Segler des Jahres 2020: Laser-Weltmeister erobert die Stimmen der Fans

Buhl im Endspurt zum Titel

Dieser Mann kann Endspurt, das hat er bereits 2018 bewiesen: Innerhalb weniger Wochen gewann er damals zunächst den Gesamt-Worldcup nach Fotofinish gegen seinen norwegischen Trainingskumpel Hermann Tomasgaard und kurz darauf die Kieler Woche in einer Millimeter-Entscheidung gegen den Briten Elliot Hanson. Jetzt hat Philipp Buhl wieder zugeschlagen. Auf den letzten Metern der Fan-Abstimmung von Segelreporter und Sail24 in Kooperation mit dem Deutschen Segler-Verband schaffte es der Allgäuer: Philipp Buhl ist Deutschlands Segler des Jahres 2020!

Das herausragende Ereignis in 2020: Philipp Buhl jubelt als erster Deutcher überhaupt über WM-Gold, ist damit ein heißer Anwärter auf eine Olympia-Medaille. © Jon West

Lange hatte es in der Fan-Abstimmung nicht nach diesem Erfolg ausgehen. Doch die letzten Tage des Online-Votings mischten die Wahl noch einmal gehörig auf. Die Fans des olympischen Sports waren aktiviert worden und stimmten für Buhl. Es ist unbestritten eine gute Wahl der User von Segelreporter und Sail24, denn 2020 gelang dem 31-Jährigen Historisches: Erstmals in der Geschichte der Laser-Klasse triumphierte ein Deutscher bei der Weltmeisterschaft. 20 Jahre ist es her, dass ein deutsches Team einen WM-Titel in einer olympischen Klasse gewann (2000 wurden Roland Gäbler/Rene Schwall Tornado-Weltmeister, gewannen ein halbes Jahr später Olympia-Bronze). Für Buhl selbst war es die Krönung nach einem Jahrzehnt in der absoluten Weltklasse des olympischen Sports.

Die Abstimmung zum/zur Segler*in des Jahres ist eine Aktion des SVG-Verlages in Kooperation mit dem DSV und durch Unterstützung der boot, Pantaenius, Bootspunkt, Wempe, Steiner und Garmin

Bereits 2010 hatte er seinen ersten Worldcup gewonnen, 2012 folgte mit dem Gewinn der Europameisterschaft der erste internationale Titel. 2015 hatte der Sportsoldat sein erfolgreichstes Jahr: Er wurde sowohl Vize-Europameisterschaft als auch Vize-Weltmeister. Doch Buhl musste auch Niederlagen einstecken: 2016 kam er zur WM nicht über Rang acht hinaus, bei den Olympischen Spielen vor Rio verpasste er gar das Finale der Top-Ten. Aber Deutschlands Vorzeigesegler blieb dran: Bereits 2018 meldete er sich mit WM-Bronze auf dem Podium der Weltbesten zurück. Und 2020 dann die Krönung: Bei der WM im vergangenen Februar in der ehemaligen Olympia-Stadt Melbourne (1956) herrschten seine Bedingungen. In beständig starken Winden ließ der Allgäuer der Weltelite keine Chance: 12 Wettfahrten, zehn Top-Ten-Platzierungen, vier Siege. Keiner der 124 Konkurrenten konnte ihm das Wasser reichen. Philipp Buhl setzte sich in der Phillip Bay die Laser-Krone auf.

Da ist das Ding: Als erster Deutscher gewinnt Philipp Buhl im Februar die WM-Trophäe der Laser. © Jon West

Damit galt Philipp Buhl auch bei der Wahl zum/zur Segler*in des Jahres 2020 als großer Favorit. Doch es schien ganz anders auszugehen als erwartet. Bei dem Online-Voting, das vom 16. Dezember bis zum 15. Januar lief, setzten sich zunächst die Seesegler deutlich ab. Es zeigte sich, dass neben der Leistung vor allem die Aktivierung der eigenen Fan- und Supporter-Gemeinde entscheidend für die Wahl werden sollte. Buhl aber wollte genau das nicht: Die Leistung und nicht der Auftritt in den Social-Media-Kanälen sollte für sich sprechen, daraus machte der langjährige Athleten-Sprecher des DSV auch keinen Hehl. Doch die Formel „Taten statt Eigenlob“ ging nicht auf. In der letzten Woche der Abstimmung rief der Weltmeister via Facebook und Instagram zum Voting auf, und die Unterstützer sprangen sofort drauf an.

Social Media gehört inzwischen dazu: Obwohl er es nicht mag, aktivierte schließlich auch Philipp Buhl seine Fans. Foto: Facebook Screenshot

Schnell ging es auf Platz drei, die beiden Topplätze aber schienen zu weit weg. Der letzte Tag aber krempelte die Wahl noch einmal um. Mit einem wahren Ansturm auf den Server gingen für die Top-Ränge zahlreiche Stimmen ein, und in der letzten Stunde zog Buhl auf Platz eins. Der Allgäuer ist damit Deutschlands Segler des Jahres 2020.

