Offshore Team Germany: Morten Bogacki und Robert Stanjek starten mit „Lilienthal“

„45 Minuten Schlaf verlangt viel Mut“

Im September 2019 soll der OTG-Mini „Lilienthal“ zum zweiten Mal das Mini-Transatlantikrennen (Mini Transat La Boulangere) über zwei Etappen und insgesamt 4000 Seemeilen bewältigen – diesmal mit Morten Bogacki als Solo-Piloten. Die ersten Vorbereitungsmeilen für 2019 im Regattamodus auf dem Atlantik werden an diesem Wochenende ins Logbuch eingetragen.

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Morten Bogacki (l.) und Robert Stanjek auf der „Lilienthal“. © OTG

Für 46 Minis geht es am Freitag bei der Plastimo Lorient auf einen 250 Seemeilen langen Kurs, der die Crews in einem Dreieckskurs von der französischen Hafenstadt zur Südspitze der Bretagne und um die Belle Ile herumführt. Morten Bogacki wird dieses Zweihand-Rennen gemeinsam mit Robert Stanjek segeln.

OTG-Skipper Stanjek, der als Team-Captain das Weltrennen „The Ocean Race“ 2021/22 im Fokus hat, wird seinen Teamkollegen Bogacki als Co-Skipper unterstützen. Es geht darum, die nächsten Seemeilen auf das Mini-Konto zu packen, um die Voraussetzungen für einen Start beim Mini Transat La Boulangere zu erfüllen.

Die Transatlantik-Regatta wird am 22. September gestartet. Sie ist das größte Einhand-Transatlantikrennen und der ultimative Test für aufstrebende Hochseesegler. Zum 22. Mal wird der Kurs die Solo-Segler auf ihren 6,50 Meter kleinen Yachten über zwei Etappen von La Rochelle/Frankreich zunächst nach Las Palmas de Gran Canaria und dann weiter nach Le Marin in Martinique über den Atlantik führen.

Die zweite Etappe startet nach einer mehrwöchigen Pause Anfang November vor Gran Canaria. Über 15 bis 20 Tage führt der Kurs die Segler bis in die Karibik. Das Leben an Bord in diesen zwei bis drei Wochen ist äußerst beengt. Die Navigation, Reparaturen, Zubereitung von Mahlzeiten, kurze Schlafintervalle – nichts ist wirklich komfortabel, aber möglich.

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Kentertest des deutschen Mini 6.50. © OTG

Auf den Mini-Prototypen wie der „Lilienthal“ ist das Leben ein echter Sport. Der Schwenkkiel mit seinen Blöcken und Leinen in der Mitte des 1,40 Meter hohen Cockpits dominiert das Ambiente. Die Schwerter an den Seiten, dahinter eine schwarze, nasse Kabine von 50 cm Breite lassen wenig Raum, in dem die Skipper ihre kurzen Schlafintervalle finden sollen.

Wer solche Strapazen aushalten möchte, muss wissen, worauf er sich einlässt. Morten Bogacki begann früh mit dem Segelsport: Optimist, 420er, dann der olympische 470er mit diversen Meistertiteln und einer erfolgreichen Zeit in der Nationalmannschaft sowie Einsätze als Steuermann der Bundesliga-Mannschaft des Düsseldorfer YC stehen in seiner Vita. (Anm. d. Red. Der Vize-Europameister im 505er 2013 hat auch schon Mini-Erfahrung gesammelt (SR-Interview))

Doch der 33-Jährige ist nicht nur ein erfolgreicher Segler, sondern auch ambitioniert im Beruf. 2016 erlangte er seine Approbation als Arzt, ist als Radiologe in der Rendsburger Klinik aktiv. Um Beruf und Segelleidenschaft nebeneinander leben zu können, arbeitet der Düsseldorfer, der inzwischen in Kiel lebt, auf halber Stelle. Sein Arbeitszeitkonto ist gut gefüllt, um in den nächsten Wochen die Vorbereitung für das Ziel Mini-Transat segeln zu können.

Nach der Plastimo folgen weitere Regatten in Frankreich – dann einhand, um sich schon auf den großen Qualifier einzustellen. Noch im Frühjahr will Bogacki die 1000 Seemeilen lange Schleife von La Rochelle/Frankreich nach Irland und zurück segeln. „Um die Voraussetzungen für das Mini-Transat zu erfüllen, brauche ich noch 900 Regattameilen und eben die 1000-Seemeilen-Qualifikation“, erklärt Bogacki.

„Wenn alles gut läuft, dann habe ich alles im Frühjahr zusammen. An Himmelfahrt will ich wieder nach Deutschland kommen. Aber auch danach gäbe es noch genügend Möglichkeiten, um die geforderten Meilen zu segeln.“ Durch die Teilnahme am Zweihand-Rennen Mini-Fastnet im vergangenen Juni hatte Bogacki die ersten 600 Seemeilen in kleiner Crew in der Hochsee absolviert. Aktuell ist er der einzige Deutsche, der sich für den Start beim Mini-Transat 2019 in die Meldeliste eingetragen hat.

