Zwei Fälle in der letzten Zeit zeigen sehr anschaulich, wie problematisch manche Segel-Youtube-Kanäle sein können. Es werden oft Welten verkauft, die es kaum gibt und wenn etwas schief geht, wird ein klickrelevanter Grund ausgedacht oder wie im jüngsten Fall ein neuer Kanal gegründet, um gleich mit einem echten Hammer zu starten. Die Follower jubeln. Der Segler staunt.

Es gibt eine sehr merkwürdige Beziehung zwischen YouTube und Segeln. Manchmal scheint es, je weniger Ahnung jemand vom Zweiten hat, desto besser funktioniert das Erste. Ein fragwürdiger GFK-Eimer, keine Erfahrung, eine Drohne, ein paar pathetische Sätze über das große Abenteuer, cineastische Musik aus der Free-Library und das Motto „Lebe deinen Traum“ – schon wird aus einem fragwürdigen Projekt mit deutlichen Risiken eine angebliche Erfolgsstory. Was nicht passt, wird weggeschnitten. So läuft das Spiel.
Tatventure liefert dafür dieser Tage das passende Anschauungsmaterial. Kaum ist die erste Rostlaube in England entsorgt, steht schon das nächste Boot im Bild, diesmal ein ziemlich ausgelutschter, problematischer GFK-Eimer und wieder begleitet von der gleichen Mischung aus Selbstüberschätzung und zurechtgelegten Geschichten. Kritik von Seglern mit Kenntnissen wird freundlich weggelächelt, weil sie den Erzählfluss stört. Warnungen von erfahrenen Segler, die vom Kauf abraten, werden einfach nicht kommentiert und schon gar nicht beachtet. Stattdessen unzählige Kommentare nach dem Motto „wie toll, dass ihr euren Traum lebt!!!“ – und die werden natürlich beantwortet.
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