Die „Haspa Hamburg“ feierte unter dem Zuckerhut den frühen Sieg des Jahres 2020. © Alec Smith

Die lange führende Crew der „Haspa Hamburg“ unter Skipper Torben Mühlbach landete schließlich auf Rang zwei. Sie hatte vor einem Jahr mit dem Sieg bei der Atlantik-Regatta Cape2Rio für ein frühes Segel-Highlight in 2020 gesorgt. Auf Rang drei kam Lennart Burke. Der junge Stralsunder legte einen mitreißenden Einstieg in die Szene der Offshore-Segler hin, begeisterte mit seinen Auftritten die Fan-Gemeinde und bereitet sich nun auf sein erklärtes Ziel, die Teilnahme am Mini-Transat 2021, vor. Vor Buhls Endspurt lagen die 49erFX-Europameisterinnen Tina Lutz/Susann Beucke auf einem Podiumsplatz bei dieser Abstimmung, wurden schließlich Vierte.

Lennart Burke lieferte starke Ergebnisse in seiner ersten Saison unter der französischen Elite ab. Foto: Johan Müller

Insgesamt gingen 48.945 Votings bei dieser Wahl ein.

Endergebnis Wahl zum/zur Segler*in des Jahres:

  1. Philipp Buhl, Laser-Weltmeister (24,9 %)
  2. Torben Mühlbach, „Haspa Hamburg“, Sieger Cape2Rio (23,5 %)
  3. Lennart Burke, Überraschungs-Newcomer in der Mini-Szene (21,6 %)
  4. Tina Lutz/Susann Beucke, 49erFX-Europameisterinnen (17,1 %)
  5. Jan-Jasper Wagner/Maximilian Stein, „Homanit“, Amateur-Weltmeister Melges 32 (6,5 %)
  6. Heiko Kröger/Clemens Kraus, erste Inklusions-Weltmeister (2,3 %)
  7. Michael Zittlau, SMC Überlingen, Champions-League-Sieger (1,7 %)
  8. Erik Heil/Thomas Plößel, WM-Bronze 49er (< 1 %)
  9. Leonie Meyer/Florian Gruber, EM-Silber Formula Kite Mixed Relay (< 1 %)
  10. Marcus Brennecke, „Hatari“, Weltmeister Club Swan 50 (< 1 %)
  11. Sebastian Kördel, EM-Silber iQ-Foil (< 1 %)
  12. Tim Fischer/Fabian Graf, 49er-Europameister (< 1 %)
  13. Christian Schwörer, „La Pericolosa“, WM-Dritter Melges 32 (< 1 %)

8 Antworten zu „Segler des Jahres 2020: Laser-Weltmeister erobert die Stimmen der Fans“

  1. Ballbreaker

    sagt:

    Herzlichen Glückwunsch an Philipp!

    Über die Jahre wieder immer sehr gute und konstante Leistungen auf absolutem Spitzenniveau mit (bis auf ganz wenige Ausnahmen) stetiger Verbesserung. Mental richtig stark geworden!

    So wirds was bei Olympia (hoffentlich findet es statt….)!!!!

  2. Segler123

    sagt:

    Schade, dass es Unmut über den Ablauf dieser Abstimmung gibt. Mit einer ausgereifteren Abstimmfunktion hätte man das bestimmt vermeiden können. Auch ich habe mich gewundert, dass ich mehrfach abstimmen konnte. War auch zwangsläufig notwendig wenn man sich mal den Zwischenstand anschauen wollte. Wenn es wirklich stimmt, dass bei den Wahlen hier (Segler des Monats, Segler des Jahres) diejenigen gewinnen, die ein besseres Skript/ Computer Bot laufen haben, würde ich das sehr schade finden. Ich glaube, auch in anbetracht der ja schon sehr guten Preise und dem Prestige eines solchen Gewinns, darf es sowas nicht geben. Ich glaube im Jahre 2021 ist die Digitalisierung soweit fortgeschritten, dass es besser geht. Auch wundert es mich, dass die Abstimmung, zumindest scheint es so, nicht um Mitternacht geschlossen wurde sondern erst am 16. Januar. Alles bisschen undurchsichtig und komisch.

    Naja, ich gratuliere auf jeden Fall allen ganz herzlich zur Normierung und Philipp Buhl zum Gewinn. Ich hoffe man liest und hört auch in Zukunft von allen.

  3. Anonym

    sagt:

    Diese Abstimmung ist alles, aber nicht ordnungsgemäß abgelaufen. Punkt Mitternacht lag ein anderes Team vorne, dann holte Buhl auf einmal noch gut zwei Prozentpunkte auf, obwohl die Abstimmung geschlossen war? Kann gerne mit Screenshots belegt werden – schwache Leistung, meine Herrschaften!

    1. Max Anonym

      sagt:

      Sag doch bitte wer Du bist, wenn Du sowas schreibst!
      Torben oder Lennart?

      Ich würde sagen der beste deutsche Segler 2020 hat gewonnen.

  4. Betrüger

    sagt:

    Schön mit einem Skript und dem Inkognito-Modus zum Sieg ?
    Mehrfachabstimmung war nie leichter)

  5. SeRo

    sagt:

    Aber er gewann erst 20 min nach Deadline 0.00!?!!
    Ein etwas merkwürdiges Ergebnis, zur Deadline lag noch jemand anderes vorn!

    1. TiefseePerle

      sagt:

      Tja, politisch sicher motoviert.
      So eine kleine Verschiebung nach der Deadline schnell passieren.
      Der Sieg fühlt sich sicherlich bitter an!

  6. Frage

    sagt:

    Glückwunsch!
    Aber wie geht es eigentlich, dass jeweils die Segler des Monats nominiert sind, und jetzt 13 Teams zur Auswahl standen? Da passt doch was nicht.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert