„Wir sind mit Qualität und Quantität mehr als zufrieden“, freut sich Organisationleiter H. Eckhard von der Mosel, der bereits die ORC WM 2014 in Kiel geleitet hat. Alle amtierenden Weltmeister, alle Medaillengewinner der WM 2021 und Europameister aus den Jahren 2022 und 2023 haben ihr Kommen zugesagt. Insgesamt 121 Yachten aus 13 Nationen kämpfen um die drei WM-Titel in den Kategorien A (15), B (33) und C (73). Ist es für einige Aktive der erste Start vor Kiel, heißt es für andere Abschied nehmen. Die Titelkämpfe finden vom 4. bis 12. August in Kiel statt.
„Unter der Berücksichtigung der Verschiebungen im Segelsport ist dieses Meldeergebnis wirklich gut. Wir haben im Seesegeln eine Entwicklung hin zu Abenteuerreisen (Double-Hand und Single-Hand oder kleinere Crews legen hunderte oder gar tausende von Seemeilen zurück). Große Abenteuer-Törns wie das Fastnet Race passen derzeit ebenfalls in den Megatrend des Offshore Regattasports. Die über 120 Yachten in Kiel zur Weltmeisterschaft dürfen wir daher als Anerkennung für die deutsche Regattaszene interpretieren“, ergänzt Eckart Reinke, Offshore-Chef der Kieler Woche und 2014 neben Stefan Kunstmann und Fabian Bach einer von drei Wettfahrtleitern bei der ORC WM vor Kiel.
Auch in diesem Jahr konzentriert sich Reinke, der seit August des Vorjahres Vorsitzender des Seesegelausschusses des Deutschen Segler-Verbandes ist und als absoluter Offshore-Fachmann gilt, auf die Wettfahrtleitung. Der international renommierte Race Officer war bereits bei vier Weltmeisterschaften (2005, 2009, 2014 und 2021) dabei. Einsätze bei fünf Europameisterschaften, beim America’s Cup, im Farr40-Circuit sowie Race-Management-Einsätze in ganz Europa stehen zu Buche.
Mit Blick auf die ORC WM wurden die Kurse im Vorfeld schon erprobt, die Aktiven wurden bei der Gestaltung mit an Bord geholt. „Mit der Kieler Woche und als KYC haben wir große Erfahrung, was das Design von Offshore-Kursen angeht. So wird sich die Langstrecke an dem in der Kieler Woche beliebten Silbernen Band orientieren. Für die erstmalig neu in einer Weltmeisterschaft zu segelnden ‚Coastal Races‘, Mittelstrecken mit einer Länge von zwei bis fünf Stunden, haben wir die Kurse zur MaiOR und zur Kieler Woche getestet und uns Rückmeldungen von den Regattaseglern eingeholt. Mit diesen Erfahrungen haben wir die Kursdiagramme dann noch ein wenig angepasst, um noch bessere Kurse für die Weltmeisterschaft anbieten zu können“, erläutert Reinke.
Auch wenn der ganz große Hype bei den jährlichen Offshore Regatten in Deutschland ausblieb und die Meldezahlen von der MaiOR (30) über den Kiel-Cup zur Kieler Woche (35) bis zur IDM während der Travemünder Woche (21) eher im unteren bis normalen Rahmen blieben, so lockte die ORC WM nicht nur die deutschen Segler in großer Zahl auf die Regattabahn. Neben 61 deutschen Yachten komplettieren Flotten aus dem Baltikum, Estland (12) Litauen (10), sowie Skandinavien mit je acht Meldungen aus Dänemark und Schweden das Feld.
Und wenn auch die Zahlen der Kieler Rekord-ORC WM von 2014 nicht geknackt werden, so dürfte es dieses Mal eine schnellere WM werden. „Es ist die Idee des ORC-Segelns, mit neuen Materialien und neuen Technologien die Boote schneller zu machen, mit anderen Worten: Innovationen in den Segelsport zu bringen. Während bei den Einheitsklassen darauf geachtet wird, dass das gesamte Material gleich ist, wird beim ORC-Seesegeln insbesondere Augenmerk auf den technologischen Vorsprung gelegt, der dann im Laufe der Zeit allen Booten zugutekommt. Aus diesem Grundverständnis heraus wird die gesamte Flotte der Regattaboote auch von Jahr zu Jahr im Durchschnitt schneller“, erklärt Reinke die Endwicklung zu immer schnelleren Yachten. Und von den Schnellen sind die Besten in Kiel am Start. „Es ist das Who is Who des ORC-Segelns in Kiel“, freut sich von der Mosel.
