Superyachten: Am neuen 76 m Mast der „Perseus“ wird größtes Segel der Welt gesetzt

Meereselefant

Perini Navis, das sind diese gigantischen Motorsegler, die den Platz, Komfort und schieren Luxus einer großen Motoryacht mit den Vorzügen eines Seglers in einem Boot realisieren wollen.

Neulich ist die 60 m Slup „Perseus“ in den Golf von La Spezia gehoben worden. Fehlte nur noch der Mast. Der wurde morgens um Sieben angeschäkelt.

76 m und 17 t Hightech aus Valencia hängen neben ‘Perseus‘ © Perini Navi

76 m und 17 t Hightech aus Valencia hängen neben ‘Perseus‘ © Perini Navi

SR berichtete von der Überführung des Rohbaues der schwimmenden 60 m Residenz von Perini Navi. Der „Meereselefant“ ist über 11 m breit und verdrängt voll beladen 570 Tonnen. Damit die im mediterran leichten Wind überhaupt von Fleck kommen braucht es 800 qm Groß und ein 700 qm Vorsegel. Raumschots wird etwas mehr ausgepackt. Dann soll ein 2,602 Quadratmeter großer Gennaker in den Himmel steigen.

Das alles wird an einem 76 Meter langen Mast gesetzt. Dessen 16,4 Tonnen wurden jetzt an Bord gehoben. Obwohl die Werft von Anfang an auf große Fertigungstiefe (und entsprechende Werftschöpfung) mit selbst gebauten Alumasten, Rollanlagen und Schotautomaten setzte, kauft Perini die Masten mittlerweile bei externen Spezialisten wie Future Fibres in Valencia.

Denn Karbon halbiert gegenüber Alu das Nettoröhrengewicht. Nettoröhrengewicht heißt: der blanke Mast ohne stehendes und laufendes Gut wie Wanten, Stagen oder Fallen, mit Fundamenten für Salinge und Geräte wie Radar oder Satcom Kuppeln aber ohne Anbauten.

Da nach einer gängigen Faustformel jedes oben im Rigg gesparte oder hinzugefügte Kilo mit dem Faktor zehn unten im Kiel ankommt, lohnt, – Stichwort Designspirale – der Aufwand auch bei behäbigen Tourenyachten und schwimmenden Sommerurlaubsdomizilen. Der „Perseus“ Mast gehört weltweit zu den längsten Riggs.

Der spanische Hersteller ist stolz auf das makellose Finish der Maströhre. Es wurde ohne Spachtelmasse erreicht. Karbonmasten können bis zu drei Prozent ihres Gesamtgewichts mit diesem kosmetischen Füllstoff durch die Gegend fahren. Es blieb also etwa eine halbe Tonne Spachtel an Land. Voraussetzung dazu war das Laminieren in einer gefrästen Aluminiumform. Ein erheblicher, aber lohnender Aufwand. Future Fibres hat sich 1 ½ Jahre mit dem Perseus Rigg beschäftigt.

Eine besondere Herausforderung bei diesem Projekt war die erhebliche Verdrängung, die absehbaren dynamischen Lasten und die Erwartung des Eigners ein möglichst gut segelndes Boot zu bekommen.

Das Großfall wird an vier Punkten arretiert. Einmal komplett gesetzt, wie man es im Prinzip von der Dyas, dem Drachen oder Starboot kennt. Weitere Arretierungen sind für die drei Reffs vorgesehen. Der 23,4 Meter lange Karbonrollbaum zum Reffen mit seinen Finessen maritimen Sondermaschinenbaues wäre ein Thema für sich.

Auch beim stehenden Gut wurde der Generationswechsel von schwer auf leicht vollzogen. Die Wanten sind aus Karbon, die Vor- und Achterstagen aus Karbon, PBO und Kevlar. (Mehr zu dieser Technologie).

Wie bei Superyachtriggs dieser Kategorie üblich werden die Rigglasten von zahlreichen Sensoren überwacht.

Jetzt müssen bloß noch die Segel angeschlagen werden. Das ist bei den Flächen und Gewichten auch Arbeit. Dann wird auf dem Golf von La Spezia hinter die lange flache Mole gedieselt und geguckt, wie „Perseus“ sich ins Zeug legt.

Zur SR BilderStory

 

 

Ergänzendes zu „Perseus“ und Perini Navi

Segelausstattung: Groß 800 qm Groß, Vorsegel 700 qm, Stagsegel 370 qm, Reacher 1.160 qm, Code 0 1.804 qm, Spinnaker Stagsegel 721 qm

Eine neue Generation von Schotautomaten zieht bis zu 30 Tonnen Vorschot und im Schnellgang bis zu 40 Meter Leine die Minute.

Die in den Achtziger Jahren gegründete Perini Navi Werft blickt auf 58 große Yachten zurück. „Perseus“ ist das zweite Exemplar der neuen 60 m Semicustom-Kleinserie. Nr. 3 ist bereits im Bau. Das Ketsch getakelte Schiff wird 2016 geliefert. Nächstes Jahr wird eine 70 m Perini Ketsch in Betrieb genommen.

Erdmann Braschos

Sein Spezialgebiet umfasst Mega-Yachten, Klassiker, Daysailor und Schärenkreuzer. Mehr über Erdmann findest Du hier.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert