Olympia-Qualifikation der ILCA6-Frauen: Rückschlag bei der EM in Griechenland

Jetzt wird es eng

Sie hatten so gut begonnen. Julia Büsselberg und Pia Kuhlmann starteten in die für sie so wichtige EM mit jeweils zweiten Plätzen. Aber am Ende wurde die zweite Olympia-Qualifikation erneut zur Enttäuschung.

Nico Naujok balanciert auf dem Vorwindkurs. © EURILCA / Capizzano

Die deutschen ILCA6 Frauen drohen die Qualifikation für die Olympischen Spiele zu verpassen. Auch bei der zweiten von drei Ausscheidungsregatten konnten die Stärksten, Julia Büsselberg und Pia Kuhlmann, keine Punkte für Marseille sammeln.

Zwar war Büsselberg bei der Weltmeisterschaft 2023 vor Den Haag die Nationenqualifikation mit Rang 13 geglückt, aber dieses Ergebnis ist anders als bei den ILCA7-Männern noch nicht in die dreiteilige DSV-Qualifikationsserie eingeflossen.

Diese begann bei der WM 2024 in Argentinien, als insbesondere Büsselberg bärenstark begann, aber schließlich doch eine herbe Enttäuschung erlebte. Die zweite Chance sollte das Team nun in Griechenland bei der EM bekommen. Und vielleicht würde das Kontrastprogramm bei extremem Leichtwind den deutschen Seglerinnen in die Karten spielen.

Julia Büsselberg startet für den Verein Seglerhaus am Wannsee. © GST

Aber diese Hoffnung hat sich schließlich nicht realisieren lassen. Büsselberg schloss die EM auf Platz 23 ab und Kuhlmann fiel noch auf 38 zurück. Damit droht ein Szenario, bei dem die Disziplin Women’s Dinghy nicht von einer deutschen Skipperin besetzt wird.

Denn der Deutsche Olympische Sportbund gibt nur Athleten grünes Licht für eine Olympiateilnahme, wenn sie die „Norm zum Nachweis der Leistungsperspektive“ erbracht ist. Früher war das die sogenannte „Endkampfchance“.

Pia Kuhlmann bei der WM 2024 in Argentinien. © Matias Capizzano

Dieses Kriterium gilt laut der „sportartspezifischen Nominierungskriterien“ des DOSB als erfüllt, wenn der Teilnehmende nach Abschluss der drei Qualifikationsveranstaltungen „in der DSV-Wertung unter den ersten zehn Nationen platziert ist und mindestens neun Punkte ersegelt hat“.

Man muss also unter die Top 20 segeln, um Punkte zu holen. Der 20. Platz ist ein Punkt wert. Da die ILCA6-Frauen diese Vorgabe bisher verpasst haben, können sie nur noch beim Weltcup in Palma punkten. Platz 12 würde dort ausreichen, um die nötigen neun Zähler zu bekommen. Aber passt dann auch die Konstellation, dass die Top-Ten-Nationen-Hürde genommen wird? Dafür wird eine interne Rangliste aller internationalen Segler, die bei den drei Regatten teilgenommen haben erstellt. Die Quali scheint kaum noch möglich, aber im Segelsport passieren manchmal komische Dinge.

Auch die ILCA7-Männer segelten in Griechenland ihre EM – allerdings ohne Olympia-Druck. Das Gros der Favoriten war nicht am Start. Nach der WM in Adelaide haben die meisten eine Auszeit genommen – auch Philipp Buhl und Nik Aaron Willim.

So ergab sich für die zweite Garde, eine Chance, bei den Titelkämpfen zu glänzen. Der starke deutsche Nachwuchs schien auch bestens mit den extremen Leichtwindbedingungen zurechtzukommen. Aber schließlich musste sich Nico Naujok als bester Deutscher im 145-Boote-Feld mit Rang 18 zufrieden geben. Julian Hoffmann (23.) und besonders Justin Barth (29.) segelten ebenfalls auf Top-Ten-Kurs. Letzterer fiel nach einer Pump-Disqualifikation zurück.

Ergebnisse ILCA7 EM 2024 Männer

Ergebnisse ILCA6 EM 2024 Frauen

6 Antworten zu „Olympia-Qualifikation der ILCA6-Frauen: Rückschlag bei der EM in Griechenland“

  1. Jörg

    sagt:

    Ich finde, eine Teilnahme an den olympischen Segelwettbewerben wäre auch eine Investition in die Zukunft. Wo kann man denn mehr Wettkampfhärte erlernen, als in den kleinen aber extrem starken Felder bei den olympischen Regatten? Diese Chance sollte man nicht leichtfertig aufgeben.

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  2. Danke für die Zahlen

    sagt:

    Hallo Laser-Fan, vielen Dank für die Zahlen, denn als Außenstehender ist einem das kaum so klar. Hier gab es zu einem entfernt artverwandten Thema unlängst einen Kommentator namens „Observer“, der wissend wirkte, und folgende Meinung beisteuerte: „bezahlen tun das nicht die paar Segelvereinsmitglieder mit ihren je 12,- € im Jahr, sondern alle Steuerzahler über die Spitzensportförderung des Innenministeriums.“
    Wenn man beide Meinungen, die beide wissend wirken, übereinander legt, dann ist es eine einfache Frage: Wollen wir Steuergeld für eine Sache ausgeben, die nicht erfolgversprechend ist.
    So richtig habe ich die Antwort auch nicht, freue mich aber über jeden, der sehr genau challegend, wo meine Steuern bleiben.

