Olympia Laser: Philipp Buhl reflektiert über Rang 5 und freut sich über Team-Bronze

"Es war kein Pech"

Phillip Buhl hat nach einem starken Medal Race eine Medaille verpasst. Aber seine Gefühle gestalten sich dennoch völlig anders als noch vor vier Jahren in Rio. Wie er das Erlebnis in Japan einschätzt.

 

Philllip Buhl hat seinen fünften Platz bei den Olympischen Spielen in Tokio eingeordnet. In seinem aktuellen Facebook-Post heißt es:

“Jeder weiß von meinem enttäuschenden 14. Platz bei den Spielen in Rio 2016. Ich habe dieses Ergebnis schnell überwunden und hatte es bei diesen Spielen nie wirklich im Kopf, selbst wenn ich darauf angesprochen wurde. Aber nach dem neunten Rennen, bei dem ich den viertletzten Platz belegte und mich plötzlich außerhalb der Top 10 wiederfand, war ich ein wenig besorgt über ein Rio 2.0-Ergebnis.

Am Start des Finalrennens kommt Philipp Buhl gut weg. © Sailing Energy / World Sailing

Aber auf das emotionale Tief folgte ein Rennsieg, der einen Platz im Medal Race mit Medaillenchancen bescherte. Und auch die Leistung im Medal Race  war sicherlich eine starke und erfreuliche Antwort auf das emotionale Tief nach R9. Ich klopfe mir selbst ein wenig auf die Schulter 😉.”

“Momente, in denen ich den Sport hasse”

Nach dem letzten Renntag vor dem Medal Race hatte Buhl die Dramaturgie mit dem “Katastrophen-Rennen” und folgenden Laufsieg wie folgt erklärt:

“Tag 5 der Rennen bei den Tokio Olympics: Ein etwas nervenaufreibender Tag für Trainer und Athleten. Die Bedingungen: Leichte und wechselnde Winde mit teilweise steilem Wellengang, wechselnde Strömungen und viele Möglichkeiten für Zufälligkeiten. Ein Tag, der mit den zwei angesetzten Wettfahrten alles zwischen 2 und 50 Punkten bringen konnte.

Phllip Buhl in Aktion. © Sailing Energy / World Sailing

Der Gameplan in der 1. Wettfahrt heute nur halbwegs klar. Ich wurde 32. und lag damit außerhalb der Top 10 der Gesamtwertung. Ich muss zugeben, dass ich an einem Punkt nichts mehr verstanden habe. Das sind Momente, in denen ich den Sport hasse.

Aber ich habe versucht, Lehren aus diesem katastrophalen Rennen auf dieser Strecke mit in das letzte Rennen dieser Olympiade zu nehmen, um sicherzustellen, dass es nicht mein letztes Rennen sein würde. Und genau das ist passiert. Derselbe Plan, etwas präziser, etwas mehr Glück und ich gewann das letzte Rennen. Damit sicherte ich mir einen Platz im Medaillenrennen am Sonntag. Also noch ein Rennen 😏. Was für eine erfreuliche, aber auch nervenaufreibende Wendung. 🥵 Alles oder nichts, volles Risiko am Sonntag.”

“Nicht genug von meinem Können gezeigt”

Und genau so ging er der deutsche Weltmeister das Medal Race an. Zwischenzeitlich reichte die Konstellation sogar für Edelmetall. Aber es sollte nicht sein.

Buhl zieht Bilanz: “Am Ende wurde ich 5. bei den Olympischen Spielen in einer Flotte mit einer unglaublich starken Besetzung. Das ist ein starkes Ergebnis, auch wenn es nicht ganz meinen eigenen Hoffnungen und Zielen entsprochen hat.

Aber am dritten Tag der Regatta habe ich einfach nicht genug von meinem Können gezeigt, um mir eine Medaille zu verdienen. Oder ich konnte es an den anderen Tagen nicht wettmachen, weil 4 andere Athleten besser waren. Es war kein Pech, ich war an Tag 3 nicht in Topform, nicht einmal annähernd, und andere haben es besser gemacht.

Hier stehe ich also: 5. in der Gesamtwertung, ohne Medaille, mit 85 Prozent Zufriedenheit über mein Ergebnis und den Umschwung nach R9 und mit 15 Prozent Enttäuschung über meine Leistung am dritten Tag.

“Starke Bindung” zum Coach Alexander Schlonski. © Buhl

Ich hatte eine großartige Vorbereitung auf diese Spiele und zeigte mich in meiner besten und komplettesten Form meines Lebens. Ich habe eine starke Bindung und Arbeitsatmosphäre zwischen mir und meinem großartigen Coach Alex geschaffen und wir haben über die Jahre eine unglaubliche Trainingsgruppe mit vielen Learnings entwickelt.

Mit offenen Karten gespielt

Ich habe immer mit 100 Prozent offenen Karten gespielt und all mein Wissen weitergegeben. Im Gegenzug bekam ich die Hilfe meines Teams in der Vorbereitung auf den Weltmeistertitelgewinn 2020.

Mein Vater hat mich einmal gefragt, ob es klug war, mein ganzes Wissen so an Hermann Tomasgaard weiterzugeben, wie ich es getan habe. Aber ich bin froh, dass ich es getan habe und stolz darauf, ein kleiner Teil seines Erfolges zu sein. Wenn du gewinnen willst, darfst du keine Angst vor deinen Trainingspartnern haben! So einfach ist das.

Danke an Japan, dass wir die Spiele spielen durften. Danke an meine Partner, meinen Coach, meine tollen Trainingspartner, an alle, die von zu Hause aus mitfiebern, an meine Freundin und an alle Lasersegler für eine Woche Fairplay. 👊🏽”

Der Norweger Hermann Tomasgaard gehörte mit dem Jesper Stalheim zur Trainingsgruppe, mit der sich Buhl auf die Olympischen Spiele vorbereitet hatte. Stalheim segelte auf den enttäuschenden 14. Platz. Aber der WM 6. Tomasgaard sicherte sich die Bronze-Medaille. Und Buhl feiert mit ihm, als wenn es das eigene Edelmetall wäre.

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Carsten Kemmling

Der Mann von der vordersten Front. Mehr zu ihm findest Du hier.

Ein Kommentar „Olympia Laser: Philipp Buhl reflektiert über Rang 5 und freut sich über Team-Bronze“

  1. avatar Sven Claussen sagt:

    Glückwunsch und allerhöchsten Respekt zu der sportlichen Leistung. Das Tracking war sehr spannend. Gruß Sven

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