Braschosblog: Die 15 größten Segelyachten der Welt

Wer hat die längste?

"Adix", eine der Schönsten unter den Größten. Zwölftgrößte Segelyacht der Welt. © Adix

„Adix“, eine der Schönsten unter den Größten. Zwölftgrößte Segelyacht der Welt. © Adix

Groß, größer, am größten. Erdmann Braschos hat für SegelReporter die 15 größten Segelyachten der Welt in einer Liste zusammengestellt.

Zwei Bemerkungen vorab: Es ist üblich, die Größe anhand der Länge über Alles zu listen. Das ist ein eindeutiges, aber fragwürdiges Kriterium. Denn die LüA ist neben der Länge über Deck und der Wasserlinienlänge nur eine von drei Längen. Aussagekräftiger ist die Rumpflänge.

Die insgesamt 92 m lange „Eos“ und die 90 m messende „Athena“ sind beide mit etwa elf Meter langen Klüverbäumen unterwegs. „Maltese Falcon“ hat als modernere Konstruktion mit 88 Metern einen annähernd so langen Rumpf ohne Klüverbaum.

Richtig wäre es, die Verdrängung und damit zusammenhängend, das umbaute Volumen einschließlich Deckshäusern, also die sogenannte Bruttoregistertonnage, als Maßstab zu nehmen. Bei der Verdrängung halten sich Konstrukteure und Werften aber bedeckt. Da wird meist geschummelt und es bleibt bei vagen Angaben.

Das liegt daran, dass Yachten beim Bau meist schwerer werden als geplant. Soweit möglich, nennt das Ranking – auf die Werftangaben vertrauend – die sogenannte half load Verdrängung, also mit halbvollen Tanks. Das Problem der Registertonnage ist, dass sie ein abstrakter, errechneter Wert ist, unter dem man sich wenig vorstellen kann.

Ein Beispiel dafür, dass die Verdrängung allein irreführend sein kann ist die ultraleichte, einschließlich Bugspriet 67 Meter lange Ketsch „Hetairos“. Sie wiegt dank cleverer Konzeption und Highend-Bauweise in America’s Cup Technologie ein Drittel bis weniger als die Hälfte ähnlich langer Yachten wie die 650 t verdrängende „Vertigo“ oder die 500 t schwere „Aglaia“.

Bleiben wir also bei aller Fragwürdigkeit bei der schieren Länge über Alles, einschließlich Extremitäten wie Klüverbaum. Sie bietet eine griffige Zahl. Unter einem 110 oder 88 m Dreimaster kann man sich eher etwas vorstellen, als unter einem Schiff mit 1.500 Bruttoregister Tonnen.

Zweitens fällt auf, dass die üblichen Rankings die 1931 in Kiel aufgetakelte „Sea Cloud“ unterschlagen, obwohl sie als Yacht entstand und nach wie vor, wenn auch als Kreuzfahrtschiff, segelt. Im Chartereinsatz laufen aber auch Neubauten wie „Athena“, „Atlantic“ oder Mirabella V“. Deshalb nennt das SR-Ranking die „Sea Cloud“ als größte Segelyacht der Welt.

Nummer 1 „Sea Cloud“ 109,53 m

Viermastbark aus Stahl, Rahsegler-üblicher U-Spant mit innen liegendem Ballast, Deckslänge 81 m, Wasserlinie 77,4 m, Breite 14,95 m, Tiefgang 5,15 m, Verdrängung halb beladen 2.960 t, 2.532 Bruttoregistertonnen, Segelfläche 3.243 qm, Konstrukteur Cox & Sevens, Werft Krupp Germania Werft, Baujahr 1931, Besatzung damals 72. Erste Eignerin Marjorie Merriweather Post. Heutiger Eigner Sea Cloud Cruises. Nach einer abenteuerlichen Eignerfolge und ebensolchem Kurs durch die Weltgeschichte wurde das Schiff in heruntergekommenem Zustand von Kapitän Hartmut Paschburg und vielen Helfern in Panama in einem überführungstüchtigen Zustand versetzt und dann in Kiel für den Luxuscharterfahrt hergerichtet. Website

Nummer 2 „Eos“ 93 Meter

Dreimast-Bermuda Schoner aus Aluminium, Unterwasserschiffsform unbekannt, Deckslänge 83 m, Wasserlinie 71 m, Breite, 13,50 m, Verdrängung halb beladen 1.600 t, 1.500 t GRT, Segelfläche 2.500 qm, Konstruktion Bill Langan, Werft Lürssen, Fertigstellung 2006, Eigner Barry Diller und Diane von Fürstenberg. Dank Rollmasten sehr bequem zu handhaben. Zwei MTU Diesel mit jeweils 2.333 PSDas Schiff soll mehr als 150 Millionen Dollar gekostet haben und wird intensiv vom Eignerehepaar für Törns weltweit genutzt. Platz für 16 Gäste, 21-köpfige Besatzung.

