Das vielleicht schnellste Offshore-Segelboot der Welt Banque Populaire XI ist bei seinem ersten Langstreckentest in bedrohliches Wetter geraten. Skipper Armel Le Cleac’h hat das Kenter-Trauma noch im Hinterkopf.
Der brandneue Maxi-Trimaran „Banque Populaire XI“ zeigt seine Fähigkeiten vor einer drohenden Kulisse. Auf dem Testtörn von Lorient im Atlantik nach Port-Vendres im Mittelmer wird der 100-Fußer von Blitzen gejagt und der Wind weht aus schweren Wolken orangefarbenen Sahara-Sand über das Deck. Aber das war für Skipper Armel Le Cleac’h nur nebensächlich. Ihm und der sechsköpfigen Crew inklusive Co-Skipper Kevin Escoffier ging es mehr darum, das vermutete Potenzial auszuloten.
Würde der neue Trimaran halten, was die Designer versprochen haben? Würde er den erhofften Schritt beim Bewältigen des Offshore-Foilings erlauben? Oder würde er wie sein Vorgänger bei zu starker Belastung auseinanderbrechen und als Wrack enden?
„Dieses Trauma ist immer noch in meinem Hinterkopf“, sagt der Skipper in einem aktuellen V&V-Interview. Aber er gibt sich gelassen. Das neue Boot sei im Vergleich strukturell deutlich verstärkt. Und über viele eingebaute Sensoren könne das Team nun deutlich besser verfolgen, welche Lastspitzen auftreten.
130 Prozent im Vergleich zum Vorgänger
Die ersten Meilen sollen nun bestätigt haben, dass die neue Konstruktion den Vorgaben entspricht. Es verhalte sich stabiler als Vorgänger „Banque Populaire IX“ und erreiche höhere Durchschnittsgeschwindigkeiten. Es sei nun möglich, mehrere Tage lang 30-35 Knoten schnell zu segeln. Im Vergleich zu den Geschwindigkeitspolaren von BP IX liege man meist über 100 Prozent und erreiche bis zu 130.
Bei 12-13 Knoten Wind und 22-23 Knoten Bootsgeschwindigkeit beginnt der Flugmodus. Ab 15 Knoten Wind liegt der Speed über 30 Knoten und auch 40 Knoten seien dann schnell erreicht. Dabei hat die Flugstabilität signifikant zugenommen.
Le Cleac’h gibt sich besonders von den Kreuzfähigkeiten überrascht. 30 Knoten habe er zuvor nicht für möglich gehalten. Das sei ein Leistungszuwachs von bis zu 30 Prozent. „Wir haben bereits 44 Knoten Höchstgeschwindigkeit geschafft. Wir werden später auch 50 Knoten sehen. Wir wollen jetzt aber in der Testphase keine Dummheiten machen.“
Es sei viel Arbeit nötig, um die Flüge stabil und locker aussehen zu lassen. „Aber wir müssen die Plattform und die verschiedenen Systeme noch zuverlässiger machen, um unsere sportlichen Ziele für die Transat Jacques Vabre erreichen zu können. Es ist nicht nur der Flug, der zählt. Wir brauchen auch Zuverlässigkeit beim Computer und dem elektronischen Netzwerk, den Batterien, den Segeln… Bis jetzt sind wir bei maximal 30 Knoten Wind gesegelt. Wir müssen bald nach stärkeren Bedingungen Ausschau halten.“
Bei der Mittelmeer-Tournee wird es damit wohl erst einmal nichts. Das Schiff wird bei Sponsoren-Events vorgestellt und ab dem 7. Juli soll es von La Ciotat zurück nach Lorient gehen. Dann soll das Schiff schon gut 10.000 Meilen im Kielwasser haben.
Schreibe einen Kommentar