69F Monohull Flieger: Bodensee-Brüder Steidle für GER – Finne siegt nach Drogen-Prozess

Feuer entfacht

Der Finne Janne Järvinen (46) verpasste die Olympischen Spiele im Nacra17, weil er in einen großen Drogenschmuggler-Prozess verwickelt war. Nun foilt er wieder auf höchstem Niveau.

Die internationale Rennserie der 69F gehört zu den spannendsten aktuellen Entwicklungen der vergangenen Jahre. Trotz eines unglücklichen Timings beim Start in der Corona-Krise, scheint die neue fliegende Bootsklasse für dreier oder vierer Crews, die mit bis zu 35 Knoten Speed Vollgas-Videos am laufenden Band erzeugt, den Geist der Zeit zu treffen.

Neben der Flotte in Europa gibt es eine in den USA, wo schon der deutsche Youngster Lucas Hesse (22) startete. Und nun haben sich zum europäischen Saisonauftakt in Valencia zehn Crews zusammengefunden.

Die zehn Boote Flotte vor Valencia. © 69F

Die Regatta wurde dominiert vom dänischen ex 49er-Skipper Allan Nørregaard (41), der 2012 in London Olympia-Bronze gewann und danach fünf Jahre Nacra17 segelte. Sein Team startete aber unter finnischer Flagge, weil es von Janne Järvinen (46) finanziert wird, der seinerseits ein erfolgreicher Nacra17-Segler war.

69F kurz vor dem Kontrollverust. © 69F

Allerdings geriet Järvinen weniger durch große sportliche Erfolge in die Schlagzeilen als durch seine Verwicklung in den Katiska Fall. Vor einem Jahr wurden 54 Personen wegen Drogen- und Geldwäsche-Delikten angeklagt und 30 zu mehr als zwei Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Darunter Järvinen, den eine zweieinhalbjährige Gefängnisstrafe erwartete, die er aber anfechten wollte.

Järvinen als Mittelmann und Finanzier des siegreichen finnischen F1 Projekts. © 69F

Der Finne wurde daraufhin von seinem Verband nicht für die Olympischen Spiele nominiert, die er mit Steuerfrau Sinem Kurtbay bestreiten wollte. Aber die Situation hielt ihn nicht davon ab, ein neues Projekt im 69F zu starten. Er verpflichtete den Dänen Nørregaard als Steuermann, nachdem dieser ihn auch im Nacra17 gecoacht hatte und mit dem er 2019 schon nationaler F18 Katamaran-Meister wurde.

Dazu kam der Spanier Iago López Marra (32) an Bord, der im vergangenen an der Vorschot von Diego Bootin als Vierter nur denkbar knapp das 49er Olympia-Duell um Bronze gegen die deutschen Trainingspartner und Freunde Heil/Plößel verloren hatte. So ist es kein Wunder, dass dieses internationale Promi-Team nach intensivem Winter-Training sieben von neun Rennen in Valencia gewann.

Die Steidle-Brüder bei ihrer ersten 69F-Regatta. © 69F

Im Reigen der schnellen Foiler findet sich erstmals auch ein deutsches Team. Die Brüder Konstantin, Jonathan und Matthias Steidle haben das German Youth Foiling Project gegründet und sind für den Bodensee Yacht Club Überlingen gestartet, für den sie auch oftmals in der 1. Segelbundesliga aktiv waren.

Sie segelten bei ihrer Premiere auf einen guten sechsten Platz und konnten auch mit einem zweiten Rang im dritten Rennen ihr Potenzial andeuten. Die Steidles haben in verschiedenen Kombinationen für den BYCÜ schon zwei Youth-Championsleague-Siege gefeiert. Steuermann Konstantin Steidle hat als Deutscher Optimist-Meister viel Talent nachgewiesen. Er segelte dann im 420er auf WM-Niveau, stieg in den 470er um und wurde 2017 im DSV-Bundeskader gefördert. Dann beendete die Sport-Karriere als in diesem Jahr mit dem Ingenieur-Studium in München begann. Die neue Bootsklasse 69F hat das Feuer für den Sport neu entfacht.

Ergebnisse 69F CUP EUROPE Valencia 2022

Entspannte Pause. © 69F
Das Cockpit des Mono-Foilers. © 69F

 

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