Kieler Woche: World Sailing Präsident Kim Andersen beim KYC-Curryessen

Hoher Besuch

Neuer Welt-Präsident Andersen zu Gast beim Kieler Yacht-Club. Der Däne will die World Cup-Entwicklung “überdenken”.
Eine Woche nach seiner Wahl zum neuen Präsidenten des Weltsegler-Verbandes (World Sailing) reiste Kim Andersen nach Kiel zu seinem ersten offiziellen Antrittsbesuch als Präsident. Der 59-jährige Däne war der Ehrengast beim traditionellen Curryessen des Kieler Yacht-Clubs, mit dem sich der Klub alljährlich bei seinen Partnern, Sponsoren und ehrenamtlichen Mitarbeitern für ihr Engagement bedankt. Bevor sich die rund 150 Gäste im festlichen Kaisersaal zum Essen setzten, nahm sich der Däne Zeit, um im Gespräch mit der Presse in die Zukunft des Segelsports und der Kieler Woche zu blicken.

Schnell zeigte sich, dass Andersen Kiel-Experte ist. Bereits als Kind sei er zur Kieler Woche gereist, habe über die Nachwuchsklassen und den FD zum Drachen gefunden und sei bei der Kieler Woche gestartet. Insgesamt segelte Andersen in den Klassen Flipper, Fireball, 470er, 505er, Flying Dutchman und Drachen und vertrat Dänemark bei mehr als 20 Welt- und Europameisterschaften.

Die Europameisterschaft im Drachen 2011 zählt zu seinen großen sportlichen Erfolgen. „Kiel gehörte und gehört zu den ganz großen Regatten. Zudem ist die Kieler Woche ein Festival“, sagte Andersen auf der Brücke im KYC. „Natürlich muss sich Kiel den olympischen Disziplinen anpassen, aber Kiel ist mehr als nur olympische Klassen. Die Kieler Woche ist etwas Besonderes und muss so bleiben, wie sie ist“, so der Präsident. Die Vielfalt gelte es auch in der Zukunft zu präsentieren.

Kieler Yacht-club Andersen

Treffen beim Curry-Essen des Kieler Yacht-Clubs (v.l.): Dr. Carsten Krage (Vorsitzender des Kieler Yacht-Clubs), Dirk Ramhorst (Organisationsleiter der Kieler-Woche-Regatten), Peter Todeskino (Kiels Bürgermeister), Kim Andersen (Präsident des Weltsegler-Verbandes), Staatssekretär Ralph Müller-Beck, Dr. Andreas Lochbrunner (Präsident des Deutschen Segler-Verbandes). © www.segel-bilder.de

Andersen freute sich, dass sich Kiel für die Ausrichtung der Para World Sailing WM im Rahmen der Kieler Woche 2017 bewirbt. „Wir haben gerade eben die Bewerbung herausgeschickt“, erklärte der Organisationsleiter der Kieler-Woche-Regatten, Dirk Ramhorst.

„Der paralympische Status ist so wichtig. Wir haben gesehen, wie schnell eine Sportart rausfliegt, und es ist sehr schwer, wieder aufgenommen zu werden“, so Andersen, der betonte, wie hoch er die sportliche Leistung der paralympischen Sportler einschätzt. Er habe mit seinem Enkel viele paralympische Wettbewerbe in Rio de Janeiro im Fernsehen verfolgt und erlebt, welche Leistung dort erbracht werde. In diesen Kreis der Sportarten gehöre Segeln. „Der paralympische Segelsport kommt zurück“, zeigte sich Andersen sicher. Es seien bereits viele nationale Verbände, die sich dafür stark machten.

Bei einem Zuschlag für die Para World Sailing WM dürfte sich die Kieler Woche einmal mehr als Vorreiter präsentieren. „Wir möchten die Einheit der olympischen und paralympischen Klassen erhalten“, so Ramhorst. Mit dem ersten Auftritt der foilenden Nacra 17 Klasse und einer möglichen Para Sailing WM gebe es zwei Highlights in der Kieler Woche 2017 (17. bis 25. Juni). 2018 folgt dann das Sailing World Cup Finale im Rahmen der Kieler Woche(16. bis 24. Juni 2018). „Wir freuen uns, die Welt des Segelns und World Sailing in Kiel willkommen heißen zu können“, blickte Ramhorst nach vorn.

Bereits vor der Wahl Andersens zum Präsidenten waren die Termine des SWC bis 2020 festgelegt und das Finale 2017 nach Santander und 2018 nach Kiel vergeben worden. Doch der Däne gilt eher als Kritiker des SWC. „World Sailing hat mit und beim World Cup viel probiert. Aber wir müssen neu überlegen und sind eigentlich zurück am Anfang. Der Sailing World Cup sollte der Vermarktung des Segelsports helfen, aber es ist viel zu teuer geworden“, so der Däne. Dabei seien auch die olympischen Kampagnen der Aktiven zu teuer, und eine Vermarktung sei nicht leichter geworden, erklärte Andersen, dem nachgesagt wird, dass er nichts gegen eine Abschaffung des SWC hätte. In Kiel sprach er sich zunächst für ein „Überdenken“ aus.

Als Präsident freute er sich auf die Zusammenarbeit mit Nadine Stegenwalner, die als erste Deutsche ins Präsidium gewählt worden ist. „Ich bin ja schon eher jung, aber sie ist extrem jung“, so der gut gelaunte Andersen in Kiel. Die Sportdirektorin des Deutschen Segler-Verbandes ist seit 2005 in verschiedenen Gremien des Weltsegler-Verbandes tätig und sitzt nun im achtköpfigen Präsidium. In Kiel gab es eine Woche nach der gemeinsamen Wahl ein erstes informelles Treffen bei Curryessen und Guinness-Sekt-Gemisch.

Nach zahlreichen Arbeitstagungen wird es 2017 ganz sicher ein weiteres Treffen in Kiel geben. „Ich weiß noch nicht, ob ich segeln werde, aber da sein werde ich ganz sicher“, blickte Andersen in Richtung Kieler Woche 2017, um daraufhin unverzüglich vom Präsidenten des Deutschen Segler-Verbandes, Dr. Andi Lochbrunner, eingeladen wurde. „Wenn Du möchtest, lasse ich Dich selbstverständlich auch ans Ruder“, so Lochbrunner, der mit seiner „Resolute“ konsequent bei den Offshore-Wettfahrten im Rahmen der Kieler Woche startet. Rücksicht auf so viel Präsidenten an Bord dürfte die Konkurrenz allerdings nicht nehmen. Denn an Bord sind sie auch nur ganz normale Segler.

Quelle: Herrmann Hell

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