Stephan Bodens Kolumne: Sicherheit ist kein Zubehör sondern eine Einstellung

„Nur mal eben rüber“ kann böse enden

Auf einer einsamen Insel stranden. Da denkt man an Südsee, Pazifik, entlegene Seegebiete. Es funktioniert aber auch auf dem Ijsselmeer, wie der Fall eines deutschen Seglers in dieser Woche zeigte. Aber nicht nur das: denn es ist ein gutes Beispiel dafür, dass das Thema Sicherheit auch auf kurzen Strecken und vermeintlich harmlosen Revieren nie vernachlässigt werden sollte.

Eben noch gesegelt – plötzlich hängt man am Haken © Stephan Boden

„Nur mal eben rüber.“ Diese Art Törnplanung kennt jeder. Mal kurz fünf oder zehn Seemeilen zum nächsten Hafen, oder das Boot ins Winterlager überführen. Jetzt, im Herbst am Saisonende, ist wieder so eine Zeit, eine Zeit der kurzen Ausflüge, Überführungsfahrten oder das, was als „Daysailing“ bezeichnet wird. Das Wetter ist schön, die Sonne lacht, ein leichter Wind weht – also ab aufs Wasser, mal kurz eine Runde drehen.

Im IJsselmeer ist vor ein paar Tagen ein Segler gestrandet. Kein Funk, kein Sprit, Handy leer und offenbar keine Möglichkeit, es zu laden.
Am Ende saß er für 60 Stunden auf einer Insel fest, während um ihn herum das Wasser friedlich glitzerte – wie eine ironische Kulisse. Der Skipper hatte schlicht nichts mehr, womit er hätte rufen oder auf sich aufmerksam machen können. Er war offline im wörtlichen Sinn – und das mitten in Europa. Der Segler hat Glück gehabt, dass ein anderes Boot seine havarierte Yacht gesehen hat. 

Genau darin liegt die eigentliche Geschichte: Nicht das Drama, sondern die Routine. Diese Sorte Zwischenfall passiert oft nicht bei Atlantiküberquerungen oder Weltumsegelungen, sondern zwischen Hafen A und B, irgendwo zwischen Mittagessen und Anlegebier. „Nur mal eben“ – das sind die drei gefährlichsten Worte, die man an Bord sagen kann.

Und dann geht es plötzlich doch nicht gut

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6 Antworten zu „Stephan Bodens Kolumne: Sicherheit ist kein Zubehör sondern eine Einstellung“

  1. ilvy

    sagt:

    Rentner fällt auf dem Rursee von Bord eines Valken, geht unter und ertrinkt vor den Augen seiner Enkel. Bei bestem Wetter. Ohne Rettungsweste.
    Das ist jede Saison so. Nicht immer Rentner. Aber immer Tote.
    Liest man sich die Berichte der Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung durch, fällt auf: Die Todesopfer hatten keine Rettungsweste an, die an Bord verbliebenen Personen keine Ahnung von Rettung, weder von der Bedienung des Funkgerätes, noch von den notwendigen Manövern, aber konnten beim Ertrinken zusehen.
    Warum der Hinweis zum Tragen einer Rettungsweste jetzt etwas typisch „deutsches“ sein soll, erschließt sich mir nicht.
    Ich will das wissen, Friedrich. Und viele um mich rum. Ich will, dass meine Segelschüler verstehen, dass es nichts ehrenrühriges oder „unseemännisches“ ist, eine Weste zu tragen. Sondern dem Rest der Crew erspart, ihnen beim Sterben zuzusehen.

    1. Danke. Ich bin auf den Kommentar nicht eingegangen, weil es überflüssig und sinnlos wäre. Was soll man da auch sagen, wenn jemand Rettungsweste und Sicherheitsvorkehrungen „deutsch“ findet?

  2. nik

    sagt:

    Ey Jungs….

  3. Friedrich

    sagt:

    Mann oh Mann ist das deutsch hier. Und der Geist der Seemannschaft kriecht aus der Flasche. Alles richtig, die Geschichte als solche lässt aber bei jedem Leser genau den Reflex zurück, dass der liebe Gott die kleinen Sünden zuerst bestraft und man nicht nur auf dem großen Ozean, sondern auch auf dem „kleinen“ Ijselmeer ganz schnell in Seenot geraten kann.

    Aber, lieber Stephan, warum immer nochmal einen mit dem erhobenen Zeigefinger obendrauf? Und dann auch noch „ich trage jetzt immer Schwimmweste“.

    Bravo. Lob und Anerkennung. Aber wer will das wissen?

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  4. BFH

    sagt:

    Definiere Sicherheit.

    Im Ernst: Dass ausgerechnet jemand, der die Orca-App als Navigation in höchsten Tönen lobt, hier das fehlende Sicherheitsbewusstsein beklagt, spottet jeder Beschreibung.

    Nur nebenbei: Kann jemand die Insel Kreupel auf der Orca-Karte finden?

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    1. Ich hab einen Screenshot mit der Insel jetzt in den Beitrag ans Ende eingefügt. Ist übrigens von Orca. Das zur Einordnung deines Kommentares.
      Vielleicht hast Du ja im falschen Revier nachgeschaut. Vielleicht erst in den Diercke Weltatlas gucken, wo die Niederlande sind.

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