Segelbundesliga: Norddeutscher Regatta Verein wird zum siebten Mal Deutscher Meister

Sturm auf der Alster

Der Rekordmeister hat es wieder geschafft: Zum siebten Mal segelte das Hamburger Team des NRV mit Olympionike Tobias Schadewaldt am Steuer zum Meistertitel der deutschen Segelvereine und konnte damit den Titel erfolgreich verteidigen. Vizemeister wurde der Münchner Yacht-Club. Hart umkämpft war der dritte Platz auf dem Treppchen. Mit einem knappen Vorsprung konnte sich schließlich der Mühlenberger Segel-Club durchsetzen

Glücklich und durchnässt vom anhaltenden Regen feierte das Team des Norddeutschen Regatta Verein (NRV), Tobias Schadewaldt, Johann Kohlhoff, Klaas Höpcke und Malte Päsler, direkt nach dem letzten Zieldurchgang seinen Sieg. Zum siebten Mal in der elfjährigen Geschichte der Segel-Bundesliga ist es dem Kader des traditionsreichen Vereins von der Außenalster gelungen, die begehrte silberne Meisterschale der Segler zu gewinnen.

Für den 39-jährigen Tobias Schadewaldt, der 2012 im 49er an den olympischen Spielen teilnahm, ist es der fünfte Meistertitel für seinen Verein. „Es ist schön, meine Bundesliga-Zeit für den NRV noch einmal mit so einem Erfolg abschließen zu können“, sagte er sichtlich bewegt kurz vor Übergabe der Meisterschale. „In der nächsten Saison werde ich nicht dabei sein, sondern im Sinne einer kontinuierlichen Erneuerung des Teams das Steuer in jüngere Hände abgeben.“

Heftiger Oststurm fordert die Bundesligisten

„Bei dem heftigen Oststurm, der die letzten beiden Tage über die Alster hinwegfegte, war das routinierte Team des NRV einfach unschlagbar“, sagt Oliver Schwall, Initiator der Segel-Bundesliga. „Das Meisterteam hat Nervenstärke, Routine und perfektes Bootshandling gezeigt. Bei Witterungsbedingungen, bei denen einige weniger eingespielte Crews an ihre Grenzen kamen.“

Erst am letzten von drei Regattatagen präsentierte sich die Hamburger Außenalster schwachwindig, regnerisch und in herbstliches Grau gehüllt. Die anderen beiden Tage dagegen hatten die Ausläufer des Orkantiefs mit starken Sturmböen die Seglerinnen und Segler hart gefordert.

„Ich habe noch nie so viele Sonnenschüsse in der Bundesliga gesehen wie gestern“, sagt Segel-Bundesliga Geschäftsführerin Anke Nowak und beschreibt damit was passiert, wenn die Lee-Krängung der J/70 zu groß wird, so dass das Boot flach auf dem Wasser liegt und das Ruderblatt aus dem Wasser kommt. „Es waren wirklich schwierige Bedingungen, die den Crews alles abverlangt haben.“ Selbst routinierte Erstligateams sprachen nach dem von heftigen Böen dominierten Spieltag davon, dass sie „eher mit sich selbst beschäftigt waren“, als sich auf das Rennen konzentrieren zu können.

„Diese Bundesliga-Saison hat den Teilnehmenden die ganze Bandbreite des seglerischen Könnens abverlangt“, sagt Oliver Schwall. „Wir hatten Spieltage mit Leichtwind in Kiel und am Bodensee und Schwerwetter-Rennen in Travemünde und Hamburg. Da waren Allrounder-Fähigkeiten gefordert, um vorne dabei zu sein.“

Münchner Yacht-Club Vizemeister

Fähigkeiten, bei denen sich die langjährige Erfahrung des NRV-Teams auszahlte. Das junge Team des Münchner Yacht-Club (MYC), das mit dem hauchdünnen Vorsprung von einem Punkt als Tabellenführer in die Finalrennen gestartet war, zeigte sich als mehr als guter Verlierer und feierte ausgelassen den bisher größten Bundesligaerfolg der Vereinsgeschichte. „Wir haben nicht die Meisterschaft verloren, sondern die Vize-Meisterschaft gewonnen. Glückwunsch an den NRV“, jubelte das Team des MYC.

