Seenotretter: Strandungen in der Ostsee fordern die Retter

Arbeitsreiches Wochenende

Gleich mehrmals mussten Segler am letzten Wochenende befreit werden, weil sie vor Rügen und Fehmarn aufgelaufen sind oder in bedrohliche Situationen gekommen sind. Die DGzRS meldet sich mit einem Appell an alle Wassersportler zu Wort.

Am Morgen trafen die Seenotretter mit der havarierten Yacht in Glowe ein. Während der gesamten Schleppreise konnte sie nur durch starke Lenzpumpen über Wasser gehalten werden. Bild: Seenotretter

Die Seenotretter der Stationen Sassnitz und Glowe der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) haben am Samstag, den 30. September 2023, drei Segler nördlich von Rügen aus Seenot gerettet. Die drei Männer waren mit ihrer Segelyacht an der Steilküste der Insel gestrandet.

Die von der DGzRS betriebene Rettungsleitstelle See hatte gegen 2.40 Uhr den Notruf der Segelyacht empfangen, die bei starkem Nordwestwind auf die Steilküste Rügens zutrieb. Durch eine Handyortung konnte die Position der Yacht etwa eine Seemeile (ca. 1,8 Kilometer) westlich von Kap Arkona festgestellt werden.

Sofort wurde der Seenotrettungskreuzer Harro Koebke alarmiert, der in Sassnitz, etwa 25 Seemeilen (ca. 45 Kilometer) vom Ort der Havarie entfernt, stationiert ist. Ebenso wurde die Freiwilligenstation Glowe mit dem Seenotrettungsboot Kurt Hoffmann alarmiert.

Tochterboot Notarius in der Nacht auf dem Weg zum Havaristen. Im Hintergrund der Seenotrettungskreuzer Harro Koebke. Bild: Seenotretter

Gegen 4 Uhr morgens war die Harro Koebke vor Ort und setzte bei etwa zwei Meter Seegang ihr Tochterboot Notarius aus. Der Havarist war inzwischen mit ausgebrachtem Anker zwischen Steinen vor der Steilküste gestrandet. Die Seenotretter übergaben eine Schleppleine, jedoch gelang es den Seglern nicht, den Anker hochzuholen.

Vom zwischenzeitlich eingetroffenen Seenotrettungsboot Kurt Hoffmann stieg ein Seenotretter mit Werkzeug auf den Havaristen über und trennte die Ankerkette durch. Daraufhin gelang es, den Havaristen freizuschleppen; jedoch hatte die Yacht unter Wasser bereits schwere Schäden mit starkem Wassereinbruch erlitten.

Notarius und Kurt Hoffmann nahmen den Havaristen in die Mitte und hielten ihn mit starken Lenzpumpen über Wasser. Zur Unterstützung war ebenfalls das über 80 Meter lange Bundespolizeischiff “Neustadt” eingetroffen. Es machte Lee für den langsamen Schleppverband: Das große Fahrzeug schützte die kleineren durch seine Größe etwas gegen Sturm und anrollende Wellen.

Um 8.24 Uhr trafen die Seenotretter nach einer mühsamen Schleppreise mit der Segelyacht im Hafen von Glowe ein. Die drei Männer an Bord überstanden die Havarie unverletzt.

Nur wenige Stunden später wiederholte sich die Situation vor Fehmarn. Dort waren die Retter nahezu im Dauereinsatz.

DGzRS im Einsatz – mehrere Segler bei Fehmarn aus Gefahr befreit

Die Seenotretter der Stationen Fehmarn und Großenbrode der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) haben am Samstag, 30. September 2023, sechs Segler gerettet. Sie waren mit ihrer 15 Meter langen Segelyacht in der Nähe des Leuchtturms Flügge auf Fehmarn gestrandet. Bei weiteren Einsätzen befreiten die Seenotretter weitere Segler und Boote aus gefährlichen Situationen.

