Stephan Bodens Kolumne: The Ocean Race und Nachhaltigkeit – geht das zusammen?

Grünstich

Das The Ocean Race wirbt mit teilweise sehr markigen Sprüchen für den Meeresschutz und für Nachhaltigkeit. Wie passt ein Event, bei dem Millionen an Zuschauern anreisen, Boote und Teams durch Europa touren und Umweltschutz eigentlich zusammen?

©Team Malizia

Nahezu jede Veranstaltung verpasst sich heutzutage einen Grünstreifen. Und wer das nicht macht, kommt schnell in die Kritik oder handelt sich gleich das Horrorszenario eines jeden PR-Managements ein – in Form einer Klimaschützer-Demo vor Ort. Allein schon, um das zu umgehen, werden wahllos Bäume, Sonnen und Blumenwiesen oder auch Meere und Wale als Werbemotive genommen, stets verbunden mit Schlagworten wie „Sustainable“ oder „For the Nature“. Das The Ocean Race Europe macht das nicht anders. Und wer zum Beispiel in Kiel beim Start war, konnte sehen, wie plakativ das Thema vorgetragen wurde. Überall Bühnen, Stände, Vorträge und Bilder auf denen IMOCAs im Einklang mit der Natur segeln. Beliebtes Motiv: IMOCA wird von Delfin begleitet. 

Zunächst einmal muss man festhalten, dass es generell zu zu begrüßen ist, wenn nachhaltig gearbeitet, Sensibilität bei den Menschen geweckt und in diesem Zuge auch drauf geachtet wird, nicht unnötig Emissionen zu verballern. Bei so vielen Menschen, die immer noch denken, Meteorologen sind von „der Regierung bezahlt“, Wetterextreme seien „Panikmache“ oder Formulierungen wie „früher war es auch mal trocken“ nutzen, ist es gut, das Thema immer wieder und wieder zu penetrieren, bis es auch der Letzte begriffen hat.

Das Ocean Race dient inzwischen auch als Plattform für ozeanografische Forschung. Alle teilnehmenden Boote sind mit „Ocean Packs“ ausgestattet, die während der Etappen Daten zu Mikroplastik, CO₂, Temperatur und Salzgehalt erfassen. Da die Routen durch abgelegene Meeresgebiete führen, entstehen Messreihen, die sonst kaum verfügbar wären.

In der Ausgabe 2022/23 kamen auf diese Weise über vier Millionen Datensätze zusammen, die in internationale Netzwerke eingespeist wurden. In Kooperation mit dem GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und der Universität Utrecht konnten Mikroplastikbelastungen in europäischen Gewässern erfasst werden. Der Mittelwert lag bei 139 Partikeln pro Kubikmeter, davon rund 83 Prozent Mikrofasern. Betroffen waren unter anderem Ostsee, Atlantik und Mittelmeer.

Das große Aber

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5 Antworten zu „Stephan Bodens Kolumne: The Ocean Race und Nachhaltigkeit – geht das zusammen?“

  1. Expresssegler

    sagt:

    Mein Gott. Es muss ja nicht immer alles nachhaltig sein. Sollen wir uns wie die Urmenschen in unsere Höhlen verkriechen? Warum sich nicht einfach an schnellen Booten erfreuen und an Menschen, Sponsoren und Besuchern, die einen schönen Tag am und auf dem Wasser hatten und voller schöner Eindrücke am nächsten Tag motiviert im Büro sitzen und Steuern zahlen?!
    Nix ist nachhaltig und wird es auch nie werden, außer wir rennen nackig durch den Wald und erlegen ne Wildsau.

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    1. Nein, es muss nicht immer alles nachhaltig sein. Sehe ich ähnlich. Ich sehe es nur kritisch, nach außen hin dieses Thema so stark darzustellen und in der Kommunikation zu sagen: Wir sind so wahnsinnig nachhaltig! „Racing for the Ocean“ ist keine Erfindung von mir. https://www.theoceanrace.com/en/racing-for-the-ocean

    2. Bruno Hertz

      sagt:

      „Nicht immer alles“ ist gut. Hört sich an wie: wir sind ja schon 99% nachhaltig, da kann man sich ruhig auch mal ’ne Pause gönnen.

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  2. Bruno Hertz

    sagt:

    Ich find’s irgendwie lustig.

    Wenn die wie die Gesengten durch die Meere brettern – nach dem Motto, Viecher aus dem Weg, bitte, sonst gibt’s was auf die Mütze – kaum aus ihrem Kabuff rauskommen, außer es hat mal ’ne Flaute, die ihnen dann völlig auf den Sack geht, ’n guten Teil ihrer Zeit sowieso nur auf’n Bildschirm glotzen, um dann die frohe Botschaft des Umwelt-Bewusstseins verkünden. Putzig.

  3. Hans W.

    sagt:

    Alle Versuche von World Sailing, vom Hamburger Senat (E-Aussenborder / Alster) oder auch Sail GP sich einen grünen Anstrich zu geben sind albern. Man kann es leider nicht anders ausdrücken. Wenn wir aus HH mit 100 Optis zum Training an den Gardasee fahren ist daran genau gar nichts nachhaltig. Jegliche versuche dem Sport einen grünen Anstrich zu geben sind zutiefst unehrlich!

    Sail GP belässt es wenigsten bei ein paar Aufklebern wie „low carbon Emission“, und jeder vor Ort weiss, dass jeder andere vor Ort weiss, das da genau gar nichts mit „low Emission“ ist.

    Albern auch der Rechtslage, das auf der Alster alle 89 RIBs der diversen Vereine einen E-Motor haben müssen („Carbon free Alster“), wobei HSC täglich amtlich gezählte 58.000 PKW an der Messstation vorbeifahren, und im HH-Hafen Kreuzfahrtschiffe Gas geben.

    Erkenntnisse:
    a) Lasst uns ehrlich sein, Segeln ist und wird nie nachhaltig.
    b) Toll, dass Daten gesammelt werden, das hat ja aber nichts mit Nachhaltigkeit zu tun.

    Mein Kommentar dreht sich eigentlich gar nicht im Nachhaltigkeit, stelle ich gerade beim Querlesen fest, sondern um Ehrlichkeit. Ehrlich ist am längsten.

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