Das German Sailing Team scheint auf einem sehr guten Kurs in Richtung Olympia zu sein. Bei den Weltmeisterschaften der 49er, 49erFX, Nacra17 und Laser Standard (ILCA Dinghy) rangieren gleich fünf Boote in den Top-Ten. Allen voran lieferte Philipp Buhl eine grandiose Leistung am zweiten Regattatag ab. Der 30-Jährige segelte zwei Siege ein und führt das Feld der 124 Starter nun an.
Laser WM
Es wenig grinsen muss Philipp Buhl schon, wenn er derzeit zur WM den Regattatag analysiert. Im Segelreporter-Interview sagte er nach dem ersten Tag auf dem Wasser zu den Platzierungen 4 und 1: „Ein halbwegs solider Score, sehr solide sogar…“ Nun packte er noch einen drauf, segelte an Tag zwei bei perfekten Bedingungen gleich zwei Tagessiege ein und bestätigt damit die WM-Ankündigung seines Trainers Alexander Schlonski: „Philipp ist gut drauf.“ Und nach Tag zwei blieb auch Schlonski in der Analyse auf dem Boden: „Philipp ist heute sehr gut gesegelt. Zwei Siege in der Gruppe ist natürlich etwas ganz besonderes. Da sind wir sehr froh drüber.“
Interview von Lena Weißkichel
Mit der aktuellen Führung kommt der Sportsoldat seinen eigenen Ansprüchen wieder nahe, nachdem er zur WM 2019 nur auf Rang neun gelandet war („Mehr Downs als Ups in 2019“). Doch Buhl weiß, wie schnell sich das Blatt im engen Feld der Laser immer wieder wendet. 2015 feierte er seine bisher größten Erfolge, wurde Vize-Europa- und Vize-Weltmeister. Nur ein Jahr später bei Olympia, seinem großen Traum, patzte er, segelte als 14. sogar am Medal Race vorbei.
Und auch jetzt gibt es keinen Grund für emotionale Höhenflüge: Der Franzose Jean-Baptiste Bernaz hat ebenfalls drei Tagessiege auf dem Konto, nur der schlechtere Streicher (7) reiht ihn derzeit hinter Buhl ein. Und auch die weiteren Verfolger haben sich bisher kaum eine Blöße gegeben. Die ersten Zehn sind lediglich durch acht Punkte getrennt. Gut für Buhl: Er hat noch kein schlechtes Ergebnis in der Liste. Andere Top-Akteure müssen sich dagegen schon strecken. Titelverteidiger Tom Burton kommt ausgerechnet in seiner australischen Heimat noch nicht in Fahrt und ist lediglich 25., Superstar Robert Scheidt muss sich bisher mit Rang 37 zufriedengeben.
49er WM
Nach einem durchwachsenen Auftakt in die WM vor Geelong/Australien klettern Erik Heil/Thomas Plößel im Ranking weiter nach oben. Die Vize-Weltmeister aus 2019 sind durch die Serie 1, 5, 3 inzwischen auf Rang vier angekommen und nehmen die Medaillenplätze wieder ins Visier. An der Spitze haben Peter Burling/Blair Tuke ihren angestammten Platz eingenommen. Die Dauersieger aus Neuseeland haben bis zur Jahresmitte auch ihr Engagement im America’s Cup der Operation Olympiagold untergeordnet und sind nach WM-Gold 2019 weiter voll auf Kurs. Einen harten Kampf liefert ihnen derzeit das österreichische Duo Benjamin Bildstein/David Hussl, die punktgleich auf Platz zwei liegen.
Einen guten Tag nach einem schwachen Start erwischten auch Justus Schmidt/Max Boehme. Die Kieler liegen nach den Plätzen 3, 3, 4 nun auf Rang 14. Damit schafften sie als zweites deutches Team den Cut für die Goldflotte der 25 besten Teams, die ab morgen weiter um die Medaillen segeln. Doch die Waage zur Vergabe des deutschen Olympiaticket neigt sich immer stärker auf die Seite von Heil/Plößel. Liegen sie am Ende dieser WM vier Plätze vor Schmidt/Boehme ist die deutsche Ausscheidung zugunsten der Olympiadritten von 2016 entschieden.
Tim Fischer und Fabian Graf, die noch sensationell mit WM-Bronze 2018 in Aarhus Deutschland das Olympia-Ticket gesichert hatten, sind dagegen raus. Das Duo aus Hamburg und Kiel beendet die Qualifikation auf dem enttäuschenden 47. Platz. Damit ist die Olympia-Qualifikation für sie gelaufen.
Der Ablauf bei den 49ern für die nächsten Tage: Donnerstag 4 Rennen, Freitag 3 Rennen, Samstag 2 Races + Medalrace
49er FX WM
Nach dem überraschend starken Auftakt konnte Tina Lutz, die nach der Verletzung von Susann Beucke mit Lotta Wiemers (geb. Görge) an der Vorschot segelt, die Ergebnisse nicht halten. Das Spontan-Duo gab an Tag zwei die Führung ab, rutschte durch die Serie 19, 10, 11 auf Platz sechs. Diese Konstellation bringt wieder etwas Spannung in die deutsche Ausscheidung für Olympia. Denn Victoria Jurczok/Anika Lorenz, die bisher im Kampf um das Tokio-Ticket deutlich zurück liegen, haben sich als aktuell Vierte bei der WM in Geelong nun an Tina Lutz/Lotta Wiemers vorbeigeschoben.
Nacra 17 WM
Das Auf und Ab in den Ergebnissen setzt sich für die einzige deutsche Crew bei der Nacra 17 WM vor Geelong fort: Paul Kohlhoff/Alica Stuhlemmer halten aber als Zehnte noch ihren Top-Ten-Platz. Da die nationale Olympia-Ausscheidung durch den Ausfall von Johannes Polgar/Carolina Werner durch die Knieverletzung Polgars hinfällig geworden ist, gilt es für Kohlhoff/Stuhlemmer lediglich das DOSB-Kriterium zu erfüllen. Und dafür müssen sie eine Platzierung in den Top-Ten der Nationen nach den drei Regatten WM, EM und Princess Sofia nachweisen.
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