Die Segler Downunder litten lange unter den Corona-Lockdowns. Nun ist ihre Saison in vollem Gange. Ein sonst rivalisierendes Promi-Goldmedaillen-Trio zeigt, dass es auch ohne Flügel noch ganz gut fliegen kann.
Nathan Outteridge, Iain Jensen und Tom Slingsby gehören aktuell zu den besten Seglern der Welt. Sie haben sich ihre Meriten als australische Olympiasieger (2012) im 49er (Outteridge, Jensen) und Laser (Slingsby) verdient, machen ihr Geld aber längst in den wichtigsten Profi-Ligen.
Dort treffen sie insbesondere beim SailGP regelmäßig als erbitterte Rivalen aufeinander. Outteridge skippert für Team Japan, sein ex Vorschoter Jensen wurde nach dem America’s Cup in Bermuda (mit Artemis) von Ben Ainslie geheuert und der World Sailor Slingsby führt beim SailGP seinen eigenen Foiler-Kat.
Nun segeln sie erstmals zusammen auf einem Boot. So haben Outteridge und Jensen ausreichende Zeit, um den SailGP Crash von Sydney zu diskutieren, als Jensen seinen ex Steuermann um alle Siegchancen brachte. Ob sie sich auch America’s-Cup-Geheimnisse verraten? Outteridge ist vom Team New Zealand geheuert, Jensen vom INEOS Team Britannia. Slingsby wartet noch auf einen Vertrag. Nun aber tritt das Trio erst einmal gemeinsam in Belmont auf dem Lake Macquarie knapp 100 Kilometer nördlich von Sydney bei der nationalen Meisterschaft der 16ft Skiffs an.
Slingsby erklärt, wie es zu der überraschenden Kombination gekommen ist. „Das Segeln im Trapez ist natürlich nicht meine Stärke“, sagt der Einhand-Spezialist. „Ich trage also für Nath und Goobs ein bisschen Unterhaltung bei. Sie gehören in dieser Disziplin schließlich zu den Besten, die es je gab.“ Bis 2016 dominierten sie in der 49er-Klasse mehr als zehn Jahre.
Es sei „super beeindruckend“ zu sehen, wie ihre Dynamik immer noch funktioniere, auch wenn sie schon seit fünf Jahren nicht mehr miteinander segeln. „Sie wissen, was der andere denkt. Es ist eine Ehre für mich, mit diesen Jungs zu segeln. Wir haben großen Spaß.“ Man habe sich kürzlich zufällig in Belmont getroffen und den 16-Fuß-Skiffs des Clubs zugesehen. Dabei kam die Idee auf. „Wir dachten: ‚Warum nicht bei der Meisterschaft mitmachen?‘. Es ist schließlich selten, dass wir alle im selben Land sind und keine Verpflichtung haben. Und wir haben viele Freunde in der Klasse.
Abgesehen davon haben Nathan, Iain und ich schon öfter darüber gesprochen, mal zusammen zu segeln. Wir sind schließlich jahrelang immer nur gegeneinander angetreten – in Nathans und meinem Fall seit etwa 30 Jahren.“ Glücklicherweise habe ein Freund sein Boot bereitgestellt und so konnte man über die Weihnachtstage gut eine Woche gemeinsam trainieren. Outteridge erklärt, es sei nur seinem geringeren Körpergewicht zu verdanken, dass er am Steuer sitze. Slingsby habe immerhin ein wenig Erfahrung am Draht im A-Cat gesammelt, mit dem er 2012 bei der WM teilnahm.
Wie stark das Trio in den Manövern agieren kann, zeigt eine Momentaufnahme von einer Halse. Moth-Champ Slingsby hängt früh am Draht:
Dabei haben sich die drei Champions keine leichte Aufgabe ausgesucht. Die 16ft-Skiff-Klasse weist in Australien eine hohe Leistungsdichte auf. Die 74 Kilogramm leichten und nur 4,9 Meter kurzen Karbonrümpfe setzen an dem langen Bugsrpiet einen 45 Quadratmeter großen Gennaker. Zwei Riggs sind erlaubt aber eben nur zwei Trapeze. Dadurch können die Skiffs von dem sitzenden Steuermann besser kontrolliert werden als etwa ihre größeren, bekannteren Brüder, die 18-Footer.
Zur Meisterschaft treten aktuell 45 Crews an, darunter viele Top-Athleten der australischen Segelszene. So sind die Spitzenreiter nach fünf Rennen keine Überraschung. Nathan Wilmot und Malcolm Page gewannen gemeinsam 2008 Olympia-Gold im 470er, und Page wiederholte das Kunststück 2012 mit Steuermann Matt Belcher. Im 16-Footer bestätigen sie nun die große Klasse und haben sich noch kein echtes Streichergebnis geleistet.
Aber auch das Aussie-Dreamteam liegt auf Rang drei gut im Rennen und noch in Schlagdistanz. Ein Tagessieg gelang den Foiler-Spezialisten schon, allerdings mussten sie auch einen 11. Platz verschmerzen.
Zu den klingenden Namen gehören aber auch Moth-Spitzensegler Scott Babbage (8.), 49er-und Match-Race-Spezialist David Gilmour (6.) oder der internationale 505er Klassenpräsident Michael Quirk (4.). Allen ist gemein, dass sie das Segeln mit den schnellen Gleitern in vollen Zügen genießen. Die Meisterschaft dauert noch bis zum 8. Januar.
Ergebnisse 16ft Skiff Australian Championship 2022 (5 Rennen)
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