Open 40 „Black Maggy“ verliert den Mast, eine „Dragonfly 28 Performance“ unterbietet Streckenrekord um eine Stunde.
Wie von allen Meteorologen übereinstimmend prophezeit, gab’s übers Wochenende „Kleinholzwetter“ im Regattagebiet der dänischen „Silverrudder“. Ein Sturmtief beutelte die weltgrößte Einhand-Seeregatta (nonstop von Svendborg rund Fünen) mit Böen bis zu 9 Beaufort und satten 5 bis 7 Bf im Mittel.
Von ursprünglich 450 gemeldeten Booten gingen am Samstag immerhin noch knapp über 100 an den Start, obwohl in Internetforen, bei abwägenden Gesprächen vor Ort und sogar nach regelrechten Aufrufen seitens einiger Klassenpräsidenten, die Lage mit „lass’ das – besser is’ das“ bewertet wurde.
Der dänische Fotograf Mikkel Groth hat in den Sozialen Medien seine beeindruckenden Bilder vom „Silverrudder“ geteilt:
Schon in den ersten Stunden nach dem Start zeigten sich viele der mutigen Skipper dann doch ausgesprochen überrascht von den brutal einfallenden Böen und drehten wieder ab Richtung Start-und Zielhafen Svendborg oder liefen andere Nothäfen an. Am Nachmittag war nur noch die Hälfte der Gestarteten unterwegs.
Kohlefaserbruch, GfK-Splitter, Kleinholz
Es gab Havarien bis zum Abwinken, Yachten schrammten an Brückenpfeilern vorbei oder krachten gleich in der oft unterschätzten Strömung darauf, wurden auf Felsen gesetzt oder strandeten im buchstäblichen Sinne. Auf der spektakulären Open 40 „Black Maggy“ brach der Kohlefasermast. Viele Skipper gaben wegen Bruch an Bord auf: Großbäume brachen, Beschläge wurden ausgerissen, Elektronik fiel aus und und und…
Wie durch ein Wunder verletzte sich offenbar keiner der Gestarteten nennenswert.
Auch wenn vielleicht so mancher Einhand-Salzbuckel bei einem Mittel von sechs bis sieben Windstärken die Schultern zuckt, muss klargestellt werden: Die „Silverrudder“ ist keineswegs mit einer „normalen“ Seeregatta zu vergleichen. Irgendwo auf dem Atlantik oder weit draußen auf der Ostsee stellt man unter solchen Bedingungen die Segel ein, schickt ein Stoßgebet zum Autopiloten und verkriecht sich ins Innere seiner Yacht, um brav die AIS-Positionen anderer Yachten und Schiffe zu beobachten. Das fühlt sich zwar auch ungemütlich an, ist aber nach entsprechendem Training durchaus zu erledigen.
Dauernd wenden, halsen, reagieren…
Die „Silverrudder“ spielt sich jedoch ausschließlich in Küstennähe und in teils engen Fahrwassern ab. Soll heißen: Die SkipperInnen sind bei solchen Bedingungen permanent am ackern. Es muss dauernd auf Böen reagiert werden – Groß auf, Groß dich, Groß auf, Groß dicht – es wird wie auf dem Regattadreieckskurs sehr häufig gewendet und gehalst. Die Navigation muss 150 Prozent stimmen, die kleinste Unaufmerksamkeit kann vor allem nachts bei miserabler Sicht katastrophal enden. Entsprechend erschöpft zeigten sich nach dem Rennen die Finisher; aber auch schon solche Skipper, die das Rennen aufgaben, sprachen von athletischen Herausforderungen, denen sie sich letztendlich nicht gewachsen fühlten.
Umso höher sind die Finisher und insbesondere die Sieger in den jeweiligen Klassen zu bewerten.
Henrik Bøje Hansen brachte seine Dragonfly 28 Perfomance am Sonntag Morgen bereits um 2 Uhr als „First Ship Home“ ins Ziel. Er unterbot mit einer Zeit von 15:13 Stunden die bisherige Rekordzeit bei den großen Multihulls um mehr als eine Stunde.
In vier Starterklassen triumphierten Deutsche:
Bei den Yachten bis 25 Fuß siegte der Deutsche Patrik Heinrichs auf T-24 „Jynx“ in 24:27 Std.; in der Klasse bis 30 Fuß triumphierte Hans Genthe auf Farr 280 „4sale“ in 22:44 Std.; Jonas Hallberg machte auf JPK 10.10 „Hinden“ die Klasse bis 35 Fuß „klar“ (20:51 Std.); Bernd Petrick siegte auf JPK 10.80 „Milou“ in 20:07 Std.) in der Klasse bis 40 Fuß.
Insgesamt erreichten 53 Boote das Ziel.
Hier die vollständige Ergebnisliste
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