Violette Dorange hatte sportlich nichts zu verlieren bei dieser Vendée Globe. Sie musste nur ankommen, um als jüngste Teilnehmerin aller Zeiten die Herzen der Fans zu erreichen. Aber sie ist zu sehr Wettkämpferin und spielte im Rennen der besten Nicht-Foiler mit – bis sie vor Kap Hoorn bremste.
„Heute Morgen habe ich eine nicht ganz einfache Entscheidung getroffen…“, sagt Violette Dorange am 6. Januar in einem Video, als sie sich kurz vor Kap Hoorn befindet. Sie müsse bremsen, um eine Kaltfront mit dem dazugehörigen Tiefdruckgebiet zu vermeiden, das sie am Kap Hoorn erwischen würde. „Wenn ich es nicht schaffe, mich in Sicherheit zu bringen, kann es sehr gefährlich werden“, erklärt sie. „Ich habe die Szenarien von allen Richtungen betrachtet. Ich habe jedes mögliche Routing ausprobiert, aber ehrlich gesagt, ich kann nicht erkennen, wie ich es anders machen soll. Ich bin sehr besorgt und habe Angst dort hineinzugeraten.“
Es ist ein sehr erwachsener Moment im Rennen der 23-Jährigen, die auf Jean Le Cams „Hubert“ ihre erste Vendée Globe segelt. Aber man merkt ihr an, wie sehr sie hadert. Sie möchte nicht nur als Youngster wahrgenommen werden, der einen Altersrekord bricht. Sie will nicht „nur“ zu den sogenannten Abenteurern gehören, denen es allein um das Ankommen bei dieser Nonstop-Weltumsegelung geht. Sie möchte auch sportliche Akzente setzen.
Schließlich ist sie als Rennseglerin aufgewachsen. Mit dem Optimisten hat sie für Aufmerksamkeit durch ihre Kanal-Überquerung 2016 gesorgt und kurz darauf bezwang sie die Straße von Gibraltar. Aber das mag darüber hinwegtäuschen, dass sie in der Jugendklasse auch um Meisterschaften auf höchstem Niveau segelte. 2014 gehörte sie bei der WM in Argentinien zum fünfköpfigen Nationalteam.
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