iQFoil Games: 20 Meter vor dem Ziel gestürzt, trotzdem gewonnen – Weltmeister Kördel 7.

Irrer Live-Moment

Drama bei den iQ Foil Games in Lanzarote, dem ersten Showdown der olympischen Surfer-Klasse nach dem historischen WM-Sieg von Sebastian Kördel. Auch ein Fairplay-Preis könnte vergeben werden.

Die IQ-Foil-Surfer haben lange überlegt, wie sie sich für ihren ersten Olympia-Auftritt 2024 in Marseille attraktiv machen können. Welches Format passt am besten zu der Disziplin, wenn man den Besten ermitteln will.

Der Pole Pawel Tarnowski stürzt 20 Meter vor dem Ziel, Sam Sills (GBR) trifft es kurz danach. © IQ Foil Lanzarote International Games 2023

Das Ergebnis ist ein kompliziertes Format bestehend aus Slalom- und Kursrennen inklusive eines doppelt zählenden Massenstarts der gesamten Flotte. Am Ende zählt dann dieses Vorgeplänkel wenig. Die zehn Besten dürfen am Finaltag starten und beginnen fast wieder bei Null, auch wenn der Spitzenfahrer direkt in das Top-Drei-Finale vorstößt und damit Bronze schon sicher hat.

Am Ende entscheidet nur ein knapp achtminütiges Rennen der besten drei Fahrer über die Gesamtplatzierung. Das muss nicht immer spannend sein, wenn ein Pilot dominiert – wie beim Frauen-Finale – kann äußerst ungerecht werden, wenn der vier Tage lang zuvor dominierende Surfer nicht belohnt wird, kann aber einen unglaublichen Reiz beinhalten. So geschehen bei den iQ Foil Games vor Lanzarote.

Bei heftigen Bedingungen bis zu 20 Knoten Wind rasen die beiden an der Spitze liegenden Finalisten Pawel Tarnowski aus Polen und Sam Sills aus England mit zeitweise über 28 Knoten auf die Ziellinie zu. Es fehlen nur noch knapp 200 Meter, als Sills, der überlegen mit 9 Siegen in 15 Rennen in das Finale eingezogen war, zum Überholmanöver in Lee ansetzte. Tarnowski versuchte alles, um sich zu verteidigen, stürzte und schien geschlagen. Aber Sekundenbruchteile später stürzte auch Sills. Tarnowski gelang es, schneller wieder auf sein Brett zu steigen und errang doch noch den Sieg.

Für Sills wäre nur Bronze geblieben. Aber der Drittplatzierte Nicolas Goyard, der schon weit zurücklag, sah den Sturz der beiden Duellanten, bremste schließlich, und ließ den Briten vor ihm passieren.

Der Clip des entscheidenden Moments:

Spannender kann Sport kaum sein. Ein solches Live-Finale betreibt Werbung für die neue olympische Disziplin. So können die Windsurfer auch problemlos gegen andere Sportarten bestehen. 

Zu den Geschlagenen gehört Weltmeister Sebastian Kördel, aber bei dieser Regatta zeigte der NRV-Pilot durchaus eine ansprechende Form. Zwar schaffte er es als zehnter der Vorrunde nur knapp in das Top-Ten-Finale aber Rang sieben bestätigt seine Konstanz, die ihn zurzeit auf Rang zwei der Weltrangliste führt.

Immerhin waren bei den Männern 83 Teilnehmer am Start und 65 Frauen aus insgesamt 35 Ländern. Und das Ranking ist nach wie vor nicht in Stein gemeißelt. Denn so langsam kommen auch die ehemaligen RS:X Surfer in Schwung, denen bisher das nötige Gewicht für den iQFoiler fehlte.

Olympiasieger kommt in Schwung

Tarnowski gehört dazu. 2020 war er noch WM-Fünfter im RS:X und ist aktuell 54. in der Weltrangliste. Aber er schaffte schon im vergangenen Jahr auf Rang 7 beim iQFoil und feierte nun seinen größten Erfolg.

Kiran Badloe transformiert seinen RS:X-Olympiasieger-Body (73kg) zum 90-Kilo-Schwergewicht für das IQ-Foil. © Badloe

Auch der niederländische RS:X-Olympiasieger Kiran Badloe kommt langsam in Schwung. Er hatte über seinen Weg vom Hungerhaken zum Schwergewicht berichtet, scheint sich seinem Ziel aber nun zu nähern. Jedenfalls machte er schon mit einem Sieg beim Massenstart auf sich aufmerksam, zog punktgleich mit Kördel als 9. in das Finale ein wurde schließlich 8. Olympia-RS:X Silber-Gewinner Thomas Goyard – der Bruder vom zweitplatzierten Nicolas – pirscht sich als 11. auch langsam an die absolute Spitze heran.

Tarnowski konnte kaum glauben, was ihm passiert ist. „So ein Rennen habe ich noch nie erlebt. Als ich kurz vor der Ziellinie das Letzte rausholte, hörte ich, wie Sam sich näherte. Ich sagte mir ’nur noch 15 Meter und ich gewinne‘. Und dann stürze ich und dachte ‚Ich bin schon Letzter‘. Aber dann habe ich Sam auch im Wasser gesehen. Es war total verrückt! Ich habe einfach alles gegeben, um schnell wieder aufzustehen und als Erster die Ziellinie zu überqueren.“

Der polnische Windsurfer gewinnt zum ersten Mal ein Event der iQFOil Games. Er widmet den Sieg seiner Frau, die ihr erstes Kind erwartet.

Israel dominiert

Bei den Frauen gewann die Spanierin Pilar Lamadrid vor den beiden Israelis Tibi und Kantor. Israel ist aktuell in dieser Disziplin die dominierende Nation. Das Land stellte bei den Frauen gleich die Hälfte aller Finalteilnehmer. Bei den Männern platzierten sich zwei Piloten auf den Plätzen vier und fünf.

Beste deutsche Frau war Elisa Engelmann (Württembergischer Yacht-Club) auf Rang 16. Theresa Steinlein (Bayerischer Yacht-Club) wurde 32., Lena Erdil (NRV) 33.

Die Übertragung des gesamte Männer-Finals:

Finale der Frauen:

 

Ergebnisse IQFoil Games Lanzarote

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