„Lilienthal“ mit Potenzial für Top-Platzierung

Im Winter hat Bogacki die „Lilienthal“ selbst für den Einsatz im Atlantik frisch gemacht. Da die zunächst beauftragte Werft in Frankreich den Zeitplan nicht einhalten konnte, holte der 33-Jährige den Mini per Trailer nach Kiel und baute ihn hier neu auf.

Die Aufnahmen für die Outrigger (die Riggausleger) am Cockpit mussten verstärkt, die Winschen gewartet und die Eletronik auf den neuesten Stand gebracht werden. Vor zwei Wochen fuhr Morten Bogacki das Boot gemeinsam mit OTG-Boatcaptain Adrain Bleninger nach Lorient, um es ins Wasser zu bringen, den Mast zu stellen, Kiel und Ruder zu montieren.

Jetzt gilt es, weitere Erfahrungen mit der „Lilienthal“ zu sammeln, die durch ihren breiten Scow-Bug auffällig daher kommt und ehemals auch mit Foils ausgestattet werden sollte. Die Foils wurden dann zwar nicht umgesetzt, da ein sicheres „Fliegen“ mit den kurzen Booten bei langer Welle nur schwer zu realisieren ist. Doch die „Lilienthal“ zeigte dennoch ihr Potenzial und segelte beim vergangenen Mini-Transat auf Platz zwei.

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Morten Bogacki. © OTG

Bogacki dämpft vor seiner ersten Atlantiküberquerung allerdings zu hochfliegende Erwartungen: „Meine Priorität ist es, das Boot sicher über den Atlantik zu segeln. Daher werden wir ‚Lilienthal‘ auch jetzt nicht mit Foils ausstatten, auch wenn vielleicht ein paar Neuentwicklungen mit Foils kommen“, sagt Bogacki.

Zu einer sportlichen Zielformulierung lässt sich der Mini-Transat-Novize dann doch hinreißen: „Auch wenn man noch die Entwicklungen der neuen Boote abwarten muss, hat das Boot sicherlich ein Potenzial, um unter den ersten Sieben ins Ziel zu kommen.“

Doch es gelte, dieses Bootspotenzial auch auf die Bahn zu bringen. Und da ist mehr gefragt, als seglerisches Können. Schlafen und Essen entscheiden darüber, wie groß die Ressourcen auf der Langstrecke sind. „Da brauche ich noch Training, um festzustellen, wie mein idealer Power-Napp-Rhythmus ist. Möglicherweise teste ich das im Schlaflabor. Das Boot über 12 bis 15 Minuten allein segeln zu lassen, ist sicherlich machbar. Aber auch mal 45 Minuten zu schlafen, verlangt schon viel Mut“, sagt Morten Bogacki, der nach dem Mini-Transat noch weitere Pläne mit dem Offshore Team Germany verfolgen möchte.

Etappenweise Einsätze beim „The Ocean Race“ 2021/22 wären denkbar. Und auch die neu geschaffene Olympia-Disziplin des Mixed-Offshore-Segelns für Marseille 2024 passt ins Profil von Morten Bogacki und in das des Offshore Team Germany: „Man muss schon sagen, dass das OTG in den vergangenen Jahren Einiges richtig gemacht hat. Und einige Bootsentscheidungen durch World Sailing und die großen Regatten spielen dem Team nun genau in die Karten.“

Weitere Informationen zum Mini „Lilienthal“ gibt es hier.
Über den Ausgang der ersten Mini-Regatta berichten wir hier.

12 Antworten zu „Offshore Team Germany: Morten Bogacki und Robert Stanjek starten mit „Lilienthal““

  1. Roar

    sagt:

    Thibault bezeichnet Robert Stanjek und Morten Bogacki als „schlechte Segler“.

    „Komisch das immer die schlechten Sportler vom Pech verfolg…“

    Robert hat u.a die folgenden Erfolge aufzuweisen:

    4 x German champion,

    2 x European champion Star boat,

    Vice world champion Star boat,

    Olympic Games London sixth place,

    Fastnet Race class win Swan 60

    Morten:

    Vize-Europameister im 505er

    470er mit diversen Meistertiteln

    Olympiakampagne für London 2012

  2. Roar

    sagt:

    Lieber Thibault,

    meine Kritik an Riechers bezog sich nicht auf die Trennung vom OTG sondern auf sein Nachtreten nach der Trennung, nachzulesen in einem Interview mit einem engl. Segelmagazin.

    Bogacki und Stanjek haben sich aktuell in einer Trainingsregatta (Plastimo Lorient) etwas zu weit in südwestlicher Richtung versegelt. Möglicherweise sind sie auch infolge eines technischen Defekts zurückgefallen. Heute morgen um 10:00 segelten sie noch vorn mit.

