Kieler-Woche-Vorschau: Olympioniken wieder dabei – Übetragung im Free-TV – 130 ILCA7

Sommerfest und Regattasport

1404 Meldungen aus 51 Nationen zur Kieler Woche, darunter Weltmeister und olympische Medaillengewinner. Besonders die Felder der ILCA-Klasse und 49er zeigen höchstes internationales Niveau.

Pressekonferenz Kieler Woche 2023, v.l. Andreas Kling, Marla Bergmann, Hanna Wille, Dirk Ramhorst, Michael Berghorn und Ole Schweckendiek

Die Aktiven und Segelfans erwarten auf dem Wasser und an Land ein Festival der überraschenden Begegnungen beim fairen Wettstreit auf acht Bahnen. In der ersten Hälfte stehen acht olympische Disziplinen mit den finalen Medaillenrennen am Mittwoch (21. Juni) im Blickpunkt, gefolgt von acht internationalen Bootsklassen im zweiten Teil. Nach dem Auftakt der Aalregatta am ersten Tag, wenn mehr als 200 Yachten ab 9 Uhr nach Eckernförde starten, sind insgesamt rund 350 Wettfahrten geplant.

„Wir sind stolz auf den großen Zuspruch in Zeiten, in denen die Kostensteigerungen längst auch in die Freizeit eingreifen“, wertet Organisationsleiter Dirk Ramhorst vom Kieler Yacht-Club die große internationale Beteiligung positiv. Neben den deutschen Aktiven, die mit gut800 mehr als die Hälfte der Meldungen ausmachen, schicken Dänemark (63),Schweden (55) und Italien (51) die stärksten Vertretungen. Es werden Flaggen aus allen Kontinenten zu sehen sein, von Argentinien, Aruba und Australien über Hongkong, Indien, Marokko und Südafrika bis zur Ukraine, USA und Zypern.

Der Kreis der Partner und Sponsoren ist gewachsen. „Neben Audi, REWE und der boot haben wir Visa als vierten Premiumpartner an Bord“, so Ramhorst, „die Unterstützung sichert die professionellen Rahmenbedingungen und das attraktive Eventprogramm.“ Erstmals wird die Regattadieses Jahr umfangreich im Free-TV auf Sport1 übertragen. Fans und Gäste könnendas direkt auf der Festivalmeile in Schilksee auf einer Großbildleinwand der Audi Sailing Arena und Monitoren sehen.

„Die ganze Familie und alle Freunde dicht am Geschehen einer hochwertigen Regatta, und danach mit ihnen auch feiern zu gehen, das macht die Kieler Woche besonders einzigartig“, sind sich Marla Bergmann und Hanna Willeeinig. Die Kieler Studentinnen wollen in die Top Ten der 49er FX-Klasse, nach dem sie das Medal Race im Vorjahr denkbar knapp verpasst hatten. Die Kieler Woche soll als Heimspiel genossen werden, bevor es zum Olympischen Testevent nach Marseille/Frankreich geht.

Marla Bergmann (l.) und Hanna Wille freuen sich auf die Kieler Woche 2023.

Die Qualifikation dafür macht die 21-jährige Steuerfrau und ihre ein Jahr ältere Vorschoterin auch zu den Favoritinnen für die Olympiatickets 2024. „Dabei sein wäre alles, um 2028 die Medaillenanzugreifen“, sagt Marla Bergmann. Nach dem Gewinn der Juniorenweltmeisterschaft 2021 stellte das Duo seine sportlichen Ziele in den Vordergrund. Bei der WM im August in Den Haag, soll der Nationenstartplatz für Marseille gesichert werden. An die nationale Ausscheidung denken sie vorerst  nicht. „Wir arbeiten solange es geht zusammen in einer gemeinsamen Trainingsgruppe“, so Hanna Wille, „Einzelinteressen müssen zurückstehen.“

Ob sie ihre neue „Perle“ in Kiel an den Start bringen, ist noch offen. „Magali“, so ein französischer Mädchenname mit gleicher Bedeutung, heißt ihr neues Boot, das sie erst am vorigen Freitag bei ihrem Heimatverein Mühlenberger Segel-Club in Hamburg getauft haben. Bergmann: „Wahrscheinlich werden wir es erst für die WM optimal tunen.“ Aber ab sofort stehen zwei 49erFX für die doppelte Olympiakampagne bereit, um mittelfristig in die Fußstapfen der Silbermedaillengewinnerinnen von Japan, Tina Lutz und Susann Beucke, zu treten.

Auch dem 18-jährigen Ole Schweckendiek gehört die Zukunft. Nachdem der Kieler bereits im ILCA 6 Jugend-Europameister wurde und die Kieler Woche 2022 gewann, gelang der Umstieg in den olympischen ILCA 7 mit Bestnote. Auf Anhieb wurde das Top-Talent U21-Weltmeister. „Das ist erstmal schwer zu übertreffen, aber in der offenen Altersklasse hängen die Trauben schon deutlichhöher.“ Um sich auch dort durchzusetzen, wo der zweimalige Olympiateilnehmer und Weltmeister 2020, Philipp Buhl, national seit Jahren das Maß aller Dingeist, will Ole Schweckendiek „weiter so viel wie möglich trainieren“. Das heißt vor allem im Kraftraum, wo er von 80 auf 85 Kilogramm an Muskeln zulegen muss.