Mit der „Beau Geste“ (Karl Kwok/Britische Jungferninseln) in der Kategorie A sind nun auch alle amtierenden Titelverteidiger bei der ORC-Weltmeisterschaft 2023 in Kiel am Start. Im Mai hatte der frischgebackene Europameister und amtierende Weltmeister als letzter Titelverteidiger für die Kieler WM sein Kommen zugesagt.
Insgesamt haben nun 121 Yachten aus 13 Nationen gemeldet. Neben den drei amtierenden Weltmeister-Teams von 2022 in Porto Cervo (Italien) sind auch alle neun Medaillengewinner der Weltmeisterschaft 2021 in Tallinn (Estland) am Start.
„Es dürfte das erste Mal in der Geschichte der seit 1999 jährlich stattfindenden ORC-Weltmeisterschaft sein, dass die amtierenden Goldmedaillengewinner bei einer Veranstaltung des laufenden Jahres alle zur Titelverteidigung versammelt sind“, weiß Dobbs Davis, ORC-Communication Director (USA), zu berichten.
In der Klasse A wird dies Karl Kwok (Britische Jungferninseln) mit seiner TP 52 „Beau Geste“ sein, in der Klasse B ist es Catalin Trandafirs (Polen) mit seiner GS 44P „Essentia 44″ und in der Klasse C Ott Kikkas (Estland) mit der Italia Otto Kikkas (Estland) mit Italia 11.98 „Sugar 3“. Jeder von ihnen wird auf starke Herausforderer treffen. In der Klasse A sind bisher 15 Yachten gemeldet, in der Klasse B 33 und in der Klasse C 73, insgesamt 121 Meldungen – ein Meilenstein für eine ORC WM. „Wir freuen uns, dass alle Titelverteidiger dabei sind. Das spricht für Kiel“, so Eckhard von der Mosel mit Blick auf die Qualität der Meldungen.
Während die amtierenden Titelträger sowie die Weltmeister von 2021 versuchen werden, ihre Erfolge zu wiederholen, gibt es ein Team, das keine Wiederholung wünscht. Der zweimalige Vizeweltmeister „Outsider“ (Teichmann/Hansen/Kiel) greift nach Gold. „Unser Ziel ist es definitiv nicht, als ewiger Zweiter bezeichnet zu werden“, sagt Bo Teichmann. Der 39-jährige Projektleiter segelt seit 23 Jahren mit „Outsider“-Eigner Tilmar Hansen (KYC/TP 52) zusammen. Nach zwei WM-Silbermedaillen 2018 hinter „Beau Geste“ und 2021 hinter Michael Berghorn mit seiner Mills 45 „Halbtrocken 4.5“ wollen sie das Silber-Triple vermeiden und müssen dazu die beiden Goldmedaillengewinner und ihre Bezwinger von 2018 und 2021 hinter sich lassen. Fünf weitere Profis an Bord, angeführt von Markus Wieser, sollen dabei helfen.
Die Konkurrenz setzt ebenfalls auf Profis. So ist bei Karl Kwok, der vor Kiel unter der Flagge der British Virgin Islands (BVI) an den Start geht, Gavin Brady (Annapolis Yacht Club) an Bord. Der 49-jährige Neuseeländer hat an Olympischen Spielen und mehreren America‘s Cups teilgenommen. Brady war Taktiker an Bord der „Tag Heuer“ beim Louis Vuitton Cup 1995, 1997/98 Steuermann der „Chessie Racing“ beim Whitbread Round the World Race und er segelte Olympia-Kampagnen im Starboot. „Wir freuen uns schon sehr darauf, nach Kiel zu kommen und unseren Titel zu verteidigen. Wir werden auch Tilmar und sein Team gerne wiedersehen – sie sind gute Freunde und Rivalen und wir segeln sehr gerne mit ihnen bei einer Meisterschaft wie dieser“, so Brady mit Blick Richtung Kieler ORC WM.