Nummer 3 „Athena“ 90 Meter

Dreimastgaffelschoner aus Aluminium, Langkieler mit flacher Kielflosse und separatem Ruder, Länge über Deck 77 m, Wasserlinie 60,52 m, Breite 12,20 m, Tiefgang 5,77 m, Verdrängung voll beladen 1.126 t, 1.103 Bruttoregistertonnen, Konstruktion Dykstra & Partners, 2.623 qm Segelfläche, Werft Royal Huisman, Baujahr 2004, zwei 2 Tausend PS Caterpillar Maschinen, 19 Knoten, Eigner Jim Clark. Athena wird derzeit für 95 Millionen Dollar, etwa 73 Millionen Euro, zum Kauf angeboten. Auch von seinem Zweitboot, der J-Class Replik „Hanuman“ möchte sich Clark trennen.

Nummer 4 „Maltese Falcon“ 88 Meter

Dynarigg Dreimaster aus Stahl, voluminös U-spantiger Rumpf mit flachem Flossenkiel, LWL 78,3 m, Breite 12,60 m, Tiefgang 6 – 11 m, Verdrängung halb beladen 1.240 t, 1.110 Bruttoregistertonnen, 2.400 qm, Werft Perini Navi, Baujahr 2006, Entwurf des Riggs Dykstra & Partners. Drei freistehende, unverstagte, bis zu 58 m hohe Masten, jeweils 25 t schwer. 75 elektrische Winschen. Sämtliche 15 Segel lassen sich automatisch  innerhalb sechs Minuten setzen. Reisegeschwindigkeit unter Maschine 16 kn, Top Speed unter Maschine 18,5 kn. Das Schiff lässt sich im Notfall innerhalb einer Minute über einen Bremsweg von 180 m von den beiden 1.800 PS Deutz Motoren von voll voraus aufstoppen.

Das Schiff gehört der griechischen Hedgefonds Managerin Elena Ambrosiadou, die es Tom Perkins für 120 der ursprünglich geforderten 165 Millionen Dollar abkaufte. „Maltese Falcon“ kann für 378.000 € die Woche gechartert werden. SR-Info

Nummer 5 „M5“ 75,2 Meter

Größter Einmaster der Welt, moderner U-spantiger Rumpf Hubkiel, GfK-Sandwich mit Vinylesterharz, Wasserlinie 61,50 m, Breite 14,82 m, Tiefgang 4 bis 10,40 m, 765 t Verdrängung, 1.004 Brutto Register Tonnen, 150 t Hubkiel, 2.791 qm Wind Besegelung an einem 90 m Mast, 1.600 qm Rollgenua, Werft Vosper Thornycroft, Konstruktion Ron Rolland, Baujahr 2004, zwei MTU-Motoren mit je 1.090 PS. 16-köpfige Besatzung.

Das Boot wurde als „Mirabella V“ vom langjährigen Avis-Geschäftsführer Joseph Vittoria vermutlich für 75 Millionen Euro als Luxuscharteryacht gebaut und im Juni 2011 an den jetzigen Eigner verkauft. Der lässt es gerade bei der südenglischen Pendenniswerft überholen und mit einem Heckspoiler verlängern. „M5“, wie das Boot neuerdings heißt, soll 2013 wieder segeln. Eigner derzeit nicht bekannt. SR-Info

Erdmann Braschos

Sein Spezialgebiet umfasst Mega-Yachten, Klassiker, Daysailor und Schärenkreuzer. Mehr über Erdmann findest Du hier.

4 Kommentare zu „Braschosblog: Die 15 größten Segelyachten der Welt“

  1. yuammy sagt:

    …hmm, was die „Sea Cloud“ in der Liste soll erschliesst sich mir nicht. Wüsste nicht warum man die als „Yacht“ zählen sollte. Und wenn, warum dann nicht auch Krusenstern oder Sedov? Die sind noch größer.

    • Erdmann sagt:

      ganz einfach, weil die „Seacloud“ ex. „Hussar“ damals als Yacht gebaut wurde und noch segelt. Die „Krusenstern“ oder „Sedov“ entstanden nach meiner Kenntnis nicht als Yachten. Rahsegler dieses Formats waren damals Frachtsegler oder Schulschiffe.

  2. Ketzer sagt:

    Dann sagt Ihr einfach, dass es die Liste der längsten Segelyachten der Welt ist und fertig. 😉

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