In Schilksee wird der Umsteiger einen Tag nach seiner letzten mündlichen Prüfung in Sport zum Thema Trainingslehre als frischgebackener Abiturient an die Startlinie gehen. Durch den Abistress hat er zuletzt oft nur zwei Tage die Woche gesegelt. Ziel sei ein Notendurchschnitt mit einer 1 vordem Komma; im Wintersemester beginnt das Wirtschaftsinformatikstudium. „Es muss ein Standbein neben dem Segelsport geben“, spricht der erfolgsverwöhnte Realist. Die Kieler Woche diene als eine „gute Orientierung im internationalstarken Feld“. Anfang August geht es zur U21-EM nach Stavanger/Norwegen, Mitte Oktober zur Junioren-WM nach Marokko, wo Ole Schweckendiek sich erneut in der Spitze behaupten will.

Ebenfalls bereits mit einem Weltmeistertitel dekoriert ist der Hamburger Michael Berghorn. Der Eigner und Steuermann der „halbtrocken 4.5“vom Kieler Yacht-Club siegte 2021 bei der ORC-WM der Seesegler. Die Kieler Woche betrachtet der amtierende Europameister als Generalprobe für die Weltmeisterschaft im August an gleicher Stelle. Die Mills 45 erhält neue Segel, erstmals von North Sails, die sollen getestet und der Trimm optimiert werden. „Wir wollen Selbstvertrauen aufbauen und dabei natürlich nicht hinterher segeln“, lautet die Zielvorgabe von Berghorn, der kurzfristig zusätzlich zum Kiel Cup auch noch die Aalregatta auf den Kalender geschrieben hat. „Das ist quasi ein Küstenrennen, wie es bei der WM auch ansteht, ein gutes Training.“

Start zur Aalregatta, der dieses Jahr mit mehr als 200 Yachten besonders eindrucksvoll ausfallen wird.

Damit wird Michael Berghorn als einer der ganz wenigen Teilnehmer an allen neun Tagen der Kieler Woche aktiv sein. Denn ab Donnerstaggeht er mit der „halbtrocken light“ bei der Internationalen Deutschen Meisterschaft der J/70 an den Start. Dafür gründete der Geschäftsmann eigenseinen Verein und rekrutiert aus den Crews Nachwuchs für das ORC-Segeln. Jüngst wurde ein neuer Grinder für die Mills 45 entdeckt. Darüber hinaus zählen für den Steuermann so viele Wassertage wie möglich, um Gefühl für die Boote zubekommen und die Praxis zur Routine werden zu lassen.

Mehrfach weltmeisterlich geht es in den elf internationalen Bootsklassen zu. Dafür sorgen Severin Gericke und Xaver Schwarz im 420er, Kai-Uwe Lüdtke und Kai Schäfers im Flying Dutchman sowie der Däne Jesper Armbrust im Contender. Auch zahlreiche Titelverteidiger der Kieler Woche 2022 gehen wieder an den Start. Heiko Kröger strebt im 2.4mR bereits nach dem 14. Gesamtsieg. Für die Ungarn Szabolcs Majthényi/Andras Domoskos im FD wäre es der achte. Und Sören Dulong Andreasen gewann im Contender seit 2019 in Serie.

Unter 77 Startern aus 27 Ländern im 49er ist für Jakob Meggendorfer und Andreas Spranger vor ihrer Haustür der Einzug ins Medal Race der Top Ten das Minimalziel. Als einzige Crew im Olympia-Kader des Deutschen Segler-Verbands sind die WM-Sechsten von Halifax/Kanada 2022 ebenfalls für das Olympic Test Event Anfang Juli gesetzt. Zum DSV-Team dort gehört auch die Berlinerin Julia Büsselberg im ILCA 6, wo die internationale Konkurrenz von Vorjahressiegerin Mara Stransky aus Australien angeführt wird.

Die Extraklasse an der Spitze belegen die Meldungen der einheimischen Weltmeister vom Mitveranstalter Norddeutscher Regatta Verein (NRV) Hamburg. Luise Wanser und Philipp Autenrieth im 470er-Mixed wollen ebenso die Kieler Goldmedaille wie die Vorjahressieger Malte und Anastasiya Winkel aus Kiel und die frischgebackenen Vizeeuropameister Simon Diesch und Anna Markfort vom Württembergischen Yacht-Club. Der absolute Topfavorit im iQ-Foilsurfen ist Weltmeister Sebastian Kördel, der ebenfalls als Vizeeuropameister anreist. Die Weltsegler der Jahres2022, Weltmeister und Olympiasieger im Nacra 17, Ruggero Tita und Caterina Banti aus Italien zeigen ebenfalls in Kiel Flagge, wo sie auf die einheimischen Bronzemedaillengewinner von Enoshima/Japan, Paul Kohlhoff und Alica Stuhlemmer treffen.

Die Meldelisten

Quelle: Kieler Woche

 

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