Mühlenberger Segel-Club auf Platz 3

Besonders hart umkämpft war der dritte Platz auf dem Podium. Mit dem Mühlenberger Segel-Club (MSC) kam ein zweiter Hamburger Verein aufs Podium und feierte damit den größten bisherigen Erfolg in der Segel-Bundesliga. Steuermann für den Verein von der Elbe war am letzten Spieltag der Saison Magnus Simon, der mit dem inzwischen aufgelösten Verein OneKiel 2021 bereits die begehrte Meisterschale der Segelvereine gewonnen hatte.

„Besser ging nicht. Wir sind auf dem Podium, bester Verein von der Elbe und haben das bisher beste Bundesliga-Ergebnis für den MSC erzielt“, strahlte das Team des MSC nach den Wettfahrten. „Wir freuen uns auf die SAILING Champions League und wollen uns in der kommenden Saison von Anfang an ganz oben in der Tabelle festbeißen.“

Denkbar knapp ging es im Kampf um den vierten Gesamtrang, den der Wassersportverein Hemelingen (WVH) erobern konnte. Hier war ein genauerer Blick auf die vergangenen Spieltage nötig. Das bessere Endergebnis im direkten Vergleich mit der punktgleichen SV 03 erreichte das Bremer Team mit Steuermann Jan Seekamp durch zwei zweite Plätze in den insgesamt sechs Spieltagen der Saison 2023.

Bessere Einzelergebnisse in den einzelnen Spieltagen sind auch ausschlaggebend für die Endergebnisse des FSC und des SSC. Beide Vereine sind mit jeweils 67 Zählern punktgleich, der FSC konnte sich aber durch zwei vierte Plätze in den sechs Spieltagen vor dem SSC platzieren. Infolgedessen liegt der FSC auf dem 14. Tabellenplatz und hat damit den Klassenerhalt der ersten Segel-Bundesliga geschafft, während der SSC zur Saison 2024 das Oberhaus der Segel-Bundesliga verlassen muss.

Der bisherige Tabellendritte, das Team des Segel- und Motorboot Club Überlingen, rutschte nach einem enttäuschenden 16. Platz beim letzten Spieltag auf der Außenalster auf den sechsten Rang ab.

„Die Rennen um Platz drei und vier waren ein echter Krimi“, sagt Oliver Schwall. „Durch das Trackingsystem unseres Partners SAP konnten wir die Zwischenstände immer transparent abbilden und so die Spannung auch für die rund 25.000 Zuschauer, die die Finalrennen im Livestream verfolgt haben, hochhalten.“

Bayerische Yacht Club steigt überraschend auf

In der zweiten Segel-Bundesliga konnte der Bayerische Yacht-Club (BYC) den Spieltag gewinnen und sicherte sich mit dem insgesamt vierten Tabellenplatz überraschend den Aufstieg in die erste Liga der Segler. Ebenfalls eine Segelklasse höher segeln 2024 der Kieler Yacht-Club (KYC), der Joersfelder Segel-Club (JSC) und die Segelvereinigung Itzehoe (SVI).

„Geile Sache, wir freuen uns riesig und hätten das nie erwartet!“, jubelte Nils Sternbeck, Steuermann des Vereins vom Starnberger See, über den überraschenden Aufstieg für den BYC. Bis zum letzten Flight war offen, welcher Verein es noch auf den vierten Tabellenplatz schafft. Zuletzt trennte nur ein Punkt die erfolgreichen Bayern von den ärgsten Konkurrenten, dem Team des Berliner Klub am Rupenhorn.

Absteiger der zweiten Segel-Bundesliga sind der Yachtclub Möhnesee, die Entdecker- und Seefahrer Fördervereinigung, der Segelclub Otterstadt und das Team der Bucerius Law School.

Nach der Übergabe der Meisterschale feierten die Teams der ersten und zweiten Segel-Bundesliga bis spät in den Abend hinein im Clubhaus des NRV den erfolgreichen Abschluss der Segel-Bundesligasaison 2023.

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