sehe ein dass es auf dem Meer nicht geht). Hier auf der Warnow ziehen sie dich sofort raus wenn du mit Mobo in Gleitfahrt unterwegs bist. Haben sogar mal einen Kumpel von mir angehalten und ihm gebeten den Gennaker runter zu nehmen, weil er deutlich mehr als 6,5 kt gesegelt ist damit, kein Witz.
    Was sind eure Erfahrungen damit? Das würde mich interessieren

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    1. Stell dich mal an einem schönen Sommertag am Abend an die Brandenburger Seen und die Havel. Da wird geballert, was das Zeug hält. Die Waschpo ist da schon längst im Feierabend.
      Da wird Ankern zum Abenteuer. Selbst erlebt, dass welche in Gleitfahrt Kreise um uns gefahren sind. Da kontrolliert niemand.
      Hab auch schon erlebt, dass die WaschPo grüßend überholt wurde. Vielleicht kannte man sich ja.

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  6. matthias

    sagt:

    Man sollte dringend zwischen Verdrängern und Gleitern differenzieren. Der Opi auf seinem holländischen Stahlboot wird so schnell nicht zur Todeswaffe.

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  7. Christian

    sagt:

    Motorbootfahrer und Motorradfahrer sind die Geißel der Gegenwart. Die einen nerven und gefährden auf dem Wasser, die anderen an Land. Bitte streng regulieren, denn freiwillig nehmen nur wenige Rücksicht.

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