Bei der Transat Café L’Or befinden sich noch 36 Zweihand-Crews der Class40 auf dem Weg über den Atlantik. Es kam zu einer erstaunlichen Beinahe-Kollision an der Spitze und einem extremen Split mit zeitweise 1000 Meilen Querabstand. Hat Susann Beucke die richtige Seite erwischt?

Das war knapp. Das Franzosen-Duo Robert Follin/Jules Bonnier segelt seit Tagen Seite an Seite mit Guillaume L’Hostis/ Antoine Le Manchec und versucht bei der Transat Café L’Or auf der kürzeren Nord-Route möglichst schnell nach Martinique zu kommen. Auf den Plätzen drei und vier kämpften sie im 36-Boote-Feld um einen Spitzenplatz. Dabei wäre es fast zu einem Crash gekommen.

L’Hostis filmt, wie sein Gegenüber knapp hinter dem Heck passieren will, sich verschätzt und mit flatterndem Spinnaker ausweichen muss. Das war so sicher nicht geplant. Wie ärgerlich, wenn der Bugspriet am Heckkorb hängen geblieben wäre.




Aber dieser kleine Zwischenfall ist längst in Vergessenheit geraten. Denn inzwischen liegen beide Teams in der Flaute und scheinen den erhofften Coup nicht landen zu können. Ihre strategische Option mit der nördlichen Route gestaltet sich aktuell problematisch. Vor wenigen Stunden wurde das erste Boot der Süd-Flotte erstmals trotz des deutlich längeren Weges vor ihnen geführt. Nun werden beide Teams auf den Plätzen 6 und 7 geführt und dümpeln in der Flaute.

Selten hat es bei dieser Regatta in modernen Zeiten des Computer-Routings eine so große Diskrepanz zwischen den Modellen gegeben. Acht Crews hatten kurz nach den Azoren den Blinker rechts gesetzt und sich damit weit vom Gros des Feldes entfernt. Auch Vendée Globe Sieger-Legende Michel Desjoyeaux entschied sich für den Norden und dürfte damit einige Gegner zum Grübeln gebracht haben.
Aber der Altmeister verlor mit seinem Neubau den Anschluss an die Schnellsten und segelt dort nun schon als 17., 350 Meilen hinter dem besten Nord-Duo Corentin Douguet/Axel Trehin. Die scheinen auf ihrem Lombard-Neubau (Lift v3) „SNSM, Faites un don“ noch Chancen auf den Sieg zu haben. Im Süden kommen Cédric Chateau und Guillaume Pirouelle schneller voran – müssen aber noch 40 Meilen aufholen.
Es wäre eine erstaunliche Wendung der Geschichte, wenn die beiden diese Regatta gewinnen könnten. Denn mit ihrer Yacht Seafrigo – Sogestran erlebten sie vor zwei Jahren bei derselben Regatta wenige Stunden nach dem Start eine unverschuldete Kollision. Sie segelten mit einem großen Loch im Rumpf nach Le Havre zurück und das Schiff wurde per Truck nach Lorient transportiert.

Im März 2024 erlebte das Schiff dann ein weiteres Drama. Auf der Rückreise von der Caribbean 600, wo es knapp gegen Burke/Fink triumphiert hatte, wurde es vom Blitz getroffen und trieb nach der Rettung der Crew als Geisterschiff auf dem Atlantik. Offenbar konnte es geborgen und bestens für die aktuelle Regatta vorbereitet werden.

Aus deutscher Sicht steht Susann Beucke in der Class40 im Blickpunkt des Interesses. Sie segelt mit der Französin Sasha Lanièce über den Atlantik, die den Frauenrennstall „Les Déferlantes Sailing Team“ gegründet hat und mit der Class40 186 Alderan ein gutes Schiff zur Verfügung hat. Das Manuard-Design von 2022 gehörte 2023 und 24 zu den schnellsten der Klasse. Der Italiener Alberto Bona segelte es mit dem Spanier Pablo Santurde Del Arco bei der Transat Jacques Vabre vor zwei Jahren auf Rang drei.

Nun liegen die beiden Frauen damit bestens platziert im Mittelfeld auf Rang 21 und könnten sich noch vor die Nord-Gruppe schieben, wenn deren Option nicht funktioniert.
Video-Rückblick von Susann Beucke, die mit Sasha Lanièce am Start ist:
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Hier erklärt Susann Beucke ihre Erleichterung darüber, dass das Routing-Programm überhaupt die Süd-Route als eine strategisch mögliche Option vorgegeben hat. Ohne diese hätte sich ein deutlich anderes Rennen ergeben – kürzer zwar, aber zeitweise mit härteren Abwind-Bedingungen:
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