Törn im Wilden Westen: Elf Knoten Speed im Golfe du Morbihan – bei Flaute!

Im Flow, pardon: Strom!

Da schreibt man tagein, tagaus über spannende Segelspots in aller Welt, aber dass direkt vor der Haustüre respektive Hafeneinfahrt ein spektakuläres, jedoch (für mich) unbekanntes Revier meiner harrt – wer hätte das gedacht?

Es ist mittlerweile in der SegelReporter-Gemeinde bekannt, dass der Autor dieser Zeilen seit Jahren seinen Sommer im südbretonischen Lorient verbringt. Selbstverständlich nur, um aus den Tiefen der Hochseesegelszene respektive den Hinterhöfen des ehemaligen U-Boot-Hafens La Base zu berichten.

Manchmal, fast nie, springen dabei ein freier Nachmittag oder sogar ein verlängertes Wochenende heraus, an denen man sich von den Strapazen des SR-Daseins bei einem Schlag auf dem Mini 247 erholen kann. Ganz zu schweigen von den Törns mit Kumpel Francois Denis, der seine wunderbare Django 7.50 „Pistache“ (nomen est tinctura) aus dem Jahr 2004 für mehrtägige Ausfahrten immer bereit hält.

Denn obwohl auch dieses Boot eher im Zen-Stil eingerichtet wurde, so hat es doch zwei Kojen, für die eher kleineren Franzosen Stehhöhe, für Normaldeutsche fast aufrechten Stand. Und man muss nicht unter den Seilen des Schwenkkiels eines Minis nächtigen. Von der erstaunlichen Segel-Performance ganz zu schweigen.

Ab in den „Golfe“

Nachdem die üblichen Ausfahrten entlang der Küsten im Laufe der Jahre absolviert waren, die meisten Häfen mindestens ein Mal angelaufen wurden, kam neulich jemand auf die Idee, in den Golfe du Morbihan einzubiegen. Hmm, ob das was sein kann? Klar, mit der Familie fährt man dort auf dem Ausflugsboot schon mal herum. Nicht zuletzt, wegen der gefälligen Landschaften, den pittoresken Dörfern und was weiß ich nicht alles.

Aber segeln? Muss ich mir enge Flussläufe, etliche Felsen, dauernd drehende Winde und permanente Kollisionsgefahr mit Ausflugsdampfern und Fähren wirklich antun? Wenn doch der fantastische Atlantik während des wohl schönsten Sommers der letzten Jahre lockt?

„Pistache“ im Gegenstrom. Skipper und Profi-Grafiker Francois Denis visualisiert eine Szene des Törns. Man beachte den Strom und nicht die Möwe auf der Boje © Francois Denis

„Doch, das machen wir!“, bestimmte Francois lapidar. „Das wirklich Spannende dort ist nämlich die Tide. Und zwischendurch gehen wir immer wieder raus auf die See.“ Wir also los. Ende August sind die Pariser wieder in Paris und ohnehin alle Touris auf der Autobahn gen Heimat. Da können wir locker …

Fehlanzeige: Auf Belle Île sind schon mittags alle Häfen dicht mit fetten Cruisern. Also etwas weiter südlich nach der Ile d’Houat gesegelt. Nach entspannten zwei bis drei Windstärken wehte es nun mit satten fünf Beaufort, cooles Segeln war angesagt. Hafen über Funk angerufen – keine Antwort. Wir versuchen es trotzdem, soll ja ganz nett dort sein. Kurz vor dem Eingang zum „Port“ alle Segel runter, Außenborder an und just in dem Moment, als die Katamaran-Schnellfähre achteraus auf uns zurast und mit nervtötendem Hupen beginnt, kommt die Antwort von der Capitainerie: kein Platz mehr frei, alles besetzt.

 

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3 Antworten zu „Törn im Wilden Westen: Elf Knoten Speed im Golfe du Morbihan – bei Flaute!“

  1. Jochen Dubuisson

    sagt:

    Danke, „schon“ ein schöner Bericht. Die Bedenken vom Anfang kenne ich. Grüsse von 187!

  2. Halbneun

    sagt:

    „Schön“ sollte es heißen 😉

  3. Halbneun

    sagt:

    Schon zu lesen! Danke.

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