In den letzten Jahren ist immer wieder versucht worden, Monohulls durch einen Innovationsmix zu optimieren. Die ZOOM 585 geht mit einem unüblichen Rumpfkonzept ganz andere Wege.
Die meisten Innovationen bedienen sich des Superleichtbaus und nutzen ein superschlankes Wellen durchschneidendes Vorschiff oder das Gegenteil, dem Plattbug, einen Neigekiel oder Turbo-Kiel, anstellbare Schwerter und übergroße Segelflächen. Es wurde zum Teil großer Aufwand betrieben und viel Kapital eingesetzt, letztendlich konnten Verbesserungen erzielt werden, ohne einen großen Durchbruch zu erreichen.
Die Frage „Können Einrümpfer so schnell sein wie Katamarane?“ kann, wenn man das ganze Spektrum der Einsatzmöglichkeiten betrachtet, nicht mit Ja oder Nein beantwortet werden.
Wie weit man allerdings gekommen ist, zeigte die letzte Transat beim Vergleich der IMOCAs mit den Multihulls. Während IMOCAs die Starkwindzonen aufsuchten, bevorzugten die Multihulls mittlere bis leichte Winde und waren trotz der Umwege in etwa gleich schnell. Wenn man jedoch nicht die Auswahl wie bei diesem großen Rennen zwischen starkem, mittlerem und leichtem Wind hat, kommen die unterschiedlichen Eigenschaften der Bootsformen viel stärker zum Tragen.
Mehrrümpfer werden bei leichtem und mittlerem Wind die Nase vorne haben, spezielle Monohulls wie IMOCAs könnten ihnen bei starkem Wind und extremer Welle Paroli bieten.
Der Bereich, der bisher die unbestrittene Domäne der leichten Sport- und Strand- Katamarane war, nämlich geringe Windgeschwindigkeiten von weniger als 1 bis 3 kn, wird ihnen jetzt durch die ZOOM 585 streitig gemacht, aber sehen sie selbst.
Die ZOOM 585 wurde von Paul Mader konstruiert und baut auf einem unüblichen Rumpf- und Segelplan-Konzept auf. Bei Leichtwind konnten in der Kombination erstaunliche Geschwindigkeiten erzielt werden.
Mit seinen Konstruktionen hat Mader schon in den achtziger Jahren nicht nur unter den Theoretikern, sondern auch ganz praktisch unter den Seglern für Furore gesorgt. Die ZOOM 919 war damals dem Tornado ebenbürtig und ihm in ihren Allroundeigenschaften überlegen.
Die Erkenntnisse aus mehr als 25 Jahren intensiver Untersuchung der Eigenschaften von Rümpfen, die nach dem maderform-Konstruktionsverfahren entwickelt und gebaut wurden, sind in die Linien der ZOOM 585 eingeflossen. Dieses Konstruktionsprinzip, die maderform-Linien, sind sowohl für Segelschiffe, Motorboote und kommerzielle Schiffe bereits erfolgreich eingesetzt worden. Bei diesem Verfahren wird ein schlanker Nurflügel für das Unterwasserschiff verwendet.
Die ZOOM 585 ist das bisher kleinste Boot, aber die effektivste Weiterentwicklung für ein Segelboot nach diesem Prinzip. Die Jolle ist in der Grundversion nicht mit Trapezen sondern mit Ausreitflügeln ausgerüstet, um sie für einen größeren Seglerkreis handelbar zu machen. Der Prototyp wird seit seiner Fertigstellung auf seine Eigenschaften getestet. Die Tests sind noch nicht abgeschlossen, aber die bisherigen Ergebnisse für Leichtwind ermutigen uns das Boot vorzustellen.
Die ersten Tests mit Rigg und Segeln vom 49er (erste Variante der 49er Besegelung) zeigten nicht nur den geringen Widerstand des Rumpfes (praktisch keine Wellenbildung im kritischen Geschwindigkeitsbereich, nur eine Wirbelstraße vom Heck weglaufend, wie bei einem Einer-Rennruderboot, ist zu erkennen) sondern auch, dass die Zoom 585 die Segelfläche des 49er auf allen Kursen tragen konnte.
Neues Konzept für die Besegelung der ZOOM 585
Um die guten Allroundeigenschaften der ZOOM 585 nutzen zu können, wurde ein neues Konzept für die Besegelung entwickelt. Die maßgeschneiderte Segelgarderobe stammt aus der Zusammenarbeit mit Jens Nickel von der Segelwerkstatt Stade und ist in dieser Weise für eine Jolle nicht üblich.
Das Großsegel (15,4 qm) kann gerefft werden, um auch Freizeitseglern und Anfängern das Segeln bei viel Wind zu ermöglichen. Die S-Fock (6,9 qm) ist als Rollfock ausgelegt. Es gibt als großes Vorsegel eine am Bugspriet gefahrene Topgenua (19 qm).
Diese Topgenua wird auf allen Kursen gefahren und ersetzt die sonst üblichen Vorwindsegel, als da sind Reacher, Gennaker bzw. Spi. Das Handling ist unkompliziert, denn die Topgenua wird am Bugspriet auf einem Roller gefahren.
