Vendée Globe: Armel Le Cleac’h hat gewonnen – Er erzählt, wie knapp es wirklich war

Zitterpartie

Le Cleac’h übermannen die Emotionen:

Er hat es geschafft. Armel Le Cleac’h (39) ist der Sieger der aktuellen Vendée Globe. In 74 Tage und dreieinhalb Stunden segelte er um die Welt. Nach dem Zieleinlauf bricht er in Tränen aus.

Armel Le Cléac'h

Armel Le Cléac’h am Ziel seiner Träume. © Jean-Marie Liot / DPPI / VENDEE GLOBE

Armel Le Cleac’h wirkt verletzlich. Da ist dieser Mann durch die schlimmsten Stürme des Planeten gesegelt, hat die fiesesten Brecher bezwungen und dann bekommt er auf Vorschiff vor der Kamera kein Wort heraus. Er verzieht die Mine, schlägt beide Hände mit den Regatta-Handschuhen vor das Gesicht, senkt den Kopf , schnauft in die Hand und kann die Tränen doch nicht zurückhalten.

...dann bricht er in Tränen aus.

…dann bricht er in Tränen aus.

Armel Le Cléac'h

© Jean-Marie Liot / DPPI / VENDEE GLOBE

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In diesem Moment direkt nach dem Zieldurchgang kommt ein wenig zum Vorschein, was er während der Regatta zu verbergen versucht hat. Die unglaubliche Anstrengung, das permanente Zittern um sein Boot, die psychische Anspannung vor der drohenden Niederlage.

Bei jedem anderen als Le Cléac’h wäre es wohl normal, wenn er den Emotionen nach dem Ziel freien Lauf gelassen hätte. Aber der Franzose gilt eher als stoisch, introvertiert und kontrolliert. Dieses brutale Rennen hat nun auch ihn geknackt. Und seine Reaktion zeigt, was für eine Zitterpartie es tatsächlich war.

Schäden an der Fock

Respektvoll spricht er über seinen britischen Verfolger, der ein tolles Boot habe. “Besonders raumschots war er schneller. Es war sehr schwierig, vor ihm zu bleiben.” Er habe gedacht, dass es am Kap Hoorn entschieden gewesen sei, aber danach wurde es noch einmal eng. “Erst vor der letzten Nacht konnte ich einigermaßen sicher sein.”

Auf der Ziellinie.

Auf der Ziellinie.

Dabei lässt er durchblicken, dass er beileibe nicht ohne Schäden über den Parcours  gekommen ist. So sei das Fallenschloss seiner großen Genua gebrochen, die er besonders bei leichterem Wind gegenan gebraucht hätte. Das Manko habe er durch den größere Code Zero einigermaßen ausgleichen können. Problematischer sei die Angst gewesen, dass die Schlösser auch bei den anderen Vorsegeln brechen. Er habe eine Zeitlang Druck aus dem Schiff genommen.

Aber als Thomson zum Schluss von hinten kam, konnte er nicht mehr bremsen. “Ich habe gehört, Alex hat den Rekord gebrochen,” sagt er, als wenn es eine beiläufige Nachricht sei. Aber die Zahlen sagen, dass er zu diesem Zeitpunkt alles aus seinem Schiff herausgeholt hat, was drinsteckte.

Interview auf Englisch

Der Franzose hat noch eine schwierige Hürde zu umschiffen, als er ein paar Worte auf Englisch sagen soll. Sein Team hatte gewünscht, dass das nicht passiert, weil es befürchtet, dass seine Sprachkenntnisse nicht ausreichen. Aber der Segelprofi löst die Aufgabe solide.

Papa ist wieder da.

Papa ist wieder da.

Irgendwann hat er aber genug von dem Frage- und Antwort-Spiel. Er würgt den Interviewer ab, als seine beiden Kinder auf das Vorschiff rennen. Da ist er wieder der zerbrechliche Le Cléac’h. Er steckt versteckt sich zwischen den beiden Kinder-Köpfen und ist dann einfach nur ein Vater, der nach einer sehr langen Dienstreise zurückkommt.

Alex Thomson ist am Ende dann doch klar besiegt. Sein Rückstand ist auf zwölf Stunden angewachsen. Die Tide wird es erst erlauben, dass er zum Frühstück in den Hafen von Les Sables d’Olonne einlaufen kann.

 

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Carsten Kemmling

Der Mann von der vordersten Front. Mehr zu ihm findest Du hier.

Ein Kommentar „Vendée Globe: Armel Le Cleac’h hat gewonnen – Er erzählt, wie knapp es wirklich war“

  1. avatar Tyske Amatør sagt:

    Congratulation, well done & deserved!
    Sage ich als Alex-Fan.
    Unglaublicher Respekt Allen gegenüber die es wagen!

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