Segel-Speedrekord: Paul Larsen präsentiert die Verbesserungen der „Vestas Sailrocket2“

Mit Hightech gegen den „kleinen simplen Kiter“

Eine neue Runde im Kampf um den Segel-Speedrekord über die 500 Meter ist eingeläutet. Der gebürtige Australier Paul Larsen hat die Neuentwicklung seiner Speedrakete, die „Vestas Sailrocket2“ (VSR2), gezündet.

Die orange Zigarre mit Ausleger und Flügelsegel hat die Werft in Cowes auf der Isle of Wight verlassen und befindet sich auf dem Weg nach Namibia, wo der nächste Rekordversuch im April in der Walvis Bay gestartet werden soll.

Zu schlagen sind die 55,65 Knoten des Kitesurfers Rob Douglas. Und Larsen ist zuversichtlich, dass das möglich sein wird. „Welche Geschwindigkeiten mit der Speedrocket erreicht werden können, ist eine der häufigsten Fragen, die uns gestellt werden. Wir glauben, dass 60 Knoten möglich sind. Aber zunächst gilt es, den Rekord zu knacken. Wir haben alle Arbeit in dieses Projekt gesteckt, um diesen kleinen simplen Kite-Surfer zu überbieten“, sagt Larsen.

Die ÜberschlagVerhinderer Unterwasserhaken (1) wirkt dem Segeldruck entgegen, während der Winganhang (2) für Lift und reduzierte Verwirbelungen sorgt.

Die Evolutions-Stufe „VRS2“ weist einige entscheidende Veränderungen im Vergleich zu seinem Vorgänger auf. Auffällig über Wasser ist das abgeknickte Flügelsegel am Ende des backbordseitigen Auslegers. In einer Größe von einem Viertel des Hauptsegels steht der Flügelansatz in einem Winkel von etwa 120 Grad ab.

Ist das Vortriebssegel in Fahrt aufgestellt, so schwebt der Flügelansatz plan über der Wasseroberfläche.  Daraus ergeben sich zwei Funktionen. Zum einen sorgt der Lifteffekt dafür, dass sich die Rakete schon bei 15 Knoten Geschwindigkeit aus dem Wasser hebt.

Zum anderen komprimiert das Profil die durchströmende Luft zwischen Wasseroberfläche und Flügelunterseite. Das verringert bremsende Verwirbelungen. Alles zusammen verspricht sich Larsen davon einen Effektivitätsvorteil gegenüber dem alten Modell, der bis zu sechs Knoten mehr Speed bringt.

Zweite Auffälligkeit, die in voller Fahrt wirkt, ist ein Hydrofoil an der Steuerbordseite des Hauptrumpfes. Auch der ist abgeknickt und wird bei voller Fahrt in einem Winkel von 30 Grad ins Wasser geklappt.

Das Doppel-Cockpit ist im Bugbereich der Zigarre. Der Rumpf ist zum scheinbaren Wind ausgerichtet.

Insbesondere die runde Flügelbiegung soll dann für Stabilität sorgen und die Rakete auf dem Wasser halten, damit es nicht wie das Vorgängermodell bei 52 Knoten Speed abhebt und sich bei einem Rückwärtssalto selbst zerlegt.

Dritte Neuerung ist die verdrehte Anordnung von Überwasserrumpf und Unterwasserschwimmern. Während der windschlüpfrige Überwasserpart so angestellt ist, dass er die Nase direkt in den scheinbaren Wind hält und damit möglichst wenig Angriffsfläche bietet, gleiten die drei wulstigen Schwimmer und ihre Finnen in Fahrtrichtung durch das Wasser.

Da die VRS2 für die Starkwindbedingungen an Namibias flacher Küste optimiert ist, kann es nur mit Wind von Steuerbord segeln und hat daher nach links verdrehte Unterwasserschwimmer.

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In voller Fahrt gleitet Larsen, dessen Cockpit in der schmalen Zigarre kurz hinter dem vorderen Schwimmwulst liegt, nur noch mit den Unterseiten der drei Schwimmer über das Wasser, außerdem sind der Hydrofoil und das Ruder, das unter dem vorderen Schimmer liegt, im Wasser.

Die technischen Daten:
Leergewicht: 275 kg
Länge: 12,2 m
Breite: 12,2 m
Segelfläche gesamt: 22 m2
Vortriebssegel: 18 m2

2 Kommentare zu „Segel-Speedrekord: Paul Larsen präsentiert die Verbesserungen der „Vestas Sailrocket2““

  1. stefan sagt:

    …nun, das Kiter so 1:1 zu den „Seglern“ gezählt werden, halte ich nicht für richtig. Zumal ja auch das Konzept des „Antrieb“ etwas unterschiedlich ist.

    • T.B. sagt:

      Lieber „stefan“!

      Da möchte ich wiedersprechen.

      Die Diskussion ist auch offiziell in den letzten Jahren beigelegt worden. Ein Unterscheidung gibt es nicht mehr.
      „Und das ist auch gut so“!!!

      Wo soll man denn dann anfangen zu differenzieren?

      Da ging for 25 Jahren mit den Windsurfen los… ist das denn ein Boot???….

      Also ich finde Alles was die Relativgeschwindigkeit zwischen Wasser und Wind ausnutzt SEGELT!

      Übrigends unterscheiden sich das Antriebskonzepte der Sailrocket und eines Kitesurfers gar nicht so stark von einander. Die Sailrocket funktioniert ja auch über ein freischwebendes Segel das ohne eine Moment aufzubringen direkt gegen die Wasserflosse(n) wirkt.

      Nur das ein Kitesurfer viel „seetüchtiger“ ist, der fährt nähmlich nach seinem Run einen turn, läuft ein bischen Höhe halst nochmal und fährt seinen nächsten Run. … und Sailrocket… macht einen Run (und zerlegt sich hoffentlich nicht selbst dabei 😉 stoppt, wird dann auseinandergebaut, zurückgeschleppt…..usw….

      LG
      T.B.
      P.S. Ich bin übrigends Windsurfer und Segler, und finde es gut das segelreporter.com immer wieder auch die Leistungen von Surfern und Kitern anerkennt.