Stephan Bodens Kolumne: Klares „Nein“ zu Chemieklos

In den Tannenwald geschissen

Auf vielen Kleinkreuzern werden sie oft als einzige Toiletten-Möglichkeit angeboten und angepriesen: die Chemieklos. Dabei gibt es schon seit längerer Zeit eine viel bessere Alternative.

Auf Gisela gibt`s nur einen Eimer. Foto: Stephan Boden

„Nein. Es gibt Fragen, auf die ich nur mit diesem einen Wort antworte. Und es gibt eine Frage, die mir, seit ich mehr oder weniger öffentlich mit Kleinzkreuzern segle, immer wieder gestellt wird. Die Frage lautet: “Hast Du so ein Chemieklo an Bord?”

Diese Chemieklos sieht man auf kleineren Segelbooten ständig. Sie stehen irgendwo im Salon unter einer Klappe, mitten im Raum oder in einem extra dafür einlaminierten Kasten. Meistens heisst es dann: “Ach super, sogar eine Toilette”, ohne darüber nachzudenken, was für schreckliche Nebenwirkungen sich dahinter verstecken. 

 

Die Antwort auf die Frage, ob ich ein solches Klo habe, ist deshalb folgense: Nein. Und zwar aus Überzeugung. Ich hasse diese Chemieklos. Und das aus vielerlei Gründen.

  • Sie stinken

Da hat jemand gedacht, er sei ein ganz gewitzter Typ. „Ich baue ein Klo, verkaufe Chemiekalien dazu, die so doll und künstlich nach irgendwelchen Aromen riechen, damit man die Ausscheidungen nicht riecht.“ Leider klappt das in der Praxis nicht. Denn die Chemie stinkt. Wenn sich dann noch jemand auf die Brille setzt und das verdaute Grillzeug vom Vorabend reinzimmert, dann kommt dieser Geruch dazu. Dann wird der Haufen von der Duftnote „Nadelbaum“ umschmeichelt und beide Düfte zusammen versprühen unter Deck den Geruch, als hätte jemand in einen Tannenwald geschissen. Bei 35 Grad im Schatten ist das nicht Vergnügungssteuerpflichtig. Zumal diese Klos immer in kleinen Booten Anwendung finden, der Geruch also komprimiert unter Deck steht.

  • Das Ausleeren ist die HÖLLE

Schon mal so ein Klo ausgeleert? In vielen Häfen gibt es keine Möglichkeit dazu. Dann wird es ins Klo gekippt. Und das plätschert, riecht und tröpfelt anschließend noch. Spätestens nach dem dritten, deutlich zu hörenden “Gluck” spritz das Zeug gegen das Ärmelbündchen der Segeljacke. Allein der Weg mit den schwappenden Ausscheidungen – bitte nicht!

  • Sie sehen hässlich aus

Alle diese Lösungen, auch teils von Werften angeboten, sind bei genauer Betrachtung nicht gerade das, was man mit Seefahrerromantik in Verbindung bringt. Da schmückt man sich den Innenraum mit maritimen Instrumenten, kauft sich schöne Polster und dann steht dort irgendwo immer mitten im Kleinkreuzer-Raum eine Plastiktoilette herum.

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8 Antworten zu „Stephan Bodens Kolumne: Klares „Nein“ zu Chemieklos“

  1. Mic Hael

    sagt:

    @Stephan Boden: Wie sieht denn die Entsorgung der Trenntoilette aus? Häfen, Campingplätze und Womo-Stellplätze sind nach meiner bisherigen Erfahrung für die Entsorgung von Chemie-Toiletten eingerichtet, aber Trenntoiletten? Ich möchte mir eigentlich keinen Hafen vorstellen, bei dem das über den normalen Müll erfolgt.

    1. Grasbrook

      sagt:

      Das ist doch gerade der Witz. Flüssigkeit 1:10 mit Wasser verdünnt in die Botanik. Feststoffe im Biobeutel entweder in den Restmüll oder auf den Kompost.

      1. Mic Hael

        sagt:

        Ich mag mir das gar nicht vorstellen, aber ich will da auch niemandem etwas unterstellen. Ich wüsste nur gern, wie das in Praxis funktionieren soll (z. B. in einem Hafen wie Maasholm). Aber vielleicht sagt ja @Stephan noch was dazu.

        1. Flüssigkeit geht ins Klo. Und die kompostierbaren Beutel in den Kompost. Ansonsten kann man auch in den Häfen fragen. In jedem Fall alles ohne Chemie. Im Caravan Bereich ist das heute fast Standard.
          Übrigens wird auch auf den IMOCAs getrennt. Als die beim TOR nach Kiel fuhren, hat jemand von schwimmenden Beuteln geschrieben, die er gesehen hat.

          1. Mic Hael

            sagt:

            „Flüssigkeit ins Klo“ geht in Ordnung.
            „Kompost“ in einem Hafen, auf einem Camping- oder Womostellplatz habe ich bisher noch nicht gesehen. Ich befürchte, das fragen da auch nicht weiterhilft. Die Beutel landen dann wahrscheinlich doch eher im normalen Müll.
            „Schwimmende Beutel“ finde ich auch nicht so dolle. Erinnert mich an die Beutel mit Hundekot, die fürsorgliche Hundebesitzer in der Landschaft deponieren. Ich denke, der Beutel ist da eher hinderlich.
            Solange es keine vernünftige Infrastruktur für die Entsorgung von Trenntoiletten gibt, halte ich die Chemie-Toiletten für die bessere Wahl, zumal sie auch ohne Chemie betrieben werden können.

  2. christian1968

    sagt:

    Einspruch Euer Ehren. Wir haben auf unserem (gebrauchten) Boot als erstes das Seewasser-Klosett ausbauen lassen und das in den 4 Jahren, die wir das Boot jetzt haben, NIE bereut.
    Dafür wurde eine kleines Porta Potti eigebaut und wir benutzen es nur fürs kleine Geschäft. In den Abwassertank kommt ein kleines bisschen (Bio) Sanitärzusatz und das Zeug riecht wirklich angenehm.
    Und das Ausleeren ca. 1 x pro Woche ist echt kein Ding und spritzen tut da nix. Und eklig riechen auch null.
    Dafür können wir jederzeit und vor allem nachts mal schnell auf‘s Klo hüpfen und das Hafenbecken bleibt komplett sauber. Das große Geschäft wird im Hafen erledigt.
    Hat sich mega bewährt und ist sehr zu empfehlen.

    1. Ihr esst halt gute Sachen! 😄 Wenn Du das erste Mal auf ner Trenntoilette sitzt, wirst Du an mich denken. (Ich weiss nicht, ob ich das gut finde 😉) Viele Grüße!

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  3. MAUERSEGLER

    sagt:

    …agree, gibt’s von Boxio auch in praktischem Euro-Box-Maß

    Davon abgesehen tut es ein Chemie-Porta auch geruchsfrei, wenn man auf das große Geschäft verzichtet. Hat mir jahrelang bei Urlaubsreisen den Hals gerettet, weil die zahlreichen kleinen und großen Damen im
    Bulli während der Fahrt „konnten“, wenn sie mal wieder „mussten“. Aber heute würde ich auch trennen!

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