    In seglerischer Hinsicht verfügen beide mindestens über die seglerische Qualität eines JR. Wir sollten daher kein vorschnelles Urteil fällen, sondern Ihnen Zeit geben, dies zu beweisen

    http://www.lorientgrandlarge.org/?mode=suivi_course_plm_mini

  3. Thibault

    sagt:

    Lieber Roar,

    ich weiss nicht wo Du ein unsportliches Verhalten von Jörg Riechers gesehen hast. Ich finde er hat das richtige getan und bei OTG die Reissleine gezogen, als klar wurde, das das Projekt sportlich gegen die Wand fährt.
    Apropo sportlich gegen die Wand fahren. Stanjek kämpft gerade um die rote Laterne bei der ersten Mini Regatta des Jahres. Zur Zeit 49 von 64, das wäre einen Jörg Riechrs nie passiert. Er war mit dem Boot immer unter den Top 3. Jörg steht eben für sporlliche Qualität und top Platzierungen!!!

    1. Roar

      sagt:

      „Zur Zeit 49 von 64, das wäre einen Jörg Riechrs nie passiert.“

      Du kommentierst auf Kindergarten-Niveau, denn

      – das Ziel erreichten sie 30 Plätze weiter vorn als 19.

      – es ist unseriös, die Qualität eines Segler anhand einer einzigen Wettfahrt beurteilen zu wollen.

      – Bogacki und Stanjek waren von Flauten-Pech betroffen, so dass das Ergebnis ihr wahres Potential gar nicht widerspiegelt.

      1. Thibault

        sagt:

        Komisch das immer die schlechten Sportler vom Pech verfolgt sind und die Top Sportler nie lamentieren und nach Entschuldigungen suchen. Es ist gar nicht mal der 10. Platz bei den Protos der schockiert, es ist der Abstand zum Podium von über 40sm mit einem Boot welches letztes Jahr mit Jörg Riechers im Solo Mode immer auf dem Podium gelandet ist und die Rücketappe von Les Sables überlegen gewonnen hat. Wenn Du den Absturz bezüglich der Performance des Bootes nicht siehst, ist Dir nicht zu helfen. Oder Du bist nicht objektiv in Deiner Meinung

        1. Ralle

          sagt:

          Lieber Thibault,
          leider erwähnst Du selbst nur das, was Deine eigene Meinung unterstützt. Im vergangenen Jahr hat Jörg Riechers bei exakt dem gleichen Saisonauftakt (der Plastimo) die „Lilienthal“ auf Rang 16 unter 58 Startern geskippert. Jetzt ist Platz 19 unter 68 Startern. Den großen Leistungs-Unterschied, den Du hier ins Fed führst, müsstest Du dann doch noch mal erklären.

          1. Thibault

            sagt:

            @ Ralle,

            ich habe mal recherchiert,Du hast recht jedoch war er bei der Platimo letztes Jahr mit Jens Kuphal unterwegs und ich weiss nicht ob der segeln kann oder nicht??? Das kann denn unter Umständen Segeln unter erschwerten Bedingungen sein?!? Versteh mich bitte nicht falsch ich wünsche Morten alles Gute und natürlich hat es es schwer an die Erfolge des Bootes anzuknüpfen…

  4. Roar

    sagt:

    Aber Hallo, nach Riecher’s unsportlichem Nachtreten gegen OTG wird wohl niemand erwarten können, dass er auf deren Webseite noch erwähnt wird.

    Ich vermute darüberhinaus, dass Riechers es nach seiner unfairen Aktion schwer haben wird, neue Sponsoren zu finden.
    Er hat sich also unnötigerweise selbst ins Aus manöveriert.

    Si tacuissus philosophus mansisses

    1. jorgo

      sagt:

      Aber ist denn „Segelreporter“ die Homepage des OTG?
      Die Kollegen von der YACHT haben da etwas „sportlicher“ berichtet finde ich.
      Da kann nur leider nicht so „schön“ kommentieren und streiten….. .

      Bin gespannt wieviele Dislikes ich diesmal einsammle?
      Viel Spaß!

      1
      0
  5. Manfred

    sagt:

    Jo Jorge, verstehe ich auch nicht.
    Wieso sind 10 Leute mit Deinem Kommentar nicht einverstanden?
    Die tolle Leistung beim letzten Mini Transit hatte Jörg Riechers vollbracht, der zur Zeit wohl wegen dem umfangreichen Training mit den Franzosen, zumindest auch auf Grund seiner reichlichen Erfolge, auf einer Stufe mit Boris H. genannt werden darf. Ohne Grund wird man nicht zum Hochseesegler Abend in´s Hamburger Rathaus eingeladen um die Erfolge zu würdigen.

    Dem neu formierten OTG Team wünsche ich natürlich viel Erfolg mit der tollen „Lilienthal“.

    1. jorgo

      sagt:

      Das versteh` wer will.
      Nennt sich wohl „bashing“.
      Mir egal.

  6. jorgo

    sagt:

    Wenn ich nicht irre segelte die LILIENTHAL nicht von allein auf den zweiten Rang beim letzten Transit.
    Merkwürdig (und unsportlich) dass die Erwähnung des Skippers fehlt!

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