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Die Star Sailors League (SSL) geht in eine neue Phase: Erstmals wird in dieser Woche auf dem italienischen Gardasee vor Riva del Garda eine Starboot-Europameisterschaft ausgetragen, die gleichzeitig ein SSL Breeze Grand Slam und die kontinentale Meisterschaft der Star Class Racing Association (ISCYRA) ist.
Die Starboot-Klasse und die Star Sailors League eint das Bestreben, die Besten der Besten des Segelsports für ihre Top-Regatten zu begeistern und ihnen ideale Bühnen für ihren Sport zu bereiten. Das scheint für diese Woche einmal mehr gelungen: Die prominent besetzte Flotte der 94 Starboot-Crews aus 22 Ländern strotzt nur so vor großen Namen und aufstrebenden jungen Talenten.
Und im Gegensatz zum Saisonhöhepunkt der Star Sailors League, dem SSL Finale, das immer im Dezember vor Nassau auf den Bahamas ausgetragen wird, haben bei dieser Europameisterschaft im italienischen Traumrevier auch Amateure die Chance die Stars herauszufordern und direkt gegen sie anzutreten.
Kleen, Merkelbach und Koy
Knapp 100 Starboote und fast 200 Segler haben Kurs auf das Revier genommen, das zu den beliebtesten Regatta-Gewässern Europas zählt. Hier wollen die Teilnehmer um den EM-Titel der Starbootklasse, aber auch um den Sieg im SSL Breeze Grand Slam kämpfen.
Darunter sind mit Starboot-Weltmeister Frithjof Kleen im Boot des italienischen Co-Favoriten Diego Negri und dem Duo Hubert Merkelbach/Markus Koy auch deutsche Segler mit Chancen auf Titel oder Podiumsplätze im Rennen. Vor allem für Frithjof Kleen markiert diese Woche einen außergewöhnlichen Segel-Höhepunkt, denn der in Riva del Garda lebende Berliner ist als SSL-Sportdirektor mitverantwortlich für das Gelingen der Veranstaltung.
Eineinhalb Jahre Vorbereitung haben Kleen und die Ausrichter-Teams in das Event gesteckt. Kleen kennt das Revier bestens, sagt: „Kondition und gute Bootspflege werden sicher gefragt sein. Ich denke, wir werden herausragenden Segelsport erleben. Wir streben mit SSL-Regatten grundsätzlich an, atemberaubendes Segeln im TV-Format spannend zu präsentieren.“
Qualifikation und Finale
Die Regatta besteht aus einer ausführlichen Qualifikationsphase und der Finalserie. Vom 15. Mai (Mittwoch) bis zum 19. Mai (Samstag) wird der Großteil der Regatta in Fleetraces bestritten. Direkt im Anschluss an die Qualifikationsserie, die voraussichtlich am Samstagvormittag beendet wird, schaltet das Format auf K.o.-Runden um, die SSL-Fans schon seit sechs Jahren bekannt und bei Seglern wie Zuschauern populär sind.
Die siegreiche Crew der Qualifikation zieht direkt ins Finale ein. Die zweitplatzierte Crew der Qualifikation rückt direkt ins Halbfinale vor. Die nach der Qualifikation auf den Plätzen drei bis zehn liegenden Teams bilden zunächst das Viertelfinale. Nur die besten fünf Crews des Viertelfinalrennens erreichen das Halbfinale, wo die zweitplatzierte Crew der Qualifikation auf sie wartet. Von den sechs Halbfinalisten kommen die besten drei Mannschaften weiter, treffen im Finale auf den gesetzten Qualifikations-Gewinner.
Wie in jeder Finalrunde entscheidet auch im Finale der besten vier Teams selbst ein einziges Rennen über den Sieg und die Platzierungen. Die Sieger werden nicht nur zu den neuen Starboot-Europameistern der ISCYRA gekürt, sondern sind auch die Champions des SSL Breeze Grand Slam und kassieren den Löwenanteil der 100.000 US-Dollar Preisgeld, das unter den besten 20 Mannschaften aufgeteilt wird.
Robert Scheidt als Lokalmatador
Das Regatta-Revier ist in steil aufragende Felswände eingebettet, die Rivas Kulisse so spektakulär machen. Durch sie entstehen die thermischen Winde, die den Gardasee als konstant windreiches Revier auszeichnen und für Segler besonders attraktiv machen. Doch es scheint eine ungewöhnliche Regattawoche bevorzustehen, denn die vorhergesagten Bedingungen könnten dafür sorgen, dass es eher zum taktischen Kräftemessen als zum Speed-Wettkampf kommt. Was in diesem Revier dann der Fall ist, wenn sich der thermisch verstärkte Nachmittagswind Ora aus dem Süden durchsetzt.
Die Wetterprognose verspricht angenehme warme Temperaturen aber auch einigen Regen für die kommenden Tage. Die Wolkenbildung soll zunehmen. Kommt es dazu, werden smarte Taktiker im Vorteil sein, die Böen und Winddreher früh und sicher identifizieren sowie zu ihren Gunsten interpretieren können.
Obwohl Robert Scheidt gebürtiger Brasilianer ist und für sein Land die imposante Zahl von fünf olympischen Medaillen gewonnen hat, gilt der kluge Steuermann als Lokalmatador. Denn der Mann, der gerade erst sein olympisches-Laser-Comeback gefeiert hat, lebt die meiste Zeit des Jahres mit seiner Familie in Riva del Garda. In seiner italienischen Wahl-Heimat trainiert Scheidt intensiv und kennt das Revier wie nur wenige andere Top-Segler.
