Das Bundesverkehrsministerium will die Sportschifffahrtsverordnung modernisieren. Klingt harmlos, sorgt aber – wie so oft – für Unruhe unter Seglern. Der Deutsche Segler-Verband (DSV) sieht die Sicherheit auf dem Wasser in Gefahr und warnt in seiner Stellungnahme vor einem „Qualitätsverlust“. Das ist dramatisch formuliert, aber nicht unbedingt belegt. Oder doch?

„Der DSV unterstützt das Ziel, bürokratische Prozesse zu vereinfachen und zu digitalisieren, doch die geplante Abschaffung des amtlichen Sportbootführerscheins führt zu einem erheblichen Qualitätsverlust bei Ausbildung und Prüfung und gefährdet damit unmittelbar die Sicherheit auf dem Wasser.“ (Aus der DSV Stellungnahme zur geplanten Sportschifffahrtverordnung)
Nachdem vor ein paar Tagen vom Verkehrsministerium die neue Fassung der Sportschifffahrtsverordnung veröffentlicht wurde, war es nur eine Frage der Zeit, bis der DSV mit einer offiziellen Stellungnahme antwortet. Erwartbar war nicht nur die Stellungnahme, sondern sicher auch deren Inhalte.
Sicherheit – ein gern genommenes Argument
Mit der Reform soll die Führerscheinvergabe digitaler und offener werden – auch für andere, private Anbieter. Der Verband schreibt zwar, er s“sträube sich nicht“ gegen Digitalisierung und Öffnung, macht es in seiner Stellungnahme dann jedoch fortwährend. Bislang kontrollierten DSV und DMYV das Geschäft mit den Sportbootführerscheinen weitgehend allein. Prüfungen, Schulungen, Lizenzen – alles in DSV und DMYV Hand. Wenn das künftig auch private Anbieter dürfen, schrumpfen vor allem erst einmal die Einnahmen. Entsprechend laut fällt die Kritik aus. Wer das als reines Sicherheitsanliegen verkauft, kann in den Verdacht geraten, dass es in erster Linie ein Selbstanliegen ist.
Man darf sicherlich auch derzeit die Frage stellen, wie qualitativ hoch- oder geringwertig die Ausbildung und Prüfung zum SBF See ist und ob es sinnvoll ist, Leute mit einer 12 Meter Segelyacht loszulassen, die für den Schein weder gesegelt sind, noch ein Segelboot steuern mussten, sondern ein kleines Motorboot auf dem Binnensee. Da habe ich bislang noch nie eine Stellungnahme bezüglich Sicherheitsbedenken vom DSV gehört. Mir war noch nie klar, weshalb es einen SBF Binnen getrennt für Motor und Segel gibt, der SBF See aber nicht. Man könnte als Segelverband sicher vor langer Zeit auf die Idee gekommen sein, das zu ändern, wenn man solch starke Sicherheitsbedenken hat. Kritiken an der Ausbildung in Deutschland gibt es schon lange, fraglich ob sie gehört bzw. ernst genommen wurden.
Der Gesetzgeber muss indes noch genauer definieren, wie die Qualitätssicherung bei Ausbildung und Prüfung aussehen soll. Denn sonst kann die ganze Sache wirklich sprichwörtlich „aus dem Ruder“ laufen. Die Bedenken des DSV sind in dieser Hinsicht also nicht ganz unberechtigt, werden aber in der Stellungnahme sehr drastisch ausgeführt. Das Wort „kann“ hätte durchaus mal öfter eingesetzt werden können, das würde der Stellungnahme generell sehr gut tun.
Zu Begrüßen ist in jedem Fall eine Digitalisierung. Da hat es bislang ja gehapert. DMYV und DSV hätten diesen Bereich übrigens auch von sich aus vorantreiben können. Wenn aber zur Anmeldung ein PDF analog ausgedruckt und analog per Post verschickt werden muss, auf der DSV Seite mit „Online-Antrag“ bezeichnet wird, weiß man, wo das Thema Digitalisierung noch Nachhilfebedarf hat. Das ist wohlwollend höchstens ein „Hybrid-Online-Antrag“.
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