Die erste Hürde auf dem Weg zum Mini-Transat-Teilnahme des Offshore Team Germany ist genommen. Das Ergebnis von Morten Bogacki und Robert Stanjek beim Saison-Auftakt lag allerdings deutlich unter den Erwartungen des Duos. Dafür brillierte ein anderer Deutscher.
Beim Auftakt der Mini 6.50-Saison vor dem französischen Lorient ist Hendrik Witzmann eine hervorragende Leistung gelungen. Der ex Match-Racer, Soling-Segler und Drachen-Spezialist (EM-Vize 2015) ist beim Plastimo Lorient Mini Race 2019 mit seinem erfahrenen schweizer Partner Simon Koster (Minitransat Dritter 2017) auf Rang sechs der Gesamt-Flotte (68 Boote) und zwei der Serien-Wertung (47 Boote) gelandet.
Das Duo lag mit dem Pogo3-Design von 2016 in der Serien-Wertung sogar bis zum letzten Schlag an der Spitze und hielt bei den schnelleren Prototypen mit. Aber dann rauschte ein Exemplar der neuen Serien-Wunderwaffe vom Typ Maxi Plattbug vorbei.
Die 951 von Jean-Marie Jézéquel und Benoit Hantzberg war im Glitsch teilweise vier Knoten schneller als die Deutsch-Schweizer Crew. Sie sahen auch schon den zweiten neuen Maxi im Rückspiegel. Aber Hugo Dhallenne und Franck-Yves Escoffier konnten ihre 979 noch nicht so sehr beschleunigen, wie die Kollegen an der Spitze.
Ärger nach einem zähen Rennen
Enttäuscht waren dagegen die Besatzung des zweiten deutschen Bootes auf dem Kurs. „Es gibt nichts zu beschönigen: Wir wollten ein anderes Ergebnis als Platz 19 unter den 68 Startern und Rang 10 in der Gruppe der Protos. Aber so ist das im Sport, man muss auch Enttäuschungen verkraften“, erklärte Robert Stanjek. Er ärgerte sich nach einem zähen Rennen unter schwachen Winden auf Zwei-Drittel des Kurses vor allem über die Rundung der Belle Ile, dem südlichsten Punkt des 230 Seemeilen langen Kurses.
„Wir hatten uns gerade wieder in eine vernünftige Position vorgearbeitet, waren dann aber zu konservativ in der Annäherung an die Insel: Das Routing sagte rechts, das Gefühl links. Wir haben uns daher in der Mitte gehalten und sind schließlich hängen geblieben. Etwas lokale Revierkenntnis hätte uns sicher geholfen.“
So aber rutschten die Franzosen auf der Innenbahn nah an der Insel durch. Lediglich in den 50ern passierte „Lilienthal“ die Belle Ile, setzte dann aber zum Zielsprint und zur großen Aufholjagd an. Endlich kamen mit Winden von 20 bis 24 Knoten aus achterlichen Richtungen die Bedingungen für den Plattbug-Mini.
Am Ende kamen die Reach-Bedingungen
Mit einem Top-Speed von über 13 Knoten preschte das deutsche Duo durch das Feld, sammelte Konkurrent um Konkurrent ein und schaffte schließlich noch den Sprung unter die Top-20 aller Teilnehmer beim ersten gemeinsamen Auftritt.
Da konnte auch OTG-Teammanager Jens Kuphal wieder durchatmen. Er hatte in Berlin am Live-Tracker mitgelitten: „An der Belle Ile mochte ich schon gar nicht mehr angucken. Aber dann kamen zum Glück Reach-Bedingungen. Dafür ist die ‚Lilienthal‘ gebaut.“
Er erinnerte sich an die Plastimo-Regatta im vergangenen Jahr, als die „Lilienthal“ mit Jörg Riechers und ihm selbst als Co-Skipper an Bord in der gleichen Situation war. „Das
Rennen diesmal war wie eine Kopie von 2018. Auch damals sind uns die Locals an der Insel durchgerutscht. Am Ende waren wir 16. unter 58 Teilnehmern und nur siebter Proto, Jörg war damals total genervt vom durchwachsenen Saisonauftakt.“
Stanjek lange am Steuer
So konnte ein Haken hinter dem ersten Rennen der Saison und dem ersten gemeinsamen Auftritt von Morten Bogacki/Robert Stanjek gemacht werden. Trotz Müdigkeit stieg das Duo gleich in die Analyse ein:
„Es war gut, uns seglerisch kennenzulernen“, sagt Stanjek. „Die ersten Meilen sind auf dem Konto. Morten hat bei den Manövern eine starke Performance gezeigt, ich hatte die Möglichkeit, viel zu steuern. Das war wichtig für mich. Aber es hat sich auch gezeigt, dass ein eingespieltes Team das Boot wesentlich schneller wieder auf Topspeed bekommt. Das haben wir schmerzlich erfahren müssen.“ Hinzu kamen ein paar kleine Probleme mit der Ausrüstung. Der Windgeber lief nicht exakt, und die Segelgarderobe ist noch nicht wieder auf Top-Niveau.
Morten Bogacki, der im Herbst das Mini-Transat mit „Lilienthal“ segeln wird, hat aus dem
Saisonauftakt viel Erfahrung gezogen: „Wir waren ohne gemeinsames Training zum ersten Mal gemeinsam auf dem Boot. Und das hat gleich super harmoniert. Unter diesen Voraussetzungen durfte man sicherlich nicht zu viel erwarten. Wichtig war für mich der Input von Robert. Er hat noch mal einen ganz anderen Blick. Die Bedingungen waren lange Zeit schwierig für das Boot. Für leichten Wind und Kreuz-Bedingungen ist
die ‚Lilienthal‘ eben nicht gemacht. Besonders in den Abendflauten haben wir
viel verloren.“
Umso mehr konnten beide die Abschlussnacht genießen. „Das waren defintiv ‚Lilienthal‘-Bedingungen“, schwärmte Bogacki, und Stanjek ergänzte: „Auf diesen Kursen ist
das Boot eine Waffe.“
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