Violette Dorange übernimmt Le Cam IMOCA: Erst im Opti über den Kanal nun die Vendée Globe

Die Weichen sind gestellt

Sie hat den unbedingten Willen zu einer Vendée Globe-Teilnahme schon vor einem Jahr verkündet. Doch keiner wollte so richtig daran glauben. Jetzt hat die 21-jährige Violette Dorange Le Cams berühmt-berüchtigten No Foils-IMOCA „Hubert“ übernommen. Die Kampagne steht (fast) vollständig.

Violette ist ein Phänomen. Selbst in der an außergewöhnlichen Typen nicht gerade armen Hochseesegelszene sticht diese junge Frau mit ihren gerade mal 21 Jahren schillernd heraus. Violette Dorange ist das, was man einen Shooting Star auf See nennen könnte: extrem jung, klares Ziel vor Augen, Durchsetzungsvermögen, Wille zum Sieg.

Im Opti durch den Ärmelkanal

Was hat sie nicht schon alles in ihrem jungen Seglerleben realisiert. Spektakuläre Törns im Opti (über den Ärmelkanal und die Straße von Gibraltar), zwei Mal französische Meisterin im 420er, eine Bronzemedaille bei den Weltmeisterschaften (ebenfalls 420er), eine Mini-Transat (respektabler Rang 16 in der Serienwertung als jüngste Teilnehmerin), drei intensive Jahre auf dem Figaro und und und… Geht’s noch kerniger für eine Frau, die gerade mal in die Twenjahre gekommen ist?

Violette Dorange in Action © Le Bars/Devenir

Und jetzt das: Violette Dorange wird mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit an der Vendée Globe 2024 teilnehmen. Die Weichen sind gestellt, ein IMOCA übernommen und selbst die Klassenvereinigung bestätigt, dass Mademoiselle Dorange auf der „richtigen Route“ segelt. Nur die üblichen Hürden wie Qualifikationsmeilen und -regatten und der eine oder andere zusätzliche Sponsor müssen noch genommen werden. Doch das sind alles Kleinigkeiten für eine wie Violette.

Hervorragende Solitaire du Figaro-Platzierung

Das eingangs erwähnte „Herausstechen aus der Masse“ ist übrigens nur sinnbildlich gemeint. Denn Violette Dorange ist, ähnlich wie eines ihrer ganz großen Vorbilder Ellen MacArthur, eine eher kleine, zierliche Person. Die sich jedoch als wahres Energiebündel entpuppt, wenn es aufs Ganze geht. Mit dem unbedingten Willen zur Realisierung ihrer meist äußerst ambitionierten Projekte, zeigt sie sich, ihren Fans und Gönnern sowie ihrer Segel-Konkurrenz, dass alles eine Frage des Engagements an der Sache ist. Motto: „Wenn ich ganz fest etwas erreichen will, dann schaffe ich das auch!“

Zuletzt hat sie das mit ihrer Figaro-Kampagne veranschaulicht. War bei ihrer ersten Saison 2020 schon die Teilnahme ein echter Erfolg (inklusive Rang 9 bei der Transat en Double, lediglich vier Stunden hinter den Erstplatzierten), krönte sie im letzten Jahr ihre Figaro-Auftritte mit einem hervorragenden Rang 10 bei der berühmt-berüchtigten Solitaire du Figaro.

Man muss sich das mal vorstellen: Als 20-Jährige reüssiert sie im Haifischbecken der Figaro-Klasse. Zum Vergleich: Olympionikin Sanni Beucke schaffte (allerdings in ihrer ersten Saison) Rang 31 von 34 und der Deutsche Profisegler Jörg Riechers finishte die legendäre Etappen-Regatta auf Rang 21.

„Als wäre ich allein an Bord.“

In der Szene ist man sich sicher, dass ihr bedingungsloser Einsatz und schließlich auch ihre Regatterfolge in der Figaro-Klasse die Gründe für Jean le Cams Interesse als Coach und Förderer an dieser jungen Seglerin sind.

Mit Jean Le Cam vor der IMOCA-Übergabe auf Guadeloupe © Dorange

Schon kurz nach seiner letzten Vendée Globe-Teilnahme hat „le Roi Cam“ Andeutungen gemacht, dass er seinen IMOCA „Hubert“ sehr gerne einer jungen Seglerin überlassen würde. Vorausgesetzt, sie bekommt das nötige Kleingeld für eine anständige Vendée Globe Kampagne zusammen. Kurz darauf sah man Violette Dorange mit Le Cam vor Port La Foret auf Hubert trainieren. Rückblickend sagt sie heute zu diesen ersten gemeinsamen Schlägen auf dem Atlantik: „Was mich wirklich gewundert hat, war das unbedingte Vertrauen, das Le Cam von Beginn an in mich setzte. Gleich die ersten Halsen und Wenden fuhr ich so, als sei ich alleine an Bord. Le Cam gab höchstens Ratschläge – den Rest erledigte ich von Beginn an an selbst.“

Doch so richtig glaubten selbst die Optimisten in der Hochseeszene nicht an eine Vendée Globe Teilnahme der talentierten, quirligen Seglerin. „.Eindeutig zu jung“ hieß es und als Totschlagargument hörte man öfter „erst mal Hörner abstoßen auf den Ozeanen“. Andrerseits war ein Alan Roura bei seiner ersten Vendée Globe Teilnahme auch nur 23 Jahre jung. Und hatte deutlich weniger Regattaerfolge vorzuweisen.

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Michael Kunst

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