Vendée Globe: Wie Thomas Ruyant seine Tragfläche absägt – Stunt auf dem Foil

Harte Zeiten

Irre, was diese Typen da draußen bei der Vendée Globe leisten. Der Zweitplatzierte Thomas Ruyant (LinkedOut) filmt sich dabei, wie er auf dem Foil rumklettert und sägt.

Thomas Ruyant sägt die Spitze seines Foils ab.

Harte Zeiten für Thomas Ruyant. Gerade einmal fünf Tage ist es her, dass der LinkedOut-Skipper in Führung lag, nachdem ihm ein Parforceritt im Südatlantik mit 24-Stunden-Bestzeit (515,3 Meilen) gelungen war. Danach lobte er seinen Konkurrenten Charlie Dalin, der mit einigen gut getimten Halsen im Leichtwind-Korridor glänzte und ihn schließlich deutlich distanzierte. Aber schließlich bemerkte er die Risse an seinem Backbord-Foil und das Duell war beendet. Für den Franzosen standen ab sofort andere Dinge auf der To-Do-Liste.

In seinem aktuellen Video von Bord zeigt er, zu welcher Operation der Schaden geführt hat. Er musste auf die Tragfläche klettern um die Spitze abzusägen:

Er erklärt: „Ich hatte gestern viel zu tun, um mich auf den Süden vorzubereiten. Aber jetzt ist alles geregelt. Am Morgen bin ich wieder in den Mast geklettert, um die kleinen Probleme zu beheben, die ich am Mast hatte. Ruyant musste zwei Windanlangen ersetzen und die Fallenschlösser prüfen. Fünfmal hat er sich im Laufe des Rennens jetzt schon die 27 Meter in die Höhe gewuchtet.

Risse an der Tragfläche

Danach begann die Arbeit am Backbord-Foil. Sei Team hatte an Land einen Lösungsplan für das Problem ausgearbeitet. Unter anderem wurden die Optionen im Computer simuliert. Danach fiel die Entscheidung, etwa zwei Meter von der Spitze abzuschneiden.

Allerletzte IMOCA-Foiler-Generation: Verdier-Riss LinkedOut © bouras/TR Racing

Die Risse an dem 280 Kilo schweren Karbon-Tragfläche sind zwar an dem im Rumpf steckenden Teil aufgetreten. Dort, wo die Hebelkräfte am stärksten wirken.  Aber es ging darum, die Kräfte zu verringern, wenn das Schiff wieder unter maximalem Druck mit Wind von Steuerbord segelt. Die Belastungen sollen im Quadrat zur Geschwindigkeit anwachsen.

„Wir haben viel über die Folgen nachgedacht, die das Abschneiden des Foils mit sich bringen. Am Ende galt es, das Hauptrisiko zu vermeiden, dass entsteht, wenn die Tragfläche abbricht und den Outrigger mit der Riggbefestigung oder den Rumpf trifft. Der Foilschacht könnte beschädigt werden und dann hätte ich ein Leck im Boot.“

Zweiten Platz sichern

Nun bestehen keine Probleme mehr. Es fehle eben nur ein kleines Stück, aber so sei es eben nun einmal bei der Vendée. „Das wird mich nicht davon abhalten, schnell zu fahren.“ Team Manager Marcus Hutchinson meint, dass die LinkedOut mit Wind von Steuerbord zwischen zwei und fünf Knoten langsamer sein wird. Mit Wasserballast könne der fehlende Auftrieb ausgeglichen werden. Aber ein wenig soll der Stummel offenbar auch noch helfen – insbesondere im tiefen VMG-Modus vor dem Wind.

Ruyant (blau) löst sich aus der Flaute, wird noch vor dem Feld passieren und Platz zwei sichern können. Aber Dalin ist weg und die Gegner nahe dran.-

Schwieriger für Ruyant war zuletzt eigentlich die Wetterlage. Hut zum Basteln, schlecht, um den zweiten Platz zu halten. Auf Dalin hat er nun schon 260 Meilen verloren. Und es werden noch mehr werden. Denn noch immer zeigt der LinkedOut-Bug nach Süden, statt nach Osten. Aber den zweiten Platz kann er vorerst wohl noch sichern.

Schaden ist ein Rätsel

Für Hutchinson ist es ein Rätsel, warum genau die Strukturprobleme aufgetreten sind. Er sei überrascht, weil die zweite Generation des Foils V2 viel stärker als die erste dimensioniert ist. Dalins Verdier-Tragfläche etwa soll schwächer dimensioniert sein. Ob doch eine unbemerkte Kollision dahinter steckt? Auch Sam Davies segelt mit aktuellen Verdier-Foils und hatte bisher keine Probleme – Story über die unterschiedlichen Foil-Designs.

Hutchinson betont, wie hoch in den vergangenen Tagen der Stressfaktor für Ruyant gewesen sei. Während  seine Gegner im Westen stark aufholten, musste er sich aber auch damit abfinden, dass Dalin davonzog. „Es ist eine große psychische Belastung, sich einem windstillen Gebiet zu sein und nicht zu wissen, wie man da wieder herauskommt, einen großen Vorsprung verloren zu haben und bei jeder Positionsmeldung weitere fünf oder zehn Meilen zu verlieren.“

Aber diese Zeit ist jetzt vorbei. Thomas Ruyant gibt wieder Gas. Ohne Kampf gibt er seinen zweiten Platz nicht auf. Und zumindest mit Wind von Backbord darf er bald wieder zeigen, wozu der zuletzt schnellste Foiler im Feld in der Lage ist.

Vendée Globe Tracker

16 Antworten zu „Vendée Globe: Wie Thomas Ruyant seine Tragfläche absägt – Stunt auf dem Foil“

  1. PL_jouninikolai

    sagt:

    On helppo sanoa täältä
    Yhtä. Sun toista

  2. PL_jouninikolai

    sagt:

    Alles gut

  3. schaerenkreuzer

    sagt:

    Ernsthaft, das ist doch dem Ozean egal, ob in 5km Tiefe 2m Foil liegen… das ist noch nicht mal homöopathisch…

    1. eku

      sagt:

      Doch, … die Wirksamkeit verhält sich umgekehrt proportional zur Wirkstoffkonzentration
      Da sollte man nicht mit scherzen 😉
      Mit den Schamanen darf man sich nicht anlegen .. gibt böse Prognosen (Karma etc …)

      LG eku

  4. PL_sachser

    sagt:

    Da machen die immer auf Umwelt Bewusstsein und dann müllen sie den Ozean voll? hätte man leicht und ohne Gefahr für das Boot sichern können.

    1. Till

      sagt:

      Dann erklär mir Mal wie du das alleine mit einer imoca und ziemlich begrenzten Mitteln an Bord, möglichst ohne Zeit zu verlieren, machen würdest…und vor allem wo du das Teil die nächsten 45 Tage Lagern willst, der für das Material härteste Teil steht denen Noch bevor.

      1. Hanz Franz

        sagt:

        Mhm. Du scheinst dich mit der Sache ja gut auszukennen, aber einen möglichen Protest zu vergessen.

        Fakt ist:
        1) In Zeiten wo beim spinnaker setzen nicht mal Wollgarn ins Wasser fallen darf würde mich nicht wundern wenn er einen Protest verlieren würde. Er hätte ja auch aufgeben und nach Kapstadt düdeln können wenn die Sicherheit des Schiffes gefährdet ist.
        2) Wie angemerkt wurde eben nicht mal der versucht unternommen den Teil des Foils zu Bergen. Er hat also absichtlich die Entscheidung getroffen, die Umwelt zu verschmutzen.
        3) wenn nun ein shit Storm daraus entsteht, erhält 1) mehr Gewicht. Siehe auch den Aufwand, den vestas betrieben hat.

        Wie sind denn deiner Meinung nach die Chancen in einer protestverhandlung?

        1. Till

          sagt:

          Da hast du möglicherweise Recht, allerdings kann man bei der vendee Globe extrem viel aut die Sicherheit des Bootes abschieben, das ganze war garantiert mit der Regattaleitung abgesprochen, so wie so ziemlich alles was die Segler während der Regatta machen und aus Sicherheitsgründen wird man diese Vorgehensweise wohl genehmigt haben, damit würde dein Protest ins Leere laufen. Abgesehen davon wird keiner der Konkurrenten deshalb einen Protest Anstrengen, immerhin würden sie in der Situation ähnlich handeln wollen.

          Die Sicherheit der Yacht hat einen ganz anderen Stellenwert wenn du dich damit alleine ca 1000sm vom nächsten Hafen entfernt befindest von gefahren die bei so einer Aktion für den (auf dem Foil stehenden) Segler Entstehen können wolle. Wir schon gar nicht reden, wenn der sich bei der Aktion irgendwie in der Leine verheddert und über Board geht kann ihm niemand helfen. Bis die mögliche Rettung da ist ist er schon lange ertrunken, Sicherungsleine hin oder her. Gut möglich dass die Wettfahrtsleitung ihm sogar genau dieses Vorgehen aufgetragen hat um jegliche gefahren auszuschließen. Es ist was völlig anderes ob dir auf einem See oder bei einer Regatta in Küstennähe, mit einem Feld welches maximal über 1-2sm verteilt ist, etwas über Board geht und du es zu sichern versuchst oder ob das jemand mitten auf dem Meer mit dem nächsten Segler 40sm entfernt versucht. Entsprechend sind auch die Prioritäten andere, hier steht die Yacht und der Segler immer an allererster Stelle und es wird grundsätzlich nichts gemacht was auch nur ein bisschen unnötige Gefahr für den Segler bedeutet. Die Chancen hier mit einem Protest erfolgreich zu sein tendieren gegen null.

  5. Alexander Greil

    sagt:

    ich finde es sehr schade das der rest des folis ins wasser gefallen ist man hätte ja ein loch in den abschnitt reinbohren können eine leine anknöpfen und die sache wäre gut gewesen. Da kann jetzt keiner sagen das wäre nicht und überhaubt das war pure faulheit.

    1. Jörg

      sagt:

      Hmm, was mag wohl das abgesägte Stück wiegen? Und wie geht man sicher, dass das Foilstück beim Hinterherschleifen und an Bord zerren nicht den Rumpf oder einen Anhang (Ruderblatt, Hydrogenerator) beschädigt. Vielleicht stand die Sicherung des Schiffs hier an erster Stelle. Deshalb wurde der Foil wohl auch abgesägt.

      1. Alexander Greil

        sagt:

        Ich hätte eine lange leine genommen und dan wärees nachgezogen worden. Zudem stand das boot fast still

        1. Till

          sagt:

          Das abgeschnittene Stück Foil wiegt ca 150-200kg, erklär mir Mal wie genau du dieses 2meter Monstrum an Board bekommen willst, nach der letzten VG hat Thomson in einem Interview in dem es um die Gerüchte um sein ersatzfoil ging erklärt dass die Fouls jeweils ca 450kg Wiegen. Und die letzte Generation foils war ca 50% kleiner. Auch wird es ziemlich schwierig das Teil auf dem filigranen Boot irgendwo so zu verstauen dass es keine strukturellen Schäden verursacht. , Diese Boote sind nämlich nur genau an den Stellen Stabil wo sie es auch sein müssen, das Deck hält das bei starken Wellen definitiv nicht aus. Hinterherschleifen ist wohl auch keine Lösung da das Teil sich mit dem Neigekiel, den deckspreadern oder ähnlichem verfangen, der dabei entstandene schaden wäre immens und dann läge im schlimmsten Fall nicht nur 2metet Foil sondern auch noch ein 30m imoca Mast im Meer.

          Nicht falsch verstehen… schön ist das ganze so definitiv nicht, aber geht es in der Situation leider einfach nicht, ich würde auch nicht mein 5 Mio Euro Boot oder nen 400k Euro Mast (mit Rücktransport usw schnell 750k ) riskieren um ein abgesägtes Stück Foil nicht zu versenken. Die Teile sehen immer so leicht und filigran aus aber so ein Foil ist extrem massiv.

          1. esailor

            sagt:

            Till, wie kommst Du auf 150kg? für das Teil?
            Laut Artikel wiegt das gesamte Foil 280kg. Hier wurde max. 1/4 abgesägt, und dann auch noch das schmal zulaufende und dünnere Ende. Also reden wir über max. 1/5 des Gewichtes also ca. 50kg.
            Auch noch viel, aber hätte man vielleicht! händeln können.
            Im Verhältnis, was die Berufsschifffahrt und die asiatischen Mega-Fischereiflotten wahrscheinlich so im Ozean versenken, die Stecknadel im Heuhaufen.

    2. PL_juerghofer

      sagt:

      Alles wäre vermutlich besser, wärst DU auf dem Boot …

  6. und dann in den Ocean plumpsen lassen?!

  7. Kai

    sagt:

    An dieser Stelle wahrscheinlich eher ein Fehler im Laminat als eine unbemerkte Kollision

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