Mit einem der genannten üblichen Widerstandssegel erreicht man vor dem Wind im besten Fall ca. 50 – 60 % der Geschwindigkeit des wahren Windes. Windstärken von einem Knoten und weniger sind sehr unstet. Die Folge davon ist, der dafür übliche Gennaker bzw. Reacher steht, wenn überhaupt nicht kontinuierlich, fällt oft in sich zusammen und liefert nicht den für eine nennenswerte Geschwindigkeit notwendigen Vortrieb.
Die Topgenua der ZOOM 585 wird jedoch beim Kreuzen vor dem Wind nicht wie ein Widerstandssegel zusammen mit dem Großsegel aufgefiert, sondern dicht geholt, eventuell mit einem Schrick in den Schoten, wie auf einem Halbwind- oder Raumschschotskurs, also als ein Auftrieb erzeugendes Segel gefahren. Nur so kann der niedrige Rumpfwiderstand für die beeindruckenden Geschwindigkeiten genutzt werden.
Die Topgenua ist auch ein ideales Leichtwindsegel für alle anderen Kurse. Damit erreicht das Boot schon bei Windgeschwindigkeiten um einen Knoten auf Amwind- und raumen Kursen Geschwindigkeiten von 2 bis 4 Knoten und vor dem Wind bei dieser Windgeschwindigkeit eine Bootsgeschwindigkeit von mehr als 2 Knoten. Ein weiterer Vorteil der Topgenua ist die Vereinfachung der Segelmanöver, da der bisher notwendige Segelwechsel bei Änderung des Kurses entfällt.
Ein leichter Rumpf mit einer großen Segelfläche kombiniert gilt als Garantie für ein hohes Geschwindigkeitspotential. Die ZOOM 585 entspricht so gar nicht dieser gängigen Vorstellung. Die ZOOM 585 ist segelfertig 87 kg schwerer als der 49 er und 45 kg schwerer als der FD. Zu den Rennkatamaranen ist der Gewichtsunterschied noch größer: Eagle 18 ist 115 kg leichter, A-Cat 135 kg leichter.
Eine hohe Segeltragezahl ist für viele, die sich mit den Eigenschaften von Booten beschäftigen, der aussagekräftigste Wert für ein hohes Geschwindigkeits-Potenzial. Die Segeltragezahl beträgt inklusive einem Mannschaftsgewicht von 150 Kilo für die Zoom 585 6,58, für den 49er 7,09 und für den FD 6,33. Die Werte für die o.g. Katamarane liegen bei 7,41 und 7,03.
Geringer Widerstand – der entscheidende Vorteil der ZOOM 585
Welchen Vorteil hat die ZOOM 585 dann, der es möglich macht, mit ihm unter Leichtwindbedingungen auf allen Kursen schneller als der Wind zu segeln. Zwei Gründe, geringes Gewicht und damit große Segelfläche im Verhältnis zum Gewicht, entfallen. Es bleibt nur noch ein Grund für die hohen Geschwindigkeiten bei Leichtwind übrig: geringer Widerstand.
Der entscheidende Vorteil ist der widerstandsarme Rumpf. Der Widerstand steigt mit zunehmender Geschwindigkeit bei der ZOOM 585 nur linear und nicht exponentiell an. Ein Widerstandsbuckel „Hump“, der überwunden werden muss, kann nicht entstehen. Es wird von Anfang an am Bootsboden Auftrieb erzeugt und nicht erst wenn das Boot wie bei den bisher bekannten Jollen und Skiffs zum Überwinden des Humps bei überkritischer Geschwindigkeit angestellt wird. So kann auch die mit der Anstellung einhergehende Instabilität des Bootes im Surf nicht auftreten. Einziger Wermutstropfen spektakuläre Sturz- und Kentervideos werden von der ZOOM 585 selten zu sehen sein.
Der Widerstand des Rumpfes ist so gering, dass die ZOOM 585 mit einer Topgenua von gerade mal 19 m² bei Windgeschwindigkeit kleiner als 1 Knoten Downwind doppelt so schnell wie der wahre Wind läuft.
Aber die ZOOM 585 ist nicht nur für Leichtwind ideal: schon bei 3 – 4 Knoten Wind fährt das Boot bei halbem Wind und Raumschots Geschwindigkeiten von 8 bis 10 Knoten. Auch hoch am Wind überschreitet die ZOOM 585 bei diesen Windgeschwindigkeiten die kritische Geschwindigkeit von 5,6 Knoten.
Die Zoom 585 ist ein Boot mit großem Geschwindigkeitspotential, mit besten Allroundeigenschaften und sie ist einfach und unkompliziert zu segeln.
Der wesentliche Punkt ist jedoch, Segeln macht Spaß. Auf das Vergnügen beim Segeln braucht man mit der ZOOM 585 nicht zu verzichten, auch wenn wieder wie so oft fast kein Wind weht.
Kontakt: HYCOM GmbH, Krefeld
hycom@hycomgmbh.de
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