Golden Globe Race: Indischer Solo-Segler verletzt im Southern Ocean – Schwierige Rettung

"Ich kann die Zehen bewegen"

Australische Rettungsbehörden haben eine multinationale Mission zur Rettung des verletzten indischen Golden Globe-Einhandsegler Abhilash Tomy eingeleitet.

Die “Suaheli”-Replik “Thuriya” von dem Inder Abhilash Tomy hat inzwischen das Rigg verloren. © Christophe Favreau / PPL / GGR

Der Inder Abhilash Tomy ist beim Golden Globe Race mit seiner Knox-Johnstone-Replik “Thuriya” von einer großen Welle überrollt worden, durchgekentert und hat dabei sein Rigg verloren. 1.900 Meilen südwestlich von Perth erlitt der 39-jährige Marine-Kommandeur schwere Rückenverletzungen.

Zuerst erhielt die Golden Globe Rennleitung eine knappe SMS per Satelliten-Verbindung: “Durchgekentert. Rigg verloren. Ernste Rückenverletzung. Kann nicht aufstehen.” Danach waren die Organisatoren in heller Aufregung.

Der nächste Rennteilnehmer Gregor McGuchin segelte mit seiner Biscay 36 “Hanley Energy Endurance” gut 90 Meilen südwestlich des Havaristen. Aber er hat im selben Sturm ebenfalls einen Mast verloren, wenn es auch nur der Besan war. Er habe theoretisch noch genug Sprit, um Tomy zu erreichen, aber die Bedingungen erlauben es nicht.

Ohne Segel und mit Treibankern wird er immer noch mit über sechs Knoten Speed von den anhaltenden neun Windsärken vor sich her getrieben. Sein AIS ging mit dem Mast über Bord. Er brauche noch gut 36 Stunden, um sich zu erholen und vielleicht eine Rettung von Tomy zu versuchen.

“Kann weder essen noch trinken”

Danach erreichte die Rennleitung eine weitere Kurznachricht des Inders: “Ich kann die Zehen bewegen, aber es fühl sich taub an. Kann weder essen noch trinken. Schaffe es nicht, meine Not-Tasche zu erreichen.”

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Der indische Marine-Offizier Abhilash Tomy (39). © GGR

inzwischen läuft die multinationale Rettungsmission. Ein Flugzeug wurde aus Perth entsandt, um die Situation zu beurteilen. Er soll das Gebiet am Sonntag um 02:30 Uhr UTC erreichen. Das Flugzeug hat genügend Treibstoff, um drei Stunden lang vor Ort zu kreisen. Die Crew wird versuchen, den Schaden an der 36 Fuß langen indischen Yacht zu begutachten und Funkkontakt mit Tomy aufzunehmen. Das Flugzeug wird auch Gregor McGuckins irische Yacht “Hanley Energy Endurance” überfliegen, die ebenfalls im selben Sturm zerstört wurde. McGuckin hat inzwischen ein Not-Rigg aufgebaut und versucht, die 90 Meilen Entfernung zu Tomys Position zu segeln.

Die australischen Behörden positionieren auch ein Such- und Rettungsflugzeug nach Reunion Island, um gemeinsam mit der Anzac-Klassenfregatte HMAS Ballerat, die sich darauf vorbereitet, Perth zu verlassen, bei der Rettungsmission zu helfen. Sie wird 4-5 Tage brauchen, um das Gebiet zu erreichen, hat aber einen Hubschrauber und komplette medizinische Einrichtungen an Bord.

Näher dran befindet sich das französische Fischereipatrouillenschiff “Osiris”, das “Thuriya” irgendwann am Sonntag Nachmittag UTC erreichen kann. Es hat auch medizinische Einrichtung an Bord.

Inder schicken Militär-Schiffe

Unabhängig davon haben die indischen Behörden ein Militärflugzeug aus Mauritius entsandt, das schon am Samstag Abend um 23:30 Uhr UTC in das Gebiet gelangen könnte. Außerdem sind die Fregatte “INS Satpura” der indischen Marine und den Tanker “INS Jyoti ” von Übungen vor Südafrika abgezogen worden, um bei der Rettung zu helfen.

Der Ire Gregor McGuckin hat zuletzt per Satellitenanruf an die Rennleitung erklärt, dass er sich mit seinem Notrigg doch wieder dem Inder nähert. Allerdings hat er auch Probleme mit dem Motor, der immer wieder stoppt. Er führt dies auf Kraftstoffverunreinigungen nach der Durchkenterung zurück.

Außerdem muss er muss er per Hand steuern, nachdem seine Windfahnen-Steuerung mit dem Besan verloren gegangen ist. Der Skipper glaubt dennoch Tomy am Sonntag zwischen 18:00 und 24:00 UTC erreichen zu können. Die Organisatoren des Rennens versorgen ihn  regelmäßig mit Informationen zur Entfernung und Richtung des Havaristen.

Holländer mit Brand an Bord

Der estnische GGR-Skipper Uku Randmaa segelt derzeit 400 Meilen westlich der beiden havarierten Yachten und wird drei Tage brauchen, um das Gebiet zu erreichen. Dennoch plant er, Gregor bei der Hilfe zu unterstützen.

Der Niederländer Mark Slats, der etwa 250 Meilen vom Rettungsgebiet entfernt ist, wurde von der Wettfahrtleitung aufgefordert, von einem Kurswechsel zur indischen Yacht abzusehen. Er kämpft immer noch mit 40 Knoten Wind und bis zu 15 m Wellenhöhe.  Dabei ging er sogar über Bord, wurde aber von der Lifeline gesichert. Er berichtet, noch nie solche dramatischen Bedingungen erlebt zu haben. Eine Welle stürzte auf seine “Ophen Maverick” zerschlug die Tür zum Niedergangs und überschwemmte die Elektrik der Yacht. Das führte zu einem kleinen Feuer an Bord, aber der Skipper konnte es schnell löschen.

Der Rest der GGR-Flotte hat gut daran getan, sich nördlicher zu halten, um einen zweiten  Sturm aus  Westen auszuweichen. Er sollte nun südlich von ihnen vorbeiziehen. Es werden immer noch große Wellen und starke Winde erwartet, aber längst nicht so heftig, wie sie das Mittelfeld  in den vergangenen 24 Stunden erlebt hat.

 

Carsten Kemmling

Der Mann von der vordersten Front. Mehr zu ihm findest Du hier.

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