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    1. Laser-Fan

      sagt:

      Wenn man im Thema steckt, wird man feststellen, das beide im Artikel genannten Seglerinnen nicht in den Kadern des German Sailing Team zu finden sind.
      Beide haben ihre Teilnahmen an den Qualifikations-Regatten selbst, z. T. Über Förderer und Sponsoren im Heimat Segelverein und durch finanzielle Unterstützung durch die Eltern finanziert.
      Mir geht es generell darum, das Nationen-Startplätze , die schwer genug zu erreichen sind, nicht durch deutsche Verbände zurück gegeben werden.
      Wenn man die Seglerinnen nach eigener Übernahme der Kosten für die Olympia-Teilnahme befragen würde, wäre dies im Vergleich bis zum bisher geleisteten eigen Geldaufwand, nur ein Bruchteil und ein zu organisierender Betrag wäre.

      Ich muss dabei immer an einen deutschen Finn-Segler denken, dem es 2012 für die Olympischen Segelwettbewerbe genau so erging, der auch die Kosten gerne übernommen hätte, aber zusehen musste, wie ein Segler, ich meine er war aus Norwegen, bin aber nicht 100% sicher, in Weymouth dann bei Olympia segeln durfte, qualifiziert als Nachrücker auf dem von Deutschland zurückgegebenen Nationen-Startplatz.
      Ich finde es krass 🙁

      Vorhin habe ich von einem deutschen Junioren-Speerwerferi im Radio gehört ,der einen sensationellen Wurf von 90,20 m hatte, und damit auch die Olympia-Norm geschafft hat. Wie gesagt, ein einziger Wurf, bei dem der Speer vielleicht gut in der Windströmung gesegelt und auf die sehr gute Weite gesegelt ist.

      Julia und Pia haben bei einer WM aber auch schon in einzelnen Wettfahrten Platz 1 oder Platz 2 belegt.

      Ich sehe nicht, das bei Übernahme der Kosten für die Olympia-Teilnahme durch den Sportler/-in , der Steuerzahler zusätzlich belastet wird.

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      1. Danke für die Zahlen

        sagt:

        Ist es denn der DOSB oder der DSV, der dort auf die Bremse drückt? Es ist ja vermutlich nicht ohne Grund, dass die beiden ihr Glück außerhalb DSV-Kaders suchen. Weiss da jemand was dazu?

        1. Axel Schuler

          sagt:

          Ich weiß nicht, wer hier auf die Bremse tritt. Aber es ist doch bezeichnend, dass beide ILCA6 Top Seglerinnen nicht vom DSV unterstützt werden und aus dem Kader kommen, sondern nur durch privates Engagement der Eltern, Sponsoren etc. überhaupt in die Nähe einer Olympiaqualifikation kommen. Hier läuft etwas grundlegend schief im DSV und in der Talentförderung im Segelsport!

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  3. Laser-Fan

    sagt:

    Die interne Rangliste ergibt bei den ILCA 6 Woman folgendes :
    Derzeit haben die ersten 10 Nationen mindestens 16 Punkte in der internen Rangliste, d.h. eine deutsche ILCA 6 Seglerin müsste Minimum Platz 5 in Palma erreichen und dabei dürfte niemand der Frauen, die in Argentinien oder Athen Punkte gesammelt haben, in die Top 20 segeln, da sie damit ihren Punktestand noch „hochschrauben“ würden.
    So traurig es vermutlich sein wird, wird Deutschland (DSV und DOSB) den Nationenstartplatz der ILCA 6 zurückgeben und die deutschen Mädels müssten zusehen, wie andere Nationen so einen Platz dankend bei den olympischen Segelwettbewerben besetzen werden, wohlgemerkt mit ILCA 6 Seglerinnen, die permanent bei internationalen Events dieser Bootsklassen deutlich hinter den Deutschen platziert sind.
    Wie es anders gehen kann, habe ich „live und in Farbe“ in Den Haag/Scheveningen bei der World Sailing WM 2023 bei den
    ILCA 7 miterleben dürfen;
    Der belgische Segler, der den Nationen-Startplatz gesichert hatte, wurde vom gesamten belgischen Olymiateam frenetisch am Strand empfangen und in seinem ILCA stehend von den Teamkollegen aus dem Wasser an Strand getragen, so wie es z.T. Bei den Olympiasiegern oder Weltmeistern zu sehen ist.
    Ich glaube nicht, das sich irgendein Belgier darüber Gedanken machen müsste, noch eine interne Norm zu erfüllen, um bei olympischen Spielen für sein Land starten zu dürfen.

    Nebenbei stellt sich bei mir dann die Frage, welche „Norm zum Nachweis der Leistungsperspektive” denn unsere Deutschen 100m Sprinter/-innen erbringen?
    Nur weil es dort um eine Besetzung einer Staffel geht, die nur von einen geringen Anzahl von Nationen überhaupt gestellt werden kann?

    Sorry, nichts gegen eine interne Ausscheidung, aber die Gewinnerin einer internen deutschen Ausscheidung, sollte Deutschland dann als beste Deutsche ihrer Sportart auch bei der Olympiade vertreten dürfen.
    aktuell wäre es zum momentanen Zeitpunkt wohl Julia Büsselberg.

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