Wechselhafte Wetter-Prognose
Sollten die Bedingungen so variabel sein wie die Wetterexperten vorhersagen, könnte der Doppel-Olympiasieger zusätzlich zu seinem Ausnahmetalent einen kleinen Vorteil auf seiner Seite haben. „Das hier ist ein großartiges Revier zum Segeln. Es bietet gutes Wetter und eine wirklich schöne Kulisse. Und es stimmt, dass ich hier zuletzt sehr viel im Laser trainiert habe“, bestätigt Robert Scheidt. „Wir werden sehen, wie sich das Wetter in dieser Woche entwickelt. Wahr ist, was für die meisten Segelreviere der Welt gilt: Das Wetter kann schnell wechseln.“
Scheidt sieht der Serie mit Vorfreude entgegen: „Es ist super, dass sich so viele Boote versammelt haben. Und toll, dass die SSL dazugekommen ist, die Veranstaltung zusätzlich stark beflügelt. Das Starboot ist und bleibt ein großartiges Boot zum Segeln. Es ist technisch und physisch anspruchsvoll. Das macht seinen großen Reiz aus. Es wird eine tolle Woche mit den ganzen Stars, die Kurs auf dieses Event genommen habe. Es sind Leute wie Paul Cayard oder Olympiasieger Freddy Lööf am Start. Und die normalen Starboot-Regattasegler können gegen sie antreten.“
“Ich denke, dass eine ganze Reihe von Crews diese Serie gewinnen können. Das Format ist so gestaltet, dass du dich bis zum Ende der Qualifikation in den Top Ten platziert haben musst. Ab da musst du Schritt für Schritt sehen wie es weiter geht. Das ist die einzige Art und Weise in der man ein solches Event angehen kann. Was natürlich bedeutet, dass man diese Meisterschaft wie eine normale Regatta angehen, also die Anzahl hoher Einzelergebnisse möglichst reduzieren muss. Also musst du sicherstellen, dass du die erste Wendemarke in jedem Rennen möglichst in den Top 15 erreichst.“
US-Legenden Doyle und Cayard
Eric Doyle mag weniger bekannt sein als Robert Scheidt, zählt aber dennoch zu den heiß gehandelten Co-Favoriten. Der Amerikaner ist mit starker bisheriger Saisonbilanz nach Riva gekommen, gewann den Klassiker Bacardi Cup in diesem Jahr und segelte im Anschluss daran bei den Star Mid-Winters in Miami auf Platz zwei. In Italien wird sich zeigen, ob er auch in der Flotte der fast 100 Boote an diese gute Form anknüpfen kann.
Schlagen will ihn gerne sein Landsmann Paul Cayard. Der siebenmalige America’s-Cup-Teilnehmer hat seine erste Starboot-Weltmeisterschaft bereits 1998 gewonnen! Dem erfahrenen Profi sind die Herausforderungen dieser Woche mehr als klar: „Wenn wir Wind haben, dann gibt es im Starboot ungefähr 20 Boote, die ziemlich wahrscheinlich die ersten an der ersten Wendemarke sein werden. Doch wenn wir leichtere Bedingungen erleben, dann kann diese Gruppe vermutlich bis auf 70 Prozent der Flotte anwachsen“, erklärt Cayard. „Deswegen kann ich mir vorstellen, dass wir in dieser Woche wohl auch ziemlich hohe Punktzahlen erleben werden.“
„Als wir gestern draußen trainieren waren“, so Cayard, „hatten wir auch leichtere Winde. Dann kann es passieren, dass ein Boot, dass gerade einmal 100 Meter von dir entfernt segelt, fünf Knoten mehr Wind und einen Lift von 10 Prozent erlebt. Es wird in diesem Spiel also auch Risiko-Management gefordert sein.“
Olympiasieger Kusznierewicz und Lööf
Zu den heißen Titelanwärtern zählt der polnische Doppel-Olympiasieger Mateusz Kusznierewicz, dem mit Platz zwei beim Bacardi Cup in diesem Jahr erneut ein herausragendes Ergebnis gelungen ist. Kusznierewicz verpasst die Top Ten bei großen Starboot-Regatten nur äußerst selten und ist seit vielen Jahren regelmäßig in den Top Ten der Weltrangliste zu finden. Auch deswegen sollte er zu den Kandidaten für die Top Ten in dieser italienischen Woche zählen.
Zu den weiteren Assen der Szene mit Champion-Qualitäten zählen Diego Negri (Italien), Xavier Rohart (Frankreich), Augie Diaz (USA), Lars Grael (Brasilien), Frederick Lööf (Schweden), Vasilij Zbogar (Slowenien) und viele weitere. So deutet alles auf eine Woche Spitzensport mit einigen der bekanntesten Segelsportler unserer Zeit hin. Doch nicht nur Paul Cayard hat daran erinnert, dass auch weniger bekannte Crews in dieser Rekordflotte ihre Chancen haben werden und die Ziellinie durchaus auch vor den Legenden erreichen können.
Die Wettfahrten werden komplett live im Internet übertragen. Dem Experten-Team der Kommentatoren gehören unter anderen Doppel-Olympiasiegerin Shirley Robertson und der ehemalige Olympiasegler Maurice O’Connell an. Auf dem Wasser wird modernste Hightech-Kamera-Technologie eingesetzt. Virtuelle 3D-Grafiken machen das Geschehen verständlich und sorgen für den Überblick.
Und hier geht es für regelmäßige Updates vom Großevent des Jahres der Star Sailors League zu den offiziellen Websites:
https://starclass.org/
http://www.starsailors.com/
Quelle: Rachele Vitello, SSL Media and Communication
Die Links zu den Live-Übertragungen:
https://www.youtube.com/watch?v=6riQouQA-90
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