Rosalin Kuiper SR-Podcast auf Deutsch als Text: Über Campen, Stillen, Skippern und Malizia

„Jeder macht sein eigenes Ding“

Rosalin Kuiper war zu Gast in unserem Podcast. Das Gespräch führten wir in englischer Sprache. Hier das komplette Interview als Transkript auf Deutsch übersetzt. Wie es für die Niederländerin nach dem Ausstieg von Holcim – PRB weitergeht.

Rosalin Kuiper im Interview. © Holcim PRB

(Übersetze Transkription des Podcast Interviews. Hier gehts zur Podcast Episode)

 

Stephan Boden (SB): Hallo Rosie, wie geht es dir? Danke, dass du in unserer Sendung bist.

Rosalin Kuiper (RK): Hallo. Danke für die Einladung. Mir geht es gut.

SB: Ich habe auf Instagram gesehen, dass du gerade aus dem Urlaub im Schwarzwald zurückgekommen bist, oder?

RK: Genau. Wir waren zwei Wochen im Schwarzwald und in den Alpen, und es war ehrlich gesagt fantastisch. Wir lieben Camping und wir lieben es, draußen zu sein. Es war wirklich schön.

SB: Du hast einen neuen Campervan, richtig? Meine Frau kam zu mir und sagte: „ Hier ist eine tolle Verkaufseinzeige für einen Campervan. Und falls er Dir bekannt vorkommt: Das ist Rosalins alter Van.“

RK: (lacht) Werbung. Ja, allerdings. Weil wir jetzt eine dreiköpfige Familie sind. Mein alter Campervan hatte nur zwei Sitze. Ich liebe es, frei zu sein, zu reisen und die Welt zu erkunden.

Carsten Kemmling (CK): Klingt ziemlich holländisch. Der Wohnwagen ist typischer.

SB: Ja. Auf der linken Spur.

RK: Genau. Und dann hundert Stundenkilometer fahren, mit all den Fahrrädern hinten drauf?

Erholung und der Crash

SB: Rosalin, gibt es eine Frage, von der du dir wünschst, dass Journalisten aufhören, sie dir zu stellen?

RK: Nein.

SB: Okay, dann haben wir das geklärt. Lass uns über ein aktuelles Thema sprechen. Das erste Boot ist gerade im Ziel der Transatlantik-Regatta. Was ist deine Einschätzung zu dem Rennen?

RK: Nun, es wird dich wahrscheinlich überraschen, aber ich habe das Rennen nicht sehr verfolgt. Nach dem Ocean Race Europe habe ich wirklich versucht, abzuschalten und mich auf meine Familie zu konzentrieren.

SB: Du nutzt also die Chance, dich vom Ocean Race Europe zu erholen?

Holcim PRB um Skipperin Rosalin Kuiper will Zusammenhalt im Moment der Krise demonstrieren. © Eloi Stichelbaut

RK: Genau. Ja. Und das hatte ich ehrlich gesagt nötig. Es ist Zeit, sich zu erholen und auch zu reflektieren.

SB: Wie hast du das Rennen erlebt, besonders mit diesem Crash am Start und dann dem überraschend positiven Ende?

RK: Alles in allem blicke ich auf ein großartiges Rennen zurück. Es fühlte sich an wie ein Jahr voller Anstrengung. Wir hatten einen sehr extremen Start. Zwei Minuten nach dem Start in Kiel hatten wir eine Kollision mit Alexander. Es war verrückt. Aber ich bin sehr stolz darauf, wie wir es gelöst haben. Wir wurden Dritte.

SB: An welchem Punkt hast du angefangen zu glauben, dass ihr wieder ins Rennen zurückkommen könntet?

RK: Von dem Moment an, als wir in Kiel ankamen und wussten, dass das Boot nicht sinken würde. Dann habe ich geglaubt, dass wir es schaffen können.

CK: Warst du erleichtert, dass es nicht eure Schuld war? Oder hast du an den fairen Prozess vor der Jury geglaubt?

RK: Ich habe wirklich an den Prozess geglaubt und mich darauf konzentriert, den Schaden zu reparieren. Ich habe geglaubt, dass es nicht unsere Schuld war. Die internationale Jury wird ein faires Urteil fällen. Und genau das ist passiert.

CK: Es war gut zu sehen, als ihr euch die Hände geschüttelt habt. Es schien keine harten Worte gegeneinander zu geben.

RK: Nein. Es ist Sportsgeist. Und das kann in unserem Sport passieren. Man spricht danach miteinander und man versucht, sich gegenseitig zu helfen, um wieder an der Startlinie zu stehen. Es gibt hier überhaupt kein böses Blut.

SB: Selbst ohne die zugesprochene Wiedergutmachung hättet ihr den dritten Platz belegt. Fantastisch.

RK: Ja, das stimmt. Wir sind sehr zufrieden damit.

Führung und Teamdynamik

SB: Das war dein erstes Rennen als Skipperin. Wie wichtig war die Teamführung, besonders in dieser Geschichte?

RK: Super wichtig. Man kann sich nicht darauf vorbereiten, aber man kann sich auf die Menschen verlassen, mit denen man zusammenarbeitet. Wir haben so professionell reagiert. Jeder einzelne Segler blieb auf seiner Position. Ich könnte nicht stolzer sein auf das Team, das wir aufgebaut hatten.

SB: Mit jemandem wie Franck Cammas an Bord, einer echten Legende im Offshore-Segeln. Wie hast du die Balance zwischen Führen und Lernen gefunden?

RK: Mir ist es egal, ob du ein legendärer Segler oder ein Neuling bist. Ich versuche wirklich, den Menschen um mich herum die Kraft zu geben. Ich glaube an eine flache Hierarchie. Ich glaube, je mehr Freiheit, Eigenverantwortung und Verantwortung man den Leuten geben kann, desto besser. Tatsächlich bezeichnen viele Leute Franck Cammas als schwierig, aber er ist einer der kooperativsten Menschen, mit denen ich je gesegelt bin. Er ist so bereit, sein Wissen zu teilen, und sehr respektvoll. Ich würde definitiv wieder mit ihm arbeiten.

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CK: Das ist cool. Ich war überrascht, als ich sah, wow, Franck macht mit. Das muss eine großartige Komponente für das Team sein.

RK: Ja, meine Erfahrung war definitiv, es war fantastisch, ihn im Team zu haben. Er bringt sich in allen Bereichen ein. Es macht einfach Spaß.

SB: Dein Einstieg in die Imoca-Szene kam für viele überraschend. Du warst plötzlich Teil von Team Malizia. Wie kam das zustande? Was hat Boris Herrmann in Dir gesehen?

Boris Herrmann und Rosalin Kuiper haben Spaß. © Antoine Auriol / Team Malizia / The Ocean Race

RK: Es war Will Harris. Ich war beim ersten Ocean Race Europe als Trimmerin mit ihm zusammen als Navigator auf Akzo-Nobel. Will ging dann zu Malizia und sagte zu Boris und Holly: „Ich habe Rosalin getroffen, sie hat es geschafft, ein paar Jahre mit den Australiern zu segeln. Sie hat ihren Kopf oben gehalten und ich glaube, sie ist perfekt für unsere Kampagne.“

CK: Sie bleibt bei den Australiern am Leben!

RK: Exakt! Aber wenn ich zurückblicke: Die Australier waren easy im Verhältnis zu den Franzosen…

CK: (Lacht) Kann ich mir vorstellen

RK: Aber so bin ich bei Malizia gelandet so bin ich da hineingeraten. Ich wurde vorgestellt, und es hat sofort gepasst. Ich war etwa anderthalb Jahre dort. Nach der Weltumsegelung mit Malizia bot mir Holcim dann die Chance, ein eigenes Team aufzubauen und als Skipperin zu führen. So kam das alles.

SB: Wie ist Holcim damals auf dich zugekommen? Das muss ja ein besonderer Moment gewesen sein – zumal die Situation nach dem Vorfall um Kevin Escoffier nicht einfach war. Wie lief das?

RK: Sie haben mich direkt nach dem Zieleinlauf der Ocean Race angerufen und mir angeboten, das neue Team aufzubauen und zu skip­pern. Für mich war das ein zwiespältiger Moment, weil ich Team Malizia wirklich geliebt habe. Ich habe sofort Boris und Holly angerufen und ihnen von dem Angebot erzählt. Beide sagten: „Rosie, du musst das machen.“ Boris meinte: „Ich kann dir nicht bieten, was Holcim dir bietet. Du solltest diese Chance nutzen, lernen – und du weißt, bei Malizia ist immer ein Platz für dich. Ruf mich an, wenn du Rat brauchst.“
Das war unglaublich herzlich – und genau so habe ich es dann gemacht. Es fiel mir schwer, aber der Malizia-Geist bleibt in meinem Herzen. Wir sind gute Freunde, ich verfolge das Team weiter und telefoniere oft mit Boris oder Holly, auch wenn wir Konkurrenten sind.

SB: Und jetzt – wie geht es für dich weiter?

RK: Im Moment bin ich in den Niederlanden, denke viel nach über das, was kommt. Holcim PRB hat die Sponsortätigkeit beendet, das wurde letzte Woche bekanntgegeben. Es hat mich nicht überrascht – also ist meine Zukunft im Moment offen. Ich würde gerne wieder an der nächsten Ocean Race teilnehmen oder beim New York–Barcelona Race im September nächsten Jahres starten. Ich würde auch gern ein eigenes Team aufbauen. Aber ehrlich gesagt: Ich bin müde. Seit dem Start der letzten Weltregatta 2022 habe ich keine Pause gemacht. Ich habe ein Team aufgebaut, geleitet – und gleichzeitig eine Tochter bekommen. Ich habe bis zum Tag der Geburt gearbeitet und zwei Wochen später schon wieder angefangen.

Ich denke, ich habe mir eine Pause verdient. Ich möchte kurz durchatmen und dann weitermachen. Ich hoffe auf Unterstützung, vielleicht auch auf jemanden, der das Projekt für ein paar Monate weiterführt, bis ich wieder Energie habe. Wenn also jemand zuhört, der Lust hat, ein Segelteam zu unterstützen – ich bin offen für alles. Ich liebe das Segeln. Es ist magisch.

Rosalin Kuiper trimmt die Leech-Line am Vorliek des Spinnakers aus dem Bugkorb. © Antoine Auriol / Team Malizia / The Ocean Race

CK: Und die Niederlande – sind sie ein guter Ort, um Sponsoren zu finden?

RK: Auf jeden Fall. Der Markt hier ist sehr vielversprechend. Ich glaube wirklich, dass sich da viel entwickeln kann.

SB: Wie schwer ist es im Moment überhaupt, einen neuen Sponsor im IMOCA-Bereich zu finden? Wir sprechen hier oft im Podcast mit Michael Kunst, der gerade im Urlaub ist, sicher aber in Lorient sehr gut auskennt und dort vernetzt ist. Die ökonomische Siatuation in Frankreich führt ja zu einer Zurückhaltung. Wie gehst Du die Suche an?

RK: Ich habe damit noch nicht aktiv begonnen, aber ich glaube, es ist machbar. Ich habe heute Morgen mit Holcim telefoniert, sie haben mir ein Feedback zur Kampagne gegeben – sie war für sie sehr erfolgreich, der Return on Investment war groß. Sie meinten, es sollte nicht schwer sein, einen neuen Partner zu finden. Ich glaube das auch. Segeln ist für Sponsoren attraktiv – es bietet so viele Facetten: Technik, Mensch, Natur, Abenteuer. Da ist für jeden etwas dabei.

Rosies Spirit

SB: Ich erinnere mich an die Videos von dir bei Malizia – viel Lachen, positive Stimmung. Das war auch bei Holcim spürbar. Du bringst diese Energie in Teams. Wie wichtig ist sowas heutzutage  hinsichtlich Social Media für Sponsoren?

RK: Sehr wichtig. Was wir tun, das segeln, ist großartig – aber wenn wir es nicht teilen, bekommt es niemand mit. Erzählen und Begeistern ist Teil des Sports. Ich habe mit Videos eigentlich nur angefangen, um meiner Familie zu zeigen, wie das Leben an Bord aussieht. Holly meinte dann: „Poste das online!“ – und die Resonanz war groß. Bis heute rede ich in die Kamera, als würde ich mit meiner Familie sprechen – und vergesse, dass es Hunderttausende sehen. Aber es fühlt sich gut an, diese Unterstützung zu spüren.

CK: Du hast in der Ocean Race Europe auch mit Carolijn Brouwer gesegelt – eine Legende im Frauensegeln. Sie hat ja schon das Volvo Ocean race gewonnen und war Weltseglerin des Jahres. Habt ihr darüber gesprochen, wie sich die Zeiten verändert haben? Gerade für Frauen?

Rosalin Kuiper ist nach einem unglaublichen Comeback überglücklich über Etappenplatz zwei und der großen Chance auch in der Gesamtwertung Silber zu holen. © Vincent Curutchet / The Ocean Race Europe 2025

RK: Ja, oft. Wir haben viele Erfahrungen geteilt. Zum Beispiel habe ich mich entschieden, auch auf dem Boot weiter Muttermilch abzupumpen – etwa drei Monate nach der Geburt. Ich hatte Kühlpacks an Bord, um die Milch aufzubewahren – praktisch, als Frank sich mal die Hand verletzte! Früher wäre das undenkbar gewesen. Carolijn sagte: „Wow, gut gemacht. Früher wäre das unmöglich gewesen – man hat das einfach nicht gemacht.“
Aber ich wollte zeigen, dass es normal sein kann. Für mich war es wichtig, und am Ende war es für alle an Bord völlig okay.

SB: Als Mutter steht man oft unter besonderer Beobachtung, siehe Clarisse. Wie seid ihr – du und dein Mann und der Sponsor – damit umgegangen?

RK: Ich habe viel aus der Geschichte von Clarisse Crémer gelernt. Ich habe Holcim offen gesagt, dass ich ein Kind bekommen möchte, und gefragt, wie sie das sehen. Sie waren sehr unterstützend und meinten: „Kein Problem, das passt – ideal wäre, wenn das Baby 2024 kommt, dann hast du genug Zeit, um zurückzukehren.“ Meine Tochter wurde am 17. Dezember geboren – also genau rechtzeitig. Ich habe das Thema einfach offen angesprochen, und das war richtig so.

CK: Weißt du, warum Holcim ausgestiegen ist?

RK: Das ist Teil einer Strategieänderung. Holcim hat PRB übernommen – den traditionsreichsten Sponsor der IMOCA-Klasse – und jetzt ihre Ausrichtung geändert. Das ist der einzige Grund.

Frauen an Bord und Sponsorensuche

SB: Frauen werden im Segelsport sichtbarer. Wird es dadurch leichter, Sponsoren zu finden?

RK: Schwer zu sagen – ich habe vor 30 Jahren ja keine Sponsoren gesucht. Aber es gibt heute auf jeden Fall mehr Möglichkeiten für Frauen, auch wenn noch ein langer Weg zur Gleichberechtigung bleibt.

SB: Auch darüber haben wir hier im Podcast öfter gesprochen: rein körperlich – haben Frauen es auf den IMOCA-Booten schwerer?

RK: Das hängt sehr von der Person ab. Zum Beispiel Carolijn und ich – wir sind beide über 1,75 m groß, also etwas größer als viele der französischen Segler, und in Sachen Kraft vergleichbar. Ich denke, das hat weniger mit dem Geschlecht zu tun, sondern eher damit, dass die Boote grundsätzlich für Männer konstruiert wurden. 

SB: Du denkst, die Boote könnten besser an Frauen angepasst werden?

RK: Ja.

CK: Wie würde das aussehen? Was wäre der Unterschied?

RK: Es geht um Details, die den Alltag erleichtern. Auch einfache Dinge wie die Sanitäranlagen. Bei Männern ist das oft nur ein Eimer, aber für Frauen braucht es praktischere, hygienischere Lösungen und vor allem Privatsphäre. Ich habe zum Beispiel beschlossen, dass ich weiter stillen wollte. Ich habe meine Milch auf dem Boot abgepumpt. Ich möchte das tun und es zu einer neuen Normalität machen.

Rosalin Kuiper bei der Trimmarbeit. © Antoine Auriol / Team Malizia / The Ocean Race

CK: (Lacht) also eine Stillstation an Bord?

RK:  (Lacht) Ja, genau, und ein Kühlschrank und plüschige Bettwäsche. Im Ernst: man könnte wirklich viele Details anpassen. Wenn ich persönlich zurückblicke – nach der Geburt, wieder auf einem IMOCA zu sein, in dem man nicht aufrecht stehen kann – das war ziemlich schwierig. Ich muss ehrlich sagen: Ich brauche noch Erholung. Ich spüre immer noch mein Becken, besonders den Psoas-Muskel.

CK: Wow.

RK: Das ist ein ziemlich unbekannter Muskel, aber viele Segler haben mit ihm zu tun. Er liegt tief im Bauch und zieht bis in den Oberschenkel. Bei mir war er völlig blockiert, weil ich ständig nach vorn gebeugt war. Das ist kein „Frauenproblem“ – das Boot war einfach zu niedrig gebaut. Aber ich hätte es mir leichter machen können, etwa mit einer besseren Lösung für die Toilette oder kleinen Anpassungen.

CK: So wie auf der Malizia?

RK: Genau. Da konnte man wenigstens stehen. Aber das Boot war trotzdem schnell – besonders bei starkem Wind. 

CK: Manche sagen, sie sei etwas schwerfällig, ich glaube Yann Eliès nannte sie mal einen Bus im Vergleich zu anderen Booten –

RK: Das sehe ich überhaupt nicht so. Besonders mit den neuen Foils ist die Malizia sehr schnell, auch bei leichtem Wind. Es ist ein wirklich gutes Boot – komfortabel, stabil, und ich muss sagen: Wenn ich wählen müsste, mit welchem Boot ich um die Welt segle – Holcim oder Malizia – würde ich Malizia nehmen.

Wie soll es nun weiter gehen?

SB: Wenn du dir aussuchen könntest, welches dein nächstes Rennen wäre – die Ocean Race oder die Vendée Globe?

RK: Ganz klar: die Ocean Race um die Welt. Ich liebe Crew-Racing, Teamarbeit. Vorher würde ich gerne das New York–Barcelona Race im September nächsten Jahres segeln – als Vorbereitung auf die Weltumsegelung.

SB: Du kennst ja auch Conrad Colman – wir hatten ihn hier schon im Podcast, ein großartiger Typ. Ich habe gehört, er hat ein neues Team und einen neuen Sponsor für die nächsten Jahre. Wir sollten euch zusammenbringen – Rosalin Kuiper und Conrad Colman auf einem Boot, das wäre was! Aber zurück zum Thema:  du würdest die Vendée Globe also nicht machen?

RK: Im Moment zieht mich eher das Crew-Segeln an. Die Vendée Globe finde ich faszinierend – vielleicht irgendwann einmal. Aber sie ist auch ein Risiko. Und ehrlich: Ich habe jetzt eine Tochter, sie ist elf Monate alt – ich werde sie nicht drei Monate allein lassen. Wenn auf dem Boot etwas passiert, ist niemand da. Also nein – die Ocean Race ja, Vendée Globe vorerst nicht.

CK: Aber Clarisse Crémer hat es gemacht – auch mit kleinem Kind. Hast du mit ihr darüber gesprochen? Gibt’s da so etwas wie eine Skipperinnen-Gruppe, wo ihr euch austauscht?

Rosalin Kuiper und Protestgegner Ambrogio Beccaria
Holcim PRB Skipperin Rosalin Kuiper und Protestgegner Ambrogio Beccaria. © TORE

RK: (lacht) Nein, nicht wirklich. Jeder macht sein eigenes Ding. Ich bin da auch eher der „Einzelgänger-Typ“. Wir sagen in den Niederlanden „Iso-ganger“ – einsamer Segler. Ich habe aber natürlich mit Clarisse gesprochen, vor allem während meiner Schwangerschaft. Ich habe sie gefragt: „Wie machst du das bloß?“ – und ja, man spricht miteinander, aber am Ende findet jede ihren eigenen Weg.

CK: Wie muss man sich deine Situation jetzt vorstellen? Du hast gesagt, du willst erstmal durchatmen – aber suchst du parallel schon einen neuen Sponsor?

RK: Es gibt kein Handbuch dafür. Wenn du Sponsoren suchst, brauchst du einen Plan – ein Pitch Deck, eine Präsentation mit deinen Zielen. Dann gehst du aktiv auf Unternehmen zu. Aber im Moment bin ich ehrlich gesagt zu müde, um das alles allein zu machen. Ich suche jemanden, der mir dabei hilft – eine Art Unternehmer oder Manager.

SB: Du hast also kein Management?

RK: Nein, gar nicht. Das ist eigentlich verrückt. Ein Fußballer hat immer ein Management, das sich um Verträge kümmert – im Segeln ist das anders. Du machst deine Kampagne, und sobald sie vorbei ist, stehst du wieder allein da. Das gehört zum Job. Ich sehe mich als Unternehmerin – und ich mag das eigentlich. Ich liebe es, Teams aufzubauen, Sponsoren zu finden, PR zu machen. Aber im Moment brauche ich einfach eine Pause – und jemanden, der mich ein bisschen unterstützt.

CK: Verstehe. Andererseits – du hast ja so viel Erfahrung. Wenn irgendwo wieder ein Crew-Projekt startet, vielleicht sogar mit Malizia oder einem anderen Team – ruft man dich da nicht einfach an?

RK: (lacht) Ja, das wäre schön. Aber im Moment ist es, wie ich sagte: Ich schaue, was sich ergibt – und dann sehen wir weiter.

SB: Wir hoffen natürlich, dass viele Sponsoren diesen Podcast hören – wir können deine E-Mail-Adresse ja gern weitergeben!

RK: (lacht) Danke!

CK: Super Idee.

SB: Rosie, wir hoffen, dich bald wieder auf einem Boot zu sehen – aber nach einer ordentlichen Pause.

RK: Ja, bestimmt. Ich sage mir immer: Jetzt nehme ich mir Zeit zum Ausruhen – und zwei Wochen später bin ich wieder unterwegs. Aber diesmal versuche ich wirklich, eine Pause zu machen.

CK: Das ist wahrscheinlich das beste Projekt überhaupt – Familie und Segeln unter einen Hut zu bringen.

RK: Mein Mann sagt ständig: „Du arbeitest doch jeden Tag, merkst du das nicht?“ – und ich denke: „Oh ja, stimmt eigentlich.“

CK: Dann wird’s Zeit für etwas echte Quality Time.

SB: Wir sind sicher, dass wir dich bald wieder auf einem Boot sehen werden.

CK:Und wir würden uns sehr freuen.

RK: Keine Sorge – das passiert bestimmt.

SB: Danke, Rosie – viel Glück für die Zukunft und danke für deine Zeit.

RK: Danke, euch auch. War schön, mit euch zu sprechen, wir wiederholen das– hoffentlich bald mit Neuigkeiten!

CK: Super.

SB: Dann machen wir in einem halben Jahr ein Update.

RK: Klingt gut.

CK: Ciao!

RK: Tschüss!

SB: Tschüss, Rosie! 

 

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Eine Antwort zu „Rosalin Kuiper SR-Podcast auf Deutsch als Text: Über Campen, Stillen, Skippern und Malizia“

  1. rainer gube

    sagt:

    super , das ihr die übersetzung nachgereicht habt. für mich ist das nicht in „deutsch“ immer eine quahl und auch nicht selstverständlich .

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