Insgesamt gehen vor Kiel vier TP52 ins Rennen. Neben den TP52-Yachten gehört der Weltmeister von 2021 und Europameister von 2022, Michael Berghorn, mit seiner Mills 45 zu den Topfavoriten. Auch der Hamburger hat weitere professionelle Verstärkung an Bord. Neben Taktiker Jes Gram Hansen (Dänemark) gehört Match-Race-Spezialist Frans Hinfelaar (Niederlande) zu Crew der „Halbtrocken 4.5“. Bei der Travemünder Woche 2023 belegt das Team um Michael Berghorn in der Kategorie A/B hinter dem amtierenden Europameister Kategorie B, der „Intermezzo“ (Kuphal/Berlin/Landmark 43 mod) Rang zwei der deutschen ORC-Bestenermittlung (es waren nur sieben Yachten in der zusammengelegten Kategorie A/B am Start).
Auch in den Kategorien B und C tummeln sich Profis, und in beiden Kategorien machen sich auch deutsche Yachten und deren Eigner Hoffnungen auf einen Podiumsplatz bei der ORC WM. So mischt die „Intermezzo“ (Jens Kuphal/Berlin/Landmark 43) stets vorn mit. Der Europameister von 2022 tritt zur WM mit seiner Stammcrew um Robert Stanjek, Phillip Kasüske und Annie Lusch an. Dabei trifft der Guyot-Teammanager unter anderem auch auf Aviar Tuulberg (Estland), der mit der „Katarina II“ (Swan 42) bereits WM-Silber und WM-Bronze geholt hat.
In der Kategorie C zählen die Italia 11.98-Yachten zu den Favoriten. Allen voran die „Sugar 3“ (Ott Kikkas/Estland). An Bord ist der Italia-Designer Matteo Polli. Insgesamt starten fünf Italia 11.98, dazu gesellen sich drei Italia 9.98, darunter die „IMMAC Fram“ (Mares/Dänischenhagen). Es ist die Abschiedsvorstellung des IMMAC-Projektes. „Nach der IDM vor Travemünde ist die WM unsere letzte Regatta, danach wird die Yacht verkauft.“, erklärt der Skipper Kai Mares.
Der Hamburger Eigner IMMAC reduziert sein Engagement im Segelsport. Und inzwischen liegt das Durchschnittsalter der Mares-Crew, die auch in der Amateur-/Corinthian-Wertung geführt wird, bei 30 Jahren, damit zählt das Team im ORC-Circuit nicht mehr zu den Youngstern. „Wir haben seit 2017 viele gemeinsame schöne und erfolgreiche Segeljahre erlebt“, blickt Kai Mares zurück. Der Vizeweltmeister von 2018 sammelte Erfolge und Titel, zuletzt den Kiel-Cup-Sieg und vor Travemünde den insgesamt vierten IDM-Titel (Kategorie C/D). Es soll nicht der letzte Erfolg vor dem Abschied bleiben.
Quelle: KYC/Hermann Hell
In Zahlen:
Mit 17 Yachten stellt der WM-Partner X-Yachts die größte Flotte.
Es folgen die Italia-Yachten mit fünf Italia 11.98, darunter der Titelverteidiger der Klasse C, und drei Italia 9.98, darunter die „IMMAC Fram“ (Vizeweltmeister 2018) und die „Patent 4“ (Deutscher Meister 2022), sowie vier Landmark 43, darunter die „Intermezzo“ (Europameister 2022).
Zeitplan der ORC-Weltmeisterschaft 2023:Freitag, 4. August, bis Samstag, 5. August: Registrierung und Vermessung
Sonntag, 6. August: Vermessung, Trainingsrennen und Eröffnungsfeier
Montag, 7. August, bis Dienstag, 8. August: Offshore Rennen
Mittwoch, 9. August: Inshore Rennen: ein bis drei Wettfahrten und/oder ein Coastal Race, Midweek Event mit Buffet
Donnerstag, 10. August: Inshore-Rennen: ein bis zwei Wettfahrten und/oder ein Coastal Race
Freitag, 11. August: Inshore-Rennen: ein bis drei Wettfahrten und/oder ein Coastal Race
Samstag, 12. August: Abschlussrennen und Siegerehrung mit Buffet
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