Das Seenotrettungsboot ROMY FRANK der freiwilligen Seenotretter von Fehmarn waren zuerst beim Havaristen. Bild: Seenotretter

Der Skipper einer in der Nähe des Leuchtturms Flügge gestrandeten Segelyacht hatte die von der DGzRS betriebene Rettungsleitstelle See / MRCC BREMEN (Maritime Rescue Co-ordination Centre) am späten Nachmittag zunächst mit der Aussage alarmiert, er sei „festgekommen“. Als die freiwilligen Seenotretter von Fehmarn mit dem Seenotrettungsboot Romy Frank aus Burgstaaken am Naturschutzgebiet Krummsteert eintrafen, stellte sich jedoch heraus, dass die Yacht mit sechs Personen an Bord gestrandet war. Sie lag circa 150 Meter vom Ufer entfernt in eineinhalb Meter hoher Brandung, so dass eine Abbergung der Besatzungsmitglieder von See aus nicht möglich war.

Die Seenotretter warfen daraufhin eine dünne Leine – eine sogenannte Schmeißleine – über, mit der die Segler eine Schleppleine zu sich herüberziehen konnten. Diese brach jedoch beim Freischleppversuch. Daraufhin wurde der Seenotrettungskreuzer Bremen aus Großenbrode nachalarmiert.

Aufgrund der bereits einbrechenden Dunkelheit wurde ebenfalls eine Abbergung der Segler durch einen Hubschrauber der Marine vorbereitet. Der Hubschrauber war bereits vor Ort, als es dem Seenotrettungskreuzer Bremen um 20.40 Uhr gelang, die Segelyacht in tiefes Wasser zu ziehen.

Die Seenotretter schleppten sie nach Heiligenhafen. Die sechs Segler an Bord blieben unverletzt.

Für die Seenotretter der Station Großenbrode war dies bereits der dritte Einsatz des Tages. Zuvor waren sie einem entkräfteten Segler auf einem gekenterten Sportkatamaran zu Hilfe gekommen. Mit seinem Katamaran brachten die Seenotretter den Mann nach Kraksdorf, wo er von Familienangehörigen in Empfang genommen wurden.

Bei einer weiteren Alarmierung wegen einer Person im Wasser bei Heiligenhafen konnten die Seenotretter ihren Einsatzanlauf beenden. Die Person wurde durch Einsatzkräfte der DLRG (Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft e.V.) gerettet.

Die freiwilligen Seenotretter von Fehmarn hatten ebenfalls an diesem Tag bereits zwei Einsätze hinter sich gebracht. Während sie auf dem Weg zu einer Segelyacht mit Maschinenausfall waren, hatten sie am Nachmittag einen Einhandsegler entdeckt, der im Fehmarnsund mit seinem Boot zu stranden drohte. Der Mann hatte Teile seiner Besegelung verloren und war vollkommen erschöpft. Zwei weitere Boote hatten versucht, ihn zu unterstützen, was jedoch nicht gelungen war, da das Boot bereits zu weit in den Flachwasserbereich getrieben war. Ein Seenotretter stieg auf das 7,5 Meter lange Segelboot über und unterstützte den Segler. Er übernahm die Schleppleine vom Seenotrettungsboot und blieb bis zum Einschleppen in Burgstaaken auf dem Havaristen. Das Seenotrettungsboot Romy Frank brachte anschließend auch die Segelyacht mit Maschinenschaden in den Hafen, wegen der sie eigentlich unterwegs gewesen waren. Diese befand sich im Gegensatz zum Einhandsegler jedoch nicht in akuter Gefahr.

Gestern herrschte um Fehmarn zum Teil starker Wind mit sechs Beaufort (bis zu 61 km/h). Besonders viele Wassersportler nutzen das Wochenende noch für einen längeren Törn oder bringen ihre Boote ins Winterlager.

Die Seenotretter weisen darauf hin, dass jeder Törn – auch ein Tagestörn – gut vorbereitet sein muss. Dazu gehört nicht nur das sorgfältige Studium des Seewetterberichtes, sondern auch die Auswahl eines Alternativhafens, der erreicht werden kann, wenn unvorhergesehene Ereignisse eintreten.

In der kostenlosen Sicherheits-App SafeTrx der DGzRS gibt es zahlreiche, für das eigene Boot anzupassende Checklisten, die vor jedem Törn abgerufen werden können. Mehr dazu unter www.seenotretter.de/die-seenotretter/